Drei Erzählungen // Originaltitel: Kakera // 2009
Cass Verlag // 2018 // Aus dem Japanischen von Katja Busson und Frieder Lommatzsch
Taschenbuch // 157 Seiten // 17,00 Euro
Schon mit Eigenwetter hatte mir die wundervolle Schriftstellerin Nanae Aoyama einen Einblick in das heutige Japan eröffnet. Mit ihren großartigen Erzählungen in "Bruchstücke" setzt sie diesen Weg fort. Drei kurze Geschichten von drei unterschiedlichen Perspektiven und Geschehen. Aber alle drei spielen im heutigen modernen Japan und zeigen dem Leser "Bruchstücke" von der japanischen Lebensweise.
In der ersten Erzählung "Bruchstücke" unternimmt die erwachsene Tochter mit ihrem Vater einen Ausflug mit einem Reisebus zu den Kirschbaumplantagen. Eigentlich sollte es ein Familienausflug werden, aber als die kleine Tochter des Bruders der Icherzählerin krank wird, bleiben Mutter und Bruder zur Pflege zuhause. Die Tochter wohnt schon nicht mehr zuhause, da sie sich einen Studienplatz möglichst weit weg von zuhause gesucht hat. Ihr Verhältnis zum Vater war nie schlecht, aber auch nicht besonders innig und so sind beide etwas beklommen als es endlich losgeht. Und eigentlich bestätigt sich auch nur, was die Tochter schon lange wusste: "Ich machte eine lange Pause, dann sagte ich bestimmt: " Ich wusste es ja. Mit dir kann man nicht reden".
In Farinas Zimmer berichtet der männliche Ich-Erzähler von seiner gescheiterten Beziehung zu dem Mädchen Farina. Obwohl die beiden zusammenwohnen und die Beziehung nach Ansicht des Ich-Erzählers auch gut läuft, sagt Farina ihm eines Abends während der Fernseher läuft, dass sie sich trennen müssten. Sie habe sich verliebt, müsse aber vorher die Sache mit ihm aus der Welt schaffen. Nur das, und nichts mehr, keine Erklärungen oder Erläuterungen. Der Ich-Erzähler ist verletzt, findet aber nicht lange darauf ein neues Mädchen, was er dann auch schnell heiraten will.
In der dritten Erzählung Wildkatzen bekommen Kyoko und ihr Ehemann Besuch von einer ihr eher unbekannten jüngeren Cousine. Shiori lebt auf einer der kleinen Inseln und soll Kyoto in den Sommerferien besuchen, um sich nach einer geeigneten Universität in Tokyo umzusehen. Shiori bleibt nur ein paar Tage, aber der Besuch wird kein Erfolg. Shiori und Kyoto sind und bleiben sich fern, leben in verschieden Welten und können den Generationsunterschied nicht überbrücken. Auch hier scheint eine über die Oberfläche hinausgehende Verständigung nicht möglich zu sein.
Nanae Aoyama erzählt ruhig und gelassen in distanzierter Sprache von der Schwierigkeit der Menschen anderen nahe zu kommen und wirkliche Beziehungen aufzubauen. Denn letztendlich sind eben alles doch nur "Bruchstücke". Ein wirklich tolles Buch!
Cass Verlag // 2018 // Aus dem Japanischen von Katja Busson und Frieder Lommatzsch
Taschenbuch // 157 Seiten // 17,00 Euro
Schon mit Eigenwetter hatte mir die wundervolle Schriftstellerin Nanae Aoyama einen Einblick in das heutige Japan eröffnet. Mit ihren großartigen Erzählungen in "Bruchstücke" setzt sie diesen Weg fort. Drei kurze Geschichten von drei unterschiedlichen Perspektiven und Geschehen. Aber alle drei spielen im heutigen modernen Japan und zeigen dem Leser "Bruchstücke" von der japanischen Lebensweise.
In der ersten Erzählung "Bruchstücke" unternimmt die erwachsene Tochter mit ihrem Vater einen Ausflug mit einem Reisebus zu den Kirschbaumplantagen. Eigentlich sollte es ein Familienausflug werden, aber als die kleine Tochter des Bruders der Icherzählerin krank wird, bleiben Mutter und Bruder zur Pflege zuhause. Die Tochter wohnt schon nicht mehr zuhause, da sie sich einen Studienplatz möglichst weit weg von zuhause gesucht hat. Ihr Verhältnis zum Vater war nie schlecht, aber auch nicht besonders innig und so sind beide etwas beklommen als es endlich losgeht. Und eigentlich bestätigt sich auch nur, was die Tochter schon lange wusste: "Ich machte eine lange Pause, dann sagte ich bestimmt: " Ich wusste es ja. Mit dir kann man nicht reden".
In Farinas Zimmer berichtet der männliche Ich-Erzähler von seiner gescheiterten Beziehung zu dem Mädchen Farina. Obwohl die beiden zusammenwohnen und die Beziehung nach Ansicht des Ich-Erzählers auch gut läuft, sagt Farina ihm eines Abends während der Fernseher läuft, dass sie sich trennen müssten. Sie habe sich verliebt, müsse aber vorher die Sache mit ihm aus der Welt schaffen. Nur das, und nichts mehr, keine Erklärungen oder Erläuterungen. Der Ich-Erzähler ist verletzt, findet aber nicht lange darauf ein neues Mädchen, was er dann auch schnell heiraten will.
In der dritten Erzählung Wildkatzen bekommen Kyoko und ihr Ehemann Besuch von einer ihr eher unbekannten jüngeren Cousine. Shiori lebt auf einer der kleinen Inseln und soll Kyoto in den Sommerferien besuchen, um sich nach einer geeigneten Universität in Tokyo umzusehen. Shiori bleibt nur ein paar Tage, aber der Besuch wird kein Erfolg. Shiori und Kyoto sind und bleiben sich fern, leben in verschieden Welten und können den Generationsunterschied nicht überbrücken. Auch hier scheint eine über die Oberfläche hinausgehende Verständigung nicht möglich zu sein.
Nanae Aoyama erzählt ruhig und gelassen in distanzierter Sprache von der Schwierigkeit der Menschen anderen nahe zu kommen und wirkliche Beziehungen aufzubauen. Denn letztendlich sind eben alles doch nur "Bruchstücke". Ein wirklich tolles Buch!
Wir danken dem Cass Verlag für das Rezensionsexemplar
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