Wieder hat der Karl Rauch Verlag es geschafft mich bereits mit der Cover-Gestaltung zu überzeugen. Ich wünschte alle meine Bücher würden so aussehen!
Karl Rauch Verlag // 2021
176 Seiten // 20,00 Euro // Hardcover
Als Martin Oppenländer erkennt wie sinnlos und monoton seine Arbeit letztlich ist, will er nicht länger von ihr abhängig sein. Kurzerhand macht er sich selbstständig. Doch die erhoffte Freiheit stellt sich nicht ein als die Welt auf einmal still steht. Da keine Aufträge hereinkommen, bleibt er in der Abhängigkeit, doch dieses mal nicht von einem Arbeitgeber, sondern vom Staat. Sein Leben scheint komplett aus den Fugen geraten zu sein, ohne Alltag mit einem Job, den er nicht ausüben kann. In dieses Chaos hinein erreicht ihn ein Anruf aus der Vergangenheit - von einer Frau, an die er sich nicht mehr erinnern kann. Als Martin ihr dies gesteht, ist sie zunächst nicht sonderlich erbaut darüber. Trotzdem ruft sie wieder an. Und während er versucht ein Bild von dieser Frau zusammensetzen, werden die Anrufe die Konstante in seinem Leben.
Es geht um Themen wie Fernweh, oder gerade das Nichtbestehen von Heimweh, bei denen der Autor dem Leser immer wieder Räume zur eigenen Reflexion gibt. Alle reden davon, dass sie endlich wieder raus wollen, aber will ich das selbst wirklich? Und wenn ja, was fange ich mit mir an, wo möchte ich hin?
Martin will schon lange aufräumen, aber er ist nicht dazu gekommen, weil er stattdessen damit beschäftigt war, „immer so beschäftigt tun [zu] müssen“. Das ist auch etwas, das mich so sehr an 2020 genervt hat. Eigentlich hätte man in den langen Phasen, in denen man zu Hause ist, so viele schöne Sachen machen können. Stattdessen verlaufen die Tage ineinander und man hat das Gefühl, noch weniger Zeit als sonst zu haben.
Vermutlich würden die wenigsten von uns im nahegelegenen Supermarkt fremde Menschen ansprechen. Und auch sonst vermeiden wir (auf alle Fälle ich!) Kontakt zu Fremden. Aber der Autor greift perfekt das Gefühl verpasster Chancen. Unter normalen Umständen hätten wir viele Sachen zwar nicht getan, aber wir hätten gekonnt. Wie die Lage uns solidarisiert - Martin denkt, dass alle an ihren Fenstern stehen und hinausschauen - so entfremdet sie uns auch voneinander.
„So viele Nachbarn, die er nicht kennt: im eigenen Haus, in den Läden, den Büros auf der anderen Straßenseite. Plötzlich, auf Abstand gezwungen, kommt es ihm vor, als würde er unter anderen Umständen Kontakt zu all diesen Menschen aufnehmen: sie ansprechen, vielleicht sogar berühren, ihnen zuhören. Freundschaften schließen, niemanden übersehen; ein Netz aus lauter Aufgehobenheiten knüpfen. Mit einem Mal empfindet er die ungeheure Schönheit der Gelegenheiten, die er täglich verpasst.
Martin sieht nicht alles schwarz. Stattdessen erkennt er erst jetzt die Schönheit in den alltäglichen Dingen. Auch ich hatte letztes Jahr so ein Erlebnis, als ich durch die Straßen ging und die Straßenbäume richtig bewusst wahr nahm. Man kennt die Gegend um sich herum und wenn man so etwas sein kann, dann würde ich mich definitiv als „Baummensch“ bezeichnen. Aber es ist lange her gewesen, dass ich die Natur direkt um mich herum so bewusst wahrgenommen habe.
