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Es werden Posts vom März, 2020 angezeigt.

Pamela Hansford Johnson: An impossible marriage

An impossible marriage  hat mich auf eine besondere Weise sehr berührt, ohne rührselig zu sein. Es hat mich dazu gebracht, viele Dinge in einem anderen Licht zu sehen und dem großen Thema Liebe noch eine weitere Facette zu geben. Roman // Hodder & Stoughton // 2018  352 Seiten // 8.99 Pfund // Paperback Für mich waren Christine und Ned von Beginn ein Paar mit der Aussicht auf eine glückliche Zukunft. Beide lieben den anderen innig, aber vielleicht ist gerade das das Problem. Der 12 Jahre ältere Ned liebt Christine so sehr, dass er sich für sie bessern möchte, während Christine sich nicht vorstellen kann, dass ein weltgewandter Mann wie Ned sich wirklich ernsthaft für sie interessieren könnte. Damit bauen sie sich selbst Probleme auf, von denen sie nicht wissen, wie sie sie lösen können. Denn, während Ned stetig seine Liebe beweisen muss, sieht sich Christine aufgrund des Altersunterschieds als ihm unterlegen. Ich habe mir die Frage gestellt, wie viel Liebe man braucht, um geme

Samantha Harvey: The Western Wind

The Western Wind ist ein Buch, über das ich noch lange nachgedacht habe.  Roman // Vintage // 2018 Paperback // 298 Seiten // 8,99 Pfund Es spielt im 15. Jahrhundert in Oakham, einer hundert Seelen Gemeinde in Sommerset. Die nächst größere Stadt ist Bourne, aber Oakham ist ein einsamer, von einem wilden Fluss abgeschnittener, rückständiger Ort. Zwei Versuche eine Brücke über den Fluss zu bauen und Oakham mit der Welt zu verbinden, sind schon gescheitert. Die abergläubischen Dorfbewohner beginnen zu glauben, dass Gott keine Brücke will. Während die anderen Orte zu prosperieren beginnen, setzt der Landlord Townshend von Oakham wider dem Rat des Pfarrers auf Milchwirtschaft. Und wird immer ärmer, genauso wie der ganze Ort. Als am Karnevalsamstag ein toter Mann im Fluss treibend gesehen wird, scheint das Schicksal des Ortes besiegelt. Denn Thomas Newmann, ein reicher Mann aus dem Ort, dem alle zu Dank verpflichtet sind, ist verschwunden. Der Dean, Vorgesetzter des Pfarrers, erschein

Van Goghs Bücher in der Tate Britain

Liebe Leserratten, heute will ich euch von van Goghs Lektüre berichten, die in einer van Gogh - Ausstellung in der Tate Britain zu sehen waren. Auf dem ausgestellten Bild "Still life with platter Statuette" von 1887 hat van Gogh zwei Bücher aus dem französischen Realismus verewigt: Bel Ami von Guy de Maupassant und  Germaine Lacerteux  von Edmond und Jules Goncourt. Bel Ami erschien 1885 und beschreibt ironisch-komisch den beruflichen und gesellschaftlichen Aufstieg des ehemaligen Unteroffiziers Georges Duroy in Paris. Es zählt zu den erfolgreichsten Büchern von Guy de Maupassant. Germaine Lacerteux ist ein anti-romantischer Roman um ein armes Mädchen, dass vom Lande nach Paris kommt. Am 18. August 1876 schreibt Vincent an seine Bruder über seinen Besuch in London: "Es war ein schöner Blick aus dem Zug über London, das im Dunkel lag, St. Pauls und andere Kirchen in der Ferne." In der Tate ausgestellt, waren vor allem Bücher von Charles Dickens wie Oliver

Karin Nohr: Stummer Wechsel

Roman // Größenwahnverlag // 2019  210 Seiten // 15,00 Euro // Taschenbuch  Stummer Wechsel ist eine Geschichte um menschliche Verstrickungen und die Kunst der Selbsttäuschung. Karin Nohr gelingt es hervorragend an der menschlichen Oberfläche zu kratzen und die darunterliegenden Verletzungen und Wunden freizulegen. Es ist erschreckend zu sehen, wie bestimmend verdrängte Erlebnisse und Schuldgefühle sein können. Im Mittelpunkt steht die schwierige Dreiecksbeziehung zwischen Herbert, dem Chorleiter, Melissa, der tragenden Sopranstimme des Chors und Leiterin der Karoline-von-Günderrode-Schule, sowie dem neuen Chormitglied Maria, die zugleich Herberts neue Freundin und Referendarin an Melissa Schule ist. Herbert hat ein Traumata aufgrund seiner sexuellen Erlebnisse im Internat und dem Tod seiner Mutter. Er versucht die gestörte Beziehung zu seiner Mutter durch eine Seelenverwandschaft zu der älteren Melissa zu kompensieren. Auch Melissa hat tiefe Gefühle für Herbert, allerdings tr

Ilinca Florian: Das zarte Bellen langer Nächte

Roman // Karl Rauch Verlag // 2020 160 Seiten // 20.00 Euro // gebunden mit Lesebändchen Das zarte Bellen langer Nächte ist ein typisches Buch über eine verlorenen Seele in der Großstadt Berlin und über das Erwachsenwerden. Nach ihrem Studienabschluss weiß Hannah nicht, wohin ihr Weg sie führt. Sie nimmt verschiedene Jobs an, um sich über Wasser zu halten, so arbeitet sie für das KaDeWe oder auch für Zalando bei der Rücknahme von Kleidungsstücken. Bei vor allem letzteren fand ich einen Eindruck in die Arbeitsweise spannend, doch auch dort hält es Hannah nicht lange. Sie ist in gewisser Weise rastlos, ohne hibbelig zu sein, verloren, ohne orientierungslos zu sein: Hannah ist weder traurig noch besonders glücklich. Sie denkt an früher, als sie oft alleine durch den Wald spazierte, der in der Nähe ihres Gymnasiums lag. Hat sie sich verändert? Überhaupt nicht. Seltsam, der Gedanke. Dass man immer der gleiche Mensch bleibt, es werden nur Jahre, Kleidung, ein wenig Schminke und eine g