Nach Altes Land und Mittagsstunde war ich schon sehr gespannt auf Dörte Hansens drittes Buch Zur See. Gerade von einem Urlaub auf der Nordseeinsel Wangerooge zurückgekommen, traf es gut die Stimmung. Es ist wieder ein Sittengemälde einer alten Zeit, die in der Jetztzeit überleben muss.
Dörte Hansen: Zur See
Roman // Penguin Verlag// 2022
Gebunden // 255 Seiten, 24,00 Euro
Im Mittelpunkt steht die Familie Sander, die zum Urgestein der Insel gehört und von den grönländischen Walfängern abstammt. Vater Jens und ältester Sohn Rickmer sind der Tradition treu geblieben und zur See gefahren, bis es nicht mehr ging. Mutter Hanna, hat ihr Los als Kapitänsfrau stolz getragen und bewahrt im Kaptitänshaus immer noch die Reiseandenken und Logbücher der Vorfahren auf. Früher hat sie die Zimmer ihrer drei Kinder im Sommer an Feriengäste vermietet, als Gäste noch das Ursprüngliche suchten und keinen Wellness-Urlaub wollten. Sie wartet immer noch auf die Rückkehr ihres Mannes ins Kapitänshaus, auch wenn der schon seit langem die Einsamkeit auf See gegen die Einsamkeit als Vogelwart einer kleinen Insel vertauscht hat.
Nur Tochter Eske rebellierte schon früh gegen die die Insel in Beschlag nehmenden Touristenströme. Aber auch sie ist nach ihrer Ausbildung als Altenpflegerin zurückgekommen. Hendrik, der jüngste Sohn lebt dagegen ein glückliches Leben in seiner eigenen Welt. Er ist nie zur See gefahren, sondern verbringt seine Tage am Strand; im Wasser oder als Treibgutsammler. Aus den angeschwemmten Fundsachen macht er seine Gestalten, die als naturnahe Kunstobjekte gut gehandelt werden.
Dörte Hansen zeigt die Veränderungen im Leben und Denken der Inselbewohner, die durch den ganzjährigen Tourismus und die rückgängigen Fischereiquoten hervorgerufen werden. Dem kann sich kein Inselbewohner und auch der Inselpfarrer nicht entziehen. Sie beschreibt sehr klug und einfühlsam das Aufbrechen der Traditionen durch die Moderne. Am Ende läßt sie Hendrik als den einzigen unschuldigen Inselbewohner in seinem eigenen Metier, dem Meer, ertrinken. Das erinnert mich stark an Goethes Wilhelm Meister, Mignon und der Harfner müssen sterben, damit das Leben der Anderen in einer modernen Welt weiter gehen kann. Auch bei Dörte Hansen geht es mit der Familie Sander bergauf, aber welch eine schreckliche Opferung!
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Dörte Hansen: Zur See
Roman // Penguin Verlag// 2022
Gebunden // 255 Seiten, 24,00 Euro
Nur Tochter Eske rebellierte schon früh gegen die die Insel in Beschlag nehmenden Touristenströme. Aber auch sie ist nach ihrer Ausbildung als Altenpflegerin zurückgekommen. Hendrik, der jüngste Sohn lebt dagegen ein glückliches Leben in seiner eigenen Welt. Er ist nie zur See gefahren, sondern verbringt seine Tage am Strand; im Wasser oder als Treibgutsammler. Aus den angeschwemmten Fundsachen macht er seine Gestalten, die als naturnahe Kunstobjekte gut gehandelt werden.
Dörte Hansen zeigt die Veränderungen im Leben und Denken der Inselbewohner, die durch den ganzjährigen Tourismus und die rückgängigen Fischereiquoten hervorgerufen werden. Dem kann sich kein Inselbewohner und auch der Inselpfarrer nicht entziehen. Sie beschreibt sehr klug und einfühlsam das Aufbrechen der Traditionen durch die Moderne. Am Ende läßt sie Hendrik als den einzigen unschuldigen Inselbewohner in seinem eigenen Metier, dem Meer, ertrinken. Das erinnert mich stark an Goethes Wilhelm Meister, Mignon und der Harfner müssen sterben, damit das Leben der Anderen in einer modernen Welt weiter gehen kann. Auch bei Dörte Hansen geht es mit der Familie Sander bergauf, aber welch eine schreckliche Opferung!
Vorgelesen
von Gisela
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