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Es werden Posts vom Januar, 2019 angezeigt.

Ralf Günther: Als Bach nach Dresden kam

Roman // Kindler // 2018 //  Mit einem Nachwort von Jan Katzschke Hardcover // 160 Seiten // 16,00 € Liebe Bücherfreunde, da mir schon Die Badende von Moritzburg  so gut gefallen hat (die Rezension findet ihr hier ), habe ich mich schon sehr auf den neuen Ralf Günther gefreut und er ist wieder großartig. Wie schon die Begegnung der jungen Clara mit dem Maler Ernst Ludwig Kirchner und dem Künstlerkreis "Die Brücke" erzählt Günther wiederum mit leichter Hand, diesmal vom grandiosen "Tastenduell" in Dresden. Es ist September 1717 und im Mittelpunkt steht der Belgier Jean Baptiste Volumier, Konzertmeister und Direktor der französischen Hofkapelle August des Starken, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, in Dresden. Als sich der berühmt französische Musiker Louis Marchand wegen zahlreicher Affären und Skandale  mit Ludwig dem XIV entzweit und praktisch vom Hof fliehen muss, soll Volumier ihn in Augusts Auftrag nach Dresden holen. Die schöngeistige Welt hält

Ulrike Schweikert: Die Charité

Roman // Rowohlt Polaris // 2018 494 Seiten // 14,99 Euro // Paperback Der Roman beginnt 1831 als die Cholera Epidemie Berlin erreicht. Es gibt kein Mittel gegen die Cholera und so sterben trotz der Bemühungen der Ärzte viele, bis die Krankheit so plötzlich wie sie gekommen ist auch wieder verschwindet. Im Mittelpunkt des Buches steht die wahre Geschichte des berühmten Arztes Dieffenbach, dem Ulrike Schweikert drei ungewöhnliche Frauen zur Seite gestellt hat. Jede leistet auf ihre Art große Verdienste um die Charité und die Medizin: Persönliche Ereignisse führen dazu, dass die erfahrene und angesehene Hebamme Martha ihren Beruf aufgibt um im Totenhaus Leichen zu sezieren. Dank ihres wachsenden anatomisches Wissens und ihre gewissenhafte Arbeit stellt sie der Medizin hervorragende Präparate als Lern- und Anschauungsobjekte zu Verfügung. Die junge Pflegerin Elisabeth gehört mit ihrer großen Einfühlsamkeit und liebe zur Medizin zu einem neuen Typ Pflegerin. Da sie sich im Kreis de

Stefanie Gregg: Der Duft nach Weiß

Roman // Pendragon Verlag // 2018 320 Seiten // 10 Euro Als wir schon dachten, dass wir nun gehen dürften, fragte er doch noch etwas: „Und der Vater? Dessen Namen fehlt mir noch.“ Ich blickte auf. Das war eine ganz ungeheuerliche Frage. Ich hatte nie in meinem Leben gewagt, diese Frage zu stellen. Natürlich, ich musste einen Vater haben, so viel war mir klar, aber ebenso klar war mir, dass ich absolut nicht danach fragen konnte. Baba warf mir einen unsicheren Blick zu, sah dann wieder den Direktor an und schüttelte einfach nur den Kopf. „Unbekannt?“, fragte er leise. Und Baba nickte erleichtert. Er notierte sich etwas und in mir breitete sich ein ungeheures Gefühl von Schande aus. Die Mutter in Deutschland. Der Vater unbekannt. Anelija wächst mit ihrer Baba und Baba Milena in einem kleinen Dorf in Bulgarien auf. Ihre Babas arbeiten hart auf dem Feld und das Haus hat gerade so Platz für drei Leute, doch sie sind zufrieden und müssen, auch wenn sie sparen, nie hungern. Dennoc

