Sabina Naber: Flamencopassion & Jutta Motz: Blutfunde
Sabina Naber: Flamencopassion
Krimi // Gmeiner Spannung // 2016
Taschenbuch //
376 Seiten // 12,90 €
Der Sieg ist der unsre
Und wir san der Sieg
Sei Farb ist di Liebe
Und Liebe ist Krieg
(Esma Baykurt)
Katz und Mayer beim Flamenco-Abend, das kann nicht gutgehen. Und dann verwickelt der Wiener Chefinspektor Karl Maria Katz sich und die Gruppeninspektorin Daniela Mayer auch noch in eine Mordserie im Flamenco-Tänzerinnen Milieu, nur damit Mayer bei ihrer Angebeteten punkten kann. Deren Schwester ist nämlich selber Flamenco-Tänzerin, wodurch die ganze Verwicklung entstanden ist.
Während Katz und Mayer die Tatorte inspizieren und die Ehefrauen der skurril ermordeten bzw. hingerichteten Opfer befragen, beginnen sie die vielfältigen Verstrickungen von enttäuschten Hoffnungen, Neid und außerehelichen sexuellen Beziehungen zwischen den Flamenco-Schülerinnen und deren Männern zu entwirren. Denn die stolzen und erhabenen Tänzerinnen auf der Bühne sind im wirklichen Leben eben doch normale Frauen. Und dann gibt es noch die geheimnisvolle Esma, eine begnadete Tänzerin, die in einer Art "Pop Up Show" schriftlich zu ihren raren Aufführungen einlädt.
Dass Esma jedoch in die Morde verwickelt ist, wird durch die Einschübe im Buch schnell klar. Hier hält ein psychopathischer Mann Esma in einen Zimmer gefangen, während er ihr Bilder von den ermordeten als Zeichen seiner großen Liebe zu Esma und zur Revolution zeigt. Denn die charismatische Esma ist nicht nur eine begnadete Flamenco-Tänzerin und Sängerin, sondern auch Anarchistin.
Flamencopassion ist der vierte Krimi mit dem sympathischen Ermittlerduo Katz und Mayer. Aber so sympathisch die beiden auch sind, mit ihren wohldosierten Dosis "Psychopathen" schafft Sabina Naber immer wieder einen Schauer des Gruselns. Und da der Krimi in Wien spielt, verzichtet die Autorin auch nicht auf den typischen "Wiener Schmäh", der aber freundlicherweise in den Fußnoten übersetzt wird, und dem Text eine noch größere Authentizität verleiht.
Die Vorleser durften Sabina Naber schon mehrmals live bei Lesungen erleben (zuletzt bei der AIEP-Tagung in Wien) und da macht die Schriftstellerin, Regisseurin und Journalistin das Podium mit ihrer Stimme zur faszinierenden Bühne.
Jutta Motz: Blutfunde
Kriminalroman // Elster Verlag // 2016
Taschenbuch //
364 Seiten // Euro 15,00
hier einmal eine Buchbesprechung auf andere Art - In Form eines Dankschreiben an die Autorin - vielleicht ein Modell, was auch einige Kritiker von Zeit zu Zeit übernehmen sollten:
Liebe Jutta,
als wir uns auf der AIEP-Tagung in Unna getroffen haben, hast du uns von den tollen Menschen auf "Deiner" griechischen Insel erzählt, von ihrer großen Gastfreundschaft gegenüber den Flüchtlingen, selbst als es immer mehr wurden. Man merkte genau, wie sehr Dich das Thema beschäftigt und wie viel Du darüber weißt. Als du in Wien aus Deinem Buch Blutfunde in der Thalia Buchhandlung gelesen hast, wollten auch wir mehr von dieser spannenden Geschichte und haben Dein Buch gelesen.
Dein Kriminalroman um das Elend der nach Europa drängenden Flüchtlinge ist immer noch aktuell. Nun spielt er nicht in Griechenland, sondern in Italien und wie Du im Nachwort schreibst, sind die dem Roman zugrunde liegenden Ereignisse nicht frei erfunden, aber so verfremdet, dass sie nur eine marginalisierte Beziehung zum tatsächlichen Geschehen haben.
In Blutfunde wird eine kleine Gruppe von Menschen aus verschiedenen Ländern, von einem mutigen Fischern aus dem Meer gezogen und in einer kleinen Bucht in Süditalien abgesetzt. Nur Frauen und Kinder und der ägyptische Polizist Hakim. Zuvor waren sie mit vielen anderen Flüchtlingen von einem Schlepper gezwungen worden, auf hoher See in kleine beschädigte Boote umzusteigen, was nur wenige überlebten. Mutige Nonnen nehmen sie in ihrem Karmeliterinnenkloster auf, doch auch hier sind die Flüchtlinge gefährdet. Eine der Nonnen hat beobachtet wie der Bürgermeister mit einigen Männern aus dem Ort in der Nacht eine Gruppe Flüchtlinge in einem Steinbruch erschossen und die Leichen verscharrt hat. Vermutlich steht die Mafia dahinter.
Auf der einen Seite also Mafia, Schlepperbande, korrupte Polizisten und Gauner. Auf der anderen die Karmeliterinnen und einzelne, vertrauenswürdige Menschen, die ein Netzwerk bilden. Dazu gehören die Menschenrechts-Anwältin Gioia, ihre englische Freundin Jane, ein Angehöriger der englischen Botschaft, ein Militärarzt und ausgesuchte Soldaten sowie spezielle Kontakte im Vatikan.
Wir finden es toll, wie Du an den Einzel-Flüchtlingsschicksalen zeigst, dass unterschiedliche Arten der Hilfe von Nöten und möglich sind. Das alles verpackt in eine spannende Krimihandlung, hat uns das Buch von der ersten bis zur letzten Seite in Atem gehalten.
Und obwohl das Thema sehr ernst und schrecklich ist, hast Du auf unnötige Brutalität und Blutvergießen, auf das großartige Show-down verzichtet. Vielmehr merkt man wie gut Du recherchiert hast. Das gefällt uns besonders gut. Dein Buch zeigt, was möglich ist, wenn sich die richtigen Menschen zusammentuen und es macht Hoffnung. Blutfunde ist schon 2013 erschienen und die Neuauflage 2016 und wir hoffen, bald wieder von Dir lesen zu können.
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