Original: Le Liseur de 6 h 27, 2014 (Roman)
Guylain Vignolles hasst seinen Job. Täglich muss er als Maschinenführer die elf Tonnen schwere Bestie - den Zerstörer 500 - bedienen, die Tonnen von Büchern zerstört und in eine zähflüssige graue Masse verwandelt. Dabei liebt er Bücher, weshalb diese Tätigkeit eine Qual für ihn ist. Er selbst bezeichnet seine Aufgabe als Henkersarbeit, als Kulturmord im ganz großen Stil.
Um seinen Grundsätzen treu zu bleiben, rettet er jeden Tag beim Säubern der Maschine einige Buchseiten, die er den Fängen der Bestie entreißen kann. Die an den Messerklingen hängengebliebenen Seiten, versteckt er unter seinem Shirt und bettet sie später zwischen rosa Löschpapier. Auf seinem Weg zur Arbeit liest er auf der 20 minütigen Bahnfahrt seinen Fund des Vortags den Pendlern des Regionalzugs um 6 Uhr 27 vor. Es sind zusammenhanglose Buchseiten aus verschiedenen Büchern, doch wenn Guylain morgens seine Tasche öffnet, verstummt das Gemurmel und weicht gespannter Erwartung. Dies ist seine Rebellion gegen den Akt der Zerstörung.
Eines Morgens findet er eingeklemmt in seinem Klappsitz einen roten USB Stick. Julie, eine Toilettendame in einem Einkaufszentrum, schildert darauf ihre Gedanken, täglichen Erlebnisse und Träume. Sie empfindet ihre Tätigkeit nicht als herabwürdigend oder gar eklig. Vielmehr hat sie sich als Menschenkennerin einen heiteren Blick auf die Menschen und menschlichen Schwächen bewahrt.
Guylain ist von Julies Geschichte fasziniert - er sieht eine Seelenverwandte in ihr. Fortan liest er der wachsenden Zahl seiner begeisterten Zuhörer (Zwei ältere Damen haben Guylain als samstäglichen Vorleser in ihre Altersresidenz eingeladen und immer mehr Bewohner sehen dem Samstag mit neuer Lebensfreude entgegen.) Julies Geschichte vor und macht sich auf die Suche nach ihr.
Didierlaurent hat eine sehr spannende Geschichte von zwei "normalen" alltäglichen Helden geschaffen. Auch seine weiteren Charaktere sind alle sehr interessant gezeichnet und auf der Suche nach ihrem Seelenfrieden in Form von Liebe und Stolz, wie der skurrile Guiseppe, der seine bei einem Arbeitsunfall verlorenen Beine in einem recycelten Gartenkatalog sucht, oder der Wachmann Yvon, ein wahrer Meister in der Kunst des Vers-Deklamierens.
Meiner Meinung nach ist der Roman teilweise sehr hart ohne brutal zu sein - vielmehr zeigt er die Härte des Lebens auf. Auf der anderen Seite hat Didierlaurent auch sehr poetische Ansätze in seiner Geschichte von Guylain Vignolles und seinen Freunden verewigt, die zum nachdenken anregen.
dtv premium, 2015; aus dem Französischen von Sonja Finck
Seiten 223, 14,90€
Guylain Vignolles hasst seinen Job. Täglich muss er als Maschinenführer die elf Tonnen schwere Bestie - den Zerstörer 500 - bedienen, die Tonnen von Büchern zerstört und in eine zähflüssige graue Masse verwandelt. Dabei liebt er Bücher, weshalb diese Tätigkeit eine Qual für ihn ist. Er selbst bezeichnet seine Aufgabe als Henkersarbeit, als Kulturmord im ganz großen Stil.