Alice Thomas Ellis: Weihnachten am Ende der Welt

Roman // Insel Verlag // 2018 //  Aus dem Englischen von Heribert Genzmer  272 Seiten // 10,95 Euro // Taschenbuch Fünf Singles versuchen Weihnachten zu entfliehen und zwar bis ans Ende der Welt. Das heisst in diesem Fall in ein kleines Hotel auf eine kleine Insel vor Schottland. Eric hasst diese Jahreszeit, wenn überhaupt keine Touristen mehr in sein Hotel kommen. Nur noch geizige Ferienhausbesitzer und noch geizigere Inselbewohner. So entrümpelt er einige seiner Gästezimmer und schreibt sehr zum Hohn seiner Frau eine Annonce für die Zeitungen. Darin verspricht er allen Weihnachtshassern ruhige Tage ohne jeden Weihnachtsstress und Weihnachtsstimmung. Und damit hat er Recht, doch ruhig werden die Tage nicht. Denn die fünf Urlauber bringen ihre Sorgen und Ängste mit auf die Insel. Zum Glück hat Alice Thomas Ellis aber keinen Psychoroman über verrückte Leute, die auf einer Insel feststecken, geschrieben. Vielmehr gelingt es ihr gekonnt, Lebensgeschichten aufzurollen und miteinan

Katherine Graham: Die Verlegerin. Wie die Chefin der "Washington Post" Amerika veränderte

Autobiografie // Original: Personal History  // 1997 Rowohlt Taschenbuch Verlag// Neuausgabe 2018 // Aus dem Englischen von Hennig Thies 704 Seiten // 18,00 Euro // kartoniert Sehr geehrte Katherine Graham, Sie haben mich wirklich beeindruckt! In ihrer Biografie erkennt man schnell, dass sie ein großes Talent für das Schreiben hatten. Auf 700 Seiten erzählen Sie dem Leser von Ihrem turbulenten Leben, wobei Sie auch eine Menge zu erzählen haben. Angefangen mit Ihrer Familie: Der rasante Aufstieg Ihres Vaters und die egozentrische Person Ihrer Mutter scharen die bedeutendsten Personen des 20. Jahrhunderts um sich, Thomas Mann, Steichen, Albert Einstein, Roosevelt – die Liste der engen Bekannten und Freunde der Familie könnte in einem so fortgehen. Mit so einer bekannten und bedeutenden Familie erscheint es einleuchtend, dass es nicht leicht ist seinen eigenen Platz in der Welt zu finden und zu erkämpfen. Sie erzählen von Ihrer Kindheit, dem schwierigem Verhältnis zu Ihrer Mutt

J.R. Dos Santos: Der Schlüssel des Salomon

Roman // Original: A Chave de Salomão // 2014 Luzar Publishing // 2018 // aus dem Portugiesischen von Viktoria Reich 496 Seiten // 18,50 Euro // Klappenbroschur Tomás Noronha ist zurück! Der Historiker, Kryptoanalyst und Physiker aus dem Einstein-Enigma kehrt auf die Buchseiten zurück! Nachdem Gisela euch den ersten Teil vorgelesen hatte (die Rezension dazu findet ihr hier ), wollte ich nun den zweiten Teil lesen - also den zweiten Teil nach der deutschen Reihenfolge, denn die Übersetzung der portugiesischen Originale erfolgt nicht chronologisch, sondern thematisch. So geht es auch in Der Schlüssel des Salomon vor allem um die Quantenphysik. Als Tomás Noronha von einer Reise aus Genf zurückkehrt, legt er nur einen kurzen Stopp in der Grulbenkian-Stiftung, für die er auf seiner Reise in Genf ein wertvolles Manuskript gekauft hat, ein. Denn sobald er das Gebäude betritt, erreicht ihn ein Anruf aus Coimbra von der Pflegeleiterin Maria Flor, dass seine Mutter einen Schlaganfal

Elisabeth Frank & Christian Homma: Nie zu alt für Casablanca. V.I.E.R. auf Kreuzfahrt

Kriminalroman //  grafit // 2018 // 350 Seiten // 12,00 Euro / / Taschenbuch Zu Schulzeiten haben sich die V.I.E.R. mit der Aufklärung von interessanten Begebenheiten, entführten Rassehunde und verschwundenen Kirchenfiguren beschäftigt. 40 Jahre später haben sie sich zum Teil aus den Augen verloren. Die V.I.E.R. sind Gero Valeries, der nach seiner Frühpensionierung aus der Bundeswehr noch sehr diszipliniert nach einem genau festgelegten Tagesplan lebt: "7:30  Uhr  Aufstehen und Morgentoilette 7:45  Uhr  Frühstück (Müsli, sonntags auch mal Rührei) 8:30  Uhr  Morgenkontrollgang durchs