Es ist kein „War wäre wenn?“-Roman, aber es geht um Perspektiven des Lebens, (verpasste?) Möglichkeiten und Gelegenheiten. Und was es gerade davon unterscheidet ist, dass Andreas Lehmann seinen Protagonisten nicht den vergangenen Chancen hinterher trauern lässt. Manchmal liegt im Ungewissen viel mehr. Für mich liegt dieses „Mehr“ in diesen zwei Sätzen, die ich euch aus dem Roman herausgeschrieben habe:
„Die größte Bedrohung ist immer die unsichtbare.“
„Das Sonderbare, er weiß es wohl, ist oft genug die Form, die das Wunderbare annimmt, um sich ins Wirkliche zu schmuggeln.“
Wenn ihr mehr zu „Schwarz auf Weiß“ sehen wollt, stellt euch hier der Autor Andreas Lehmann selbst seinen zweiten Roman vor: https://www.youtube.com/watch?v=O2YZV8Qu9OA
Karl Rauch Verlag // 2021
176 Seiten // 20,00 Euro // Hardcover
Als Martin Oppenländer erkennt wie sinnlos und monoton seine Arbeit letztlich ist, will er nicht länger von ihr abhängig sein. Kurzerhand macht er sich selbstständig. Doch die erhoffte Freiheit stellt sich nicht ein als die Welt auf einmal still steht. Da keine Aufträge hereinkommen, bleibt er in der Abhängigkeit, doch dieses mal nicht von einem Arbeitgeber, sondern vom Staat. Sein Leben scheint komplett aus den Fugen geraten zu sein, ohne Alltag mit einem Job, den er nicht ausüben kann. In dieses Chaos hinein erreicht ihn ein Anruf aus der Vergangenheit - von einer Frau, an die er sich nicht mehr erinnern kann. Als Martin ihr dies gesteht, ist sie zunächst nicht sonderlich erbaut darüber. Trotzdem ruft sie wieder an. Und während er versucht ein Bild von dieser Frau zusammensetzen, werden die Anrufe die Konstante in seinem Leben.
Es geht um Themen wie Fernweh, oder gerade das Nichtbestehen von Heimweh, bei denen der Autor dem Leser immer wieder Räume zur eigenen Reflexion gibt. Alle reden davon, dass sie endlich wieder raus wollen, aber will ich das selbst wirklich? Und wenn ja, was fange ich mit mir an, wo möchte ich hin?
Martin will schon lange aufräumen, aber er ist nicht dazu gekommen, weil er stattdessen damit beschäftigt war, „immer so beschäftigt tun [zu] müssen“. Das ist auch etwas, das mich so sehr an 2020 genervt hat. Eigentlich hätte man in den langen Phasen, in denen man zu Hause ist, so viele schöne Sachen machen können. Stattdessen verlaufen die Tage ineinander und man hat das Gefühl, noch weniger Zeit als sonst zu haben.
Vermutlich würden die wenigsten von uns im nahegelegenen Supermarkt fremde Menschen ansprechen. Und auch sonst vermeiden wir (auf alle Fälle ich!) Kontakt zu Fremden. Aber der Autor greift perfekt das Gefühl verpasster Chancen. Unter normalen Umständen hätten wir viele Sachen zwar nicht getan, aber wir hätten gekonnt. Wie die Lage uns solidarisiert - Martin denkt, dass alle an ihren Fenstern stehen und hinausschauen - so entfremdet sie uns auch voneinander.
„So viele Nachbarn, die er nicht kennt: im eigenen Haus, in den Läden, den Büros auf der anderen Straßenseite. Plötzlich, auf Abstand gezwungen, kommt es ihm vor, als würde er unter anderen Umständen Kontakt zu all diesen Menschen aufnehmen: sie ansprechen, vielleicht sogar berühren, ihnen zuhören. Freundschaften schließen, niemanden übersehen; ein Netz aus lauter Aufgehobenheiten knüpfen. Mit einem Mal empfindet er die ungeheure Schönheit der Gelegenheiten, die er täglich verpasst.
Martin sieht nicht alles schwarz. Stattdessen erkennt er erst jetzt die Schönheit in den alltäglichen Dingen. Auch ich hatte letztes Jahr so ein Erlebnis, als ich durch die Straßen ging und die Straßenbäume richtig bewusst wahr nahm. Man kennt die Gegend um sich herum und wenn man so etwas sein kann, dann würde ich mich definitiv als „Baummensch“ bezeichnen. Aber es ist lange her gewesen, dass ich die Natur direkt um mich herum so bewusst wahrgenommen habe.
Es ist kein „War wäre wenn?“-Roman, aber es geht um Perspektiven des Lebens, (verpasste?) Möglichkeiten und Gelegenheiten. Und was es gerade davon unterscheidet ist, dass Andreas Lehmann seinen Protagonisten nicht den vergangenen Chancen hinterher trauern lässt. Manchmal liegt im Ungewissen viel mehr. Für mich liegt dieses „Mehr“ in diesen zwei Sätzen, die ich euch aus dem Roman herausgeschrieben habe:
„Die größte Bedrohung ist immer die unsichtbare.“
„Das Sonderbare, er weiß es wohl, ist oft genug die Form, die das Wunderbare annimmt, um sich ins Wirkliche zu schmuggeln.“
Wenn ihr mehr zu „Schwarz auf Weiß“ sehen wollt, stellt euch hier der Autor Andreas Lehmann selbst seinen zweiten Roman vor: https://www.youtube.com/watch?v=O2YZV8Qu9OA
Wir danken dem Karl Rauch Verlag für das Rezensionsexemplar.
Vorgelesen von
Gianna
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