Ein grandioses, spannendes Buch, von dem ich keine seiner 928 Seiten missen möchte. London 1884, William Pinkerton liefert sich ein geistiges Duell mit Adam Foole. William ist der Sohn des Gründers der weltbekannten amerikanischen Pinkerton Detektivagentur. Adam Foole ist - ganz entgegen seinem Namen - ein genialer krimineller Kopf und ein Gentleman-Verbrecher.
Steven Price: Die Frau in der Themse
Roman // Original: The Gaslight (2016)
Diogenes // 2021 // Aus dem Englischen von Anna-Nina Kroll und Lisa Kögeböhn
928 Seiten // 14,00 Euro // Taschenbuch
Nach dem Tod seines Vaters setzt Pinkerton die lebenslange Suche seines Vaters nach einem Phantom Namens Edward Shade (wie Schatten) fort. Hinweise führen ihn nach London und zu der geheimnisvollen Charlotte Reckitt. Als er glaubt, sie nach einer langen Verfolgungsjagd endlich in die Enge getrieben und auf der Blackfriars Bridge stellen zu können, springt sie vom Geländer aus in die Themse. Bald werden einzelne weibliche Leichenteile verstreut in London gefunden. Ein aus der Themse gefischter Kopf scheint zu Charlotte zu gehören.
Adam Foole tritt mit seinen Getreuen eine Seereise von Amerika nach London an. Seine große unglückliche Liebe Charlotte Reckitt hat ihn um Hilfe gerufen. Nach einem mißglückten Diamten-Coup, in den auch ihr in der Unterwelt gefürchteter krimineller „Onkel“ verwickelt war, sahen sich Adam und Charlotte auf dessen Betreiben nie wieder. Begleitet wird Adam von dem Riesen und dem Waisenmädchen Molly, einer jungen Diebin. Sie sind seine Ersatz-Familie und gemeinsamen ziehen sie ihre genialen kriminellen Coups durch.
Aus unterschiedlichen Beweggründen, aber trotzdem gemeinsam, machen sich William und Adam auf die Suche nach Charlottes brutalen Mörder. Dies wird sehr gefährlich, denn auch Charlotte war mittlerweile eine berüchtigte kriminelle Größe in Londons Unterwelt geworden. Die Suche führt durch Londons feine Viertel und die, die niemand freiwillig betritt und schließlich sogar in die Kanalisation.
Aber Pinkerton und Adams Geschichte erschöpft sich nicht in der gemeinsamen Suche nach Charlotte. In Rückblenden wird Williams und Adams Geschichte erzählt. Sie macht deutlich, dass Williams Vater sich im Krieg der Süd- gegen die Nordstaaten auf Spionage spezialisiert hatte und einen Spionage-Ring betrieb. Ohne von einander zu wissen, standen sowohl William wie auch Adam in seinen Diensten und erlebten Gräueltaten und Verrat.
Steven Price ist ein fulminantes historischen Epos auf zwei Ebenen gelungen, Es ist hart, unterschwellig aggressiv, zeigt aber auch die verletzlichen Seiten der harten Männerwelt. Die Auflösung ist nicht ganz überraschend, da der Autor geschickt darauf hin führt. Die vielen side effects halten die Spannung des Buches bis zur letzten Seite.
Wir danken dem Diogenes Verlag für das Rezensionsexemplar!
Vorgelesen von
Gisela
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