Um seinen Grundsätzen treu zu bleiben, rettet er jeden Tag beim Säubern der Maschine einige Buchseiten, die er den Fängen der Bestie entreißen kann. Die an den Messerklingen hängengebliebenen Seiten, versteckt er unter seinem Shirt und bettet sie später zwischen rosa Löschpapier. Auf seinem Weg zur Arbeit liest er auf der 20 minütigen Bahnfahrt seinen Fund des Vortags den Pendlern des Regionalzugs um 6 Uhr 27 vor. Es sind zusammenhanglose Buchseiten aus verschiedenen Büchern, doch wenn Guylain morgens seine Tasche öffnet, verstummt das Gemurmel und weicht gespannter Erwartung. Dies ist seine Rebellion gegen den Akt der Zerstörung.
Eines Morgens findet er eingeklemmt in seinem Klappsitz einen roten USB Stick. Julie, eine Toilettendame in einem Einkaufszentrum, schildert darauf ihre Gedanken, täglichen Erlebnisse und Träume. Sie empfindet ihre Tätigkeit nicht als herabwürdigend oder gar eklig. Vielmehr hat sie sich als Menschenkennerin einen heiteren Blick auf die Menschen und menschlichen Schwächen bewahrt.
Guylain ist von Julies Geschichte fasziniert - er sieht eine Seelenverwandte in ihr. Fortan liest er der wachsenden Zahl seiner begeisterten Zuhörer (Zwei ältere Damen haben Guylain als samstäglichen Vorleser in ihre Altersresidenz eingeladen und immer mehr Bewohner sehen dem Samstag mit neuer Lebensfreude entgegen.) Julies Geschichte vor und macht sich auf die Suche nach ihr.
Didierlaurent hat eine sehr spannende Geschichte von zwei "normalen" alltäglichen Helden geschaffen. Auch seine weiteren Charaktere sind alle sehr interessant gezeichnet und auf der Suche nach ihrem Seelenfrieden in Form von Liebe und Stolz, wie der skurrile Guiseppe, der seine bei einem Arbeitsunfall verlorenen Beine in einem recycelten Gartenkatalog sucht, oder der Wachmann Yvon, ein wahrer Meister in der Kunst des Vers-Deklamierens.
Meiner Meinung nach ist der Roman teilweise sehr hart ohne brutal zu sein - vielmehr zeigt er die Härte des Lebens auf. Auf der anderen Seite hat Didierlaurent auch sehr poetische Ansätze in seiner Geschichte von Guylain Vignolles und seinen Freunden verewigt, die zum nachdenken anregen.
dtv premium, 2015; aus dem Französischen von Sonja Finck
Seiten 223, 14,90€
Das klingt wirklich nach einer tollen Geschichte, die werde ich mir auf jeden Fall mal ansehen.
AntwortenLöschenEin schöner erster Beitrag passend zu eurem Blogtitel:)
Liebste Grüße!
http://searchingforkitsch.blogspot.de/
Dankeschön, der Roman ist auf alle Fälle sehr empfehlenswert. Es freut uns, dass dir der Beitrag gefällt :)
LöschenLiebe Grüße!
Wow! Ich habe dieses Buch letztens irgendwo gesehen und der Titel hat mich gleich fasziniert. Dann aber habe ich es irgendwie vergessen und dann finde ich das hier! Das klingt ja wahnsinnig spannend und unglaublich mitreißend! Dann werde ich dieses Buch wohl kaufen müssen. (;
AntwortenLöschenLiebe Grüße ♥
Na das passt doch super! Uns ist das Buch auch wegen des Titels aufgefallen. Manchmal schrecken Buchtitel doch etwas vor dem Lesen ab, doch dieser hier klingt ja wirklich sehr interessant. Hoffentlich gefällt es dir genauso gut wie uns :)
LöschenLiebe Grüße <3
Euer Blog gefällt mir wirklich gut. Sowohl der Blogtitel wie auch das besprochene Buch. Da lasse ich mir gerne vor lesen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße von Mademoiselle Giselle
Es freut uns sehr, dass dir der Post sowie auch der Titel gefällt. Hoffentlich hast du genauso viel Spaß beim Lesen wie wir :)
LöschenLiebe Grüße