Steven Price: Der letzte Prinz
Roman // Originaltitel: Lampedusa
Diogenes // 2020 // Aus dem Englischen von Malte Krutzsch
Gebunden // 366 Seiten // Euro 22
Giuseppe Tomasi de Lampedusa ist alt, starker Raucher, übergewichtig und kurzatmig. Als er erfährt, dass er an Lungenkrebs erkrankt ist, stellt er nicht etwa seine Ernährung um und das Rauchen ein, sondern beginnt den Leopard zu schreiben und aus einer verschwundenen Welt zu erzählen. Es ist die Geschichte seines Großvaters, des sizilianischen Fürstenhauses Salina und des sich verändernden Italiens und Siziliens infolge der Machtübernahme Garibaldis.
Im Leopard sagt er: „Mein Leben als Sizilianer ist nicht gut gelaufen. Ihr jungen Leute solltet meine Fehler nicht wiederholen.“
Und wie schon Giuseppe Tomasi de Lampedusa im Leopard vom Verlassen der alten Ordnung und dem Aufkommen einer neuer berichtet, so erzählt auch Steven Price in Der letzte Prinz wie Giuseppe Tomasi de Lampedusa bei der Niederschrift des Leoparden vor einer zerbrochenen alten Welt und dem Übergang in die Moderne steht. Die Welt der alten Palazzi ist zerstört, Lampedusas Mutter in einem halbverfallenem, unheilbaren “Familienstammsitz“ gestorben, Lampedusa finanziell am Ende. Er lebt mit seiner Frau der lettischen Baronesse Alexandra von Wolff-Stomersee von den magereren Einkünften verarmter oder zahlungsunwilliger Pächter, ist aber nicht bereit sich von seinen Grundbesitz zu trennen.
Giuseppe Tomasi de Lampedusa führt ein melancholisches, trotz Liebe zu seiner Frau einsames Leben. Diese große innere Einsamkeit Lampedusas verbindet Der Letzte Prinz mit Steven Prices Buch Die Frau in der Themse (die Rezension findet ihr hier), da auch hier die Hauptcharaktere Stärke, Einsamkeit, Melancholie ausstrahlen.
Auch wenn es für Giuseppe Tomasi de Lampedusa selbst vielleicht keine Hoffnung mehr gibt, so setzt das kinderlose Ehepaar auf die Zukunft und adoptieren einen jungen Mann. „Ich habe dich unerhört gern, Gioitto. Ich hatte nie einem Sohn, aber ich bin überzeugt, ich hätte ihn nicht lieber haben können als Dich“.
Durch Der letzte Prinz und Die Frau in der Themse bin ich zum begeisterten Steven Prince Fan geworden. Er schreibt spannend und einfühlsam, klug und poetisch.
„Jeder Ton, den wir erzeugen, reist, hatte er einmal gelesen, ist in ständiger Bewegung, lässt uns fortwährend hinter sich und kommt fortwährend an. Es gibt Millionen Jahre alte Töne, die uns gerade erst von den Rändern des Universums her erreichen, und auch das ist eine Art Musik.“
Wir danken dem Diogenes Verlag für das Rezensionsexemplar.
Vorgelesen vonGisela
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