Vier Jahreszeiten, vierundzwanzig Jahreszeiten oder sogar zweiundsiebzig Jahreszeiten, aber in manchen Ländern gibt es auch nur zwei Jahreszeiten wie warm oder kalt oder Regenzeit und Trockenzeit. Und auch beispielsweise in Frankreich ist es im März nicht überall gleich warm, so dass Früchte und Gemüse unterschiedlich Saison haben können. Was ist dann eigentlich noch saisonal? Und wie passen Jahreszeiten und Haikus zusammen?
Ryoko Sekiguchi: Nagori. Die Sehnsucht nach der von uns gegangenen Jahreszeit
Original: Nagori. La nostalgie de la saison qui sen va
Ryoko Sekiguchi: Nagori. Die Sehnsucht nach der von uns gegangenen Jahreszeit
Original: Nagori. La nostalgie de la saison qui sen va
Matthes & Seitz // 2020 // Aus dem Französischen von Karin Uttendörfer
115 Seiten // 18,00 Euro // Gebunden mit Schutzumschlag
Sekiguchi sagt, dass den Japaner eine besondere Sensibilität für die Jahreszeiten nachgesagt werde und das der traditionelle japanische Kalender vierundzwanzig bzw. sogar zweiundsiebzig Jahreszeiten zähle, was sehr viele Minijahreszeiten bedeute. Weiter gibt es drei Begriffe, die die saisonale Eigenschaft von Lebensmitteln beschriebe: hashiri, sakral, nagori, am ehesten gleichzusetzen mit den Begriffen Frühsaison, Hauptsaison und Nachsaison.
„Eine Nagori-Frucht zum Beispiel ist eine Frucht am Ende der Saison, die überreife Frucht. Sie verabschiedet sich von uns bis zum nächsten Jahr, und wehmütig sehnst du dich schon nach ihr zurück.“
Während die heutige Zeit viel auf hashiri, die Frische, Jugend, und Energie, das knackige und rohe bzw. nur leicht gegarte setzt, liegt in nagori die Süße, die Sehnsucht nach einer Sache, die nicht mehr da ist.
Während ihres Rom-Aufenthaltes in der Villa Medici spürt Sekiguchi besonders den Jahreszeiten nach. Mit den anderen auserwählten Künstlern kann sie ein Jahr in der Villa in materiellem Komfort und in geräumigen Ateliers in Rom arbeiten und leben, „Uns wurde für ein Jahr das volle Leben geschenkt“; aber eben nur dieses eine Jahr. Und so nimmt sie voller Bewusstsein und wechselnden Jahreszeiten und ihre Gerüche und färben in sich auf.
„Jeder Tag ließ uns ein neues Leben entdecken, einen neuen Duft, eine Veränderung in der Natur - hashiri -, und wir genossen es, eingetaucht in ihre Fülle - sakral -, während unserer augenblickliches Leben schon voranschritt, hin zur vollendeten Zukunft, gefangen in einen rückschauenden Blick - nagori."
Während dieses Aufenthalts beschließt Sekiguchi, ein Buch über nagori zu schreiben, die verschiedenen Jahreszeiten und ihre Verbindung zu japanischen Haikus. Entstanden ist ein wundervolles Buch, sehr schön gestaltet und herrlich in der Hand liegend.
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„Eine Nagori-Frucht zum Beispiel ist eine Frucht am Ende der Saison, die überreife Frucht. Sie verabschiedet sich von uns bis zum nächsten Jahr, und wehmütig sehnst du dich schon nach ihr zurück.“
Während die heutige Zeit viel auf hashiri, die Frische, Jugend, und Energie, das knackige und rohe bzw. nur leicht gegarte setzt, liegt in nagori die Süße, die Sehnsucht nach einer Sache, die nicht mehr da ist.
Während ihres Rom-Aufenthaltes in der Villa Medici spürt Sekiguchi besonders den Jahreszeiten nach. Mit den anderen auserwählten Künstlern kann sie ein Jahr in der Villa in materiellem Komfort und in geräumigen Ateliers in Rom arbeiten und leben, „Uns wurde für ein Jahr das volle Leben geschenkt“; aber eben nur dieses eine Jahr. Und so nimmt sie voller Bewusstsein und wechselnden Jahreszeiten und ihre Gerüche und färben in sich auf.
„Jeder Tag ließ uns ein neues Leben entdecken, einen neuen Duft, eine Veränderung in der Natur - hashiri -, und wir genossen es, eingetaucht in ihre Fülle - sakral -, während unserer augenblickliches Leben schon voranschritt, hin zur vollendeten Zukunft, gefangen in einen rückschauenden Blick - nagori."
Während dieses Aufenthalts beschließt Sekiguchi, ein Buch über nagori zu schreiben, die verschiedenen Jahreszeiten und ihre Verbindung zu japanischen Haikus. Entstanden ist ein wundervolles Buch, sehr schön gestaltet und herrlich in der Hand liegend.
Wir danken Matthes & Seitz für das Rezensionsexemplar.
Gisela
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