Roman // Heyne Verlag // 2017
448 Seiten // 10,99 Euro // Taschenbuch mit Klappenbroschur
Käthe lief, als wäre der Teufel hinter ihr her. Der weite Rock des Kleides umwehte sie. Sie lief und weinte dabei. Blicke streiften sie, bedauernde, fragende und herablassende. Sie ignorierte sie alle, verfolgte zielstrebig ihren Weg zu Anitas Wohnung.
Die Freundin wartete schon ungeduldig im Türrahmen, als sie endlich schwer atmend bei ihr auftauchte.
"Was ist passiert?" Ihre Stimme klang alarmiert, sie sah Käthes verweinte Augen.
"Sie haben mich...genommen. Ich..."
"Ich hab's gewusst! Ich hab's gewusst!", rief Anita erfreut und tänzelte auf dem Flur herum wie ein kleines Kind. Sie umarmten sich, tanzten im Kreis und weinten beide vor Freude.
"Die Welt steht dir offen, Käthe!" Anita wischte sich die Tränen von der Wange. "Berlin, München und vielleicht sogar Amerika."
"Erst einmal Wien", wehrte Käthe lachend ab.
Wien 1927 - so beginnt die hoffnungsvolle Karriere der Käthe Schlögel. Mit Unterstützung und viel gutem Zureden durch ihre Freundin Anita fasst sich die Tochter von Gemüsehändlern ein Herz und geht endlich zu einem Vorsprechen des Volkstheaters, wo sie prompt eine Rolle bekommt. Die Kritiker lieben Käthe Schlögel und ihre Rollen treiben sie - fast wie ihre Freundin Anita es vorausgesagt hat - von Prag und Berlin nach München. Doch nicht nur die lebenslange ablehnende Haltung gegen über ihrem Traumberuf und fehlende Anerkennung ihrer Eltern bereiten Käthe Schwierigkeiten.
Jahre später, 2015, will Vera Altmann einen Dokumentarfilm über ihre Familie produzieren. Dabei soll die Karriere der drei Schauspielerinnen - der Großmutter Marianne, der Tochter Vera und der Enkelin Sophie - sowie die Familiengeschichte beleuchtet werden. Anfangs stellt Marianne Altmann sich gegen dieses Projekt. Doch schließlich willigt sie ein, unter der Bedingung, dass auch die Geschichte ihrer Mutter, Käthe Schlögel, erzählt werden soll.
Mir hat die Idee sehr gut gefallen, dass der Roman von vier starken Frauen handelt und von ihrem Weg erzählt, wie sie in die Schauspielszene gekommen und zu der Frau geworden, die sie heute sind.
Jedoch hatte ich in der Gegenwartszeit von Beginn an ein Problem mit der Grundkonstellation der Charaktere: Die sehr erfolgreiche und berühmte Großmutter, die Tochter, der der große Durchbruch als Schauspielerin nie gelungen ist und daher in Werbespots über verdauungsfördernden Joghurt mitspielt, und schließlich die Enkelin, die wider mehr nach ihrer Großmutter kommt und der eine große Karriere bevorsteht. Aber auch die Enkelin darf nicht perfekt sein, denn Sophie ist mit einem Mann zusammen, mit dessen Familie schon lange eine Fehde herrscht. Dieser Dreisprung, wie ich es mal nenne, zwischen erfolgreich - nicht erfolgreich - wieder erfolgreich, aber mit einem "Makel", war mir zugegebenermaßen ein wenig zu klischeehaft.
Mein persönlicher Eindruck, dass die Frau im hellblauen Kleid viele Klischees bedient, bestärkte sich dadurch, dass Käthe Schlögel in Berlin einen Schürzenjäger "zähmt" und eine feste Beziehung mit ihm eingeht. Kaum ist sie zwei Wochen außerhalb der Stadt betrügt er sie - ausgerechnet mit ihrer besten Freundin.
Mir ist beim Lesen klar geworden, dass ich persönlich einfach kein großer Fan von Familiendramen bin. Hinzu kommt die bereits angesprochene Klischeehaftigkeit und der fehlende persönliche Bezug zu den einzelnen Charakteren, dass ich einige Seiten überflogen habe. Für mich hätte der Roman letztlich auch 150 Seiten kürzer sein können.
Wir danken dem Heyne Verlag für das Rezensionsexemplar.
448 Seiten // 10,99 Euro // Taschenbuch mit Klappenbroschur
Käthe lief, als wäre der Teufel hinter ihr her. Der weite Rock des Kleides umwehte sie. Sie lief und weinte dabei. Blicke streiften sie, bedauernde, fragende und herablassende. Sie ignorierte sie alle, verfolgte zielstrebig ihren Weg zu Anitas Wohnung.
Die Freundin wartete schon ungeduldig im Türrahmen, als sie endlich schwer atmend bei ihr auftauchte.
"Was ist passiert?" Ihre Stimme klang alarmiert, sie sah Käthes verweinte Augen.
"Sie haben mich...genommen. Ich..."
"Ich hab's gewusst! Ich hab's gewusst!", rief Anita erfreut und tänzelte auf dem Flur herum wie ein kleines Kind. Sie umarmten sich, tanzten im Kreis und weinten beide vor Freude.
"Die Welt steht dir offen, Käthe!" Anita wischte sich die Tränen von der Wange. "Berlin, München und vielleicht sogar Amerika."
"Erst einmal Wien", wehrte Käthe lachend ab.
Wien 1927 - so beginnt die hoffnungsvolle Karriere der Käthe Schlögel. Mit Unterstützung und viel gutem Zureden durch ihre Freundin Anita fasst sich die Tochter von Gemüsehändlern ein Herz und geht endlich zu einem Vorsprechen des Volkstheaters, wo sie prompt eine Rolle bekommt. Die Kritiker lieben Käthe Schlögel und ihre Rollen treiben sie - fast wie ihre Freundin Anita es vorausgesagt hat - von Prag und Berlin nach München. Doch nicht nur die lebenslange ablehnende Haltung gegen über ihrem Traumberuf und fehlende Anerkennung ihrer Eltern bereiten Käthe Schwierigkeiten.
Jahre später, 2015, will Vera Altmann einen Dokumentarfilm über ihre Familie produzieren. Dabei soll die Karriere der drei Schauspielerinnen - der Großmutter Marianne, der Tochter Vera und der Enkelin Sophie - sowie die Familiengeschichte beleuchtet werden. Anfangs stellt Marianne Altmann sich gegen dieses Projekt. Doch schließlich willigt sie ein, unter der Bedingung, dass auch die Geschichte ihrer Mutter, Käthe Schlögel, erzählt werden soll.
Mir hat die Idee sehr gut gefallen, dass der Roman von vier starken Frauen handelt und von ihrem Weg erzählt, wie sie in die Schauspielszene gekommen und zu der Frau geworden, die sie heute sind.
Jedoch hatte ich in der Gegenwartszeit von Beginn an ein Problem mit der Grundkonstellation der Charaktere: Die sehr erfolgreiche und berühmte Großmutter, die Tochter, der der große Durchbruch als Schauspielerin nie gelungen ist und daher in Werbespots über verdauungsfördernden Joghurt mitspielt, und schließlich die Enkelin, die wider mehr nach ihrer Großmutter kommt und der eine große Karriere bevorsteht. Aber auch die Enkelin darf nicht perfekt sein, denn Sophie ist mit einem Mann zusammen, mit dessen Familie schon lange eine Fehde herrscht. Dieser Dreisprung, wie ich es mal nenne, zwischen erfolgreich - nicht erfolgreich - wieder erfolgreich, aber mit einem "Makel", war mir zugegebenermaßen ein wenig zu klischeehaft.
Mein persönlicher Eindruck, dass die Frau im hellblauen Kleid viele Klischees bedient, bestärkte sich dadurch, dass Käthe Schlögel in Berlin einen Schürzenjäger "zähmt" und eine feste Beziehung mit ihm eingeht. Kaum ist sie zwei Wochen außerhalb der Stadt betrügt er sie - ausgerechnet mit ihrer besten Freundin.
Mir ist beim Lesen klar geworden, dass ich persönlich einfach kein großer Fan von Familiendramen bin. Hinzu kommt die bereits angesprochene Klischeehaftigkeit und der fehlende persönliche Bezug zu den einzelnen Charakteren, dass ich einige Seiten überflogen habe. Für mich hätte der Roman letztlich auch 150 Seiten kürzer sein können.
Wir danken dem Heyne Verlag für das Rezensionsexemplar.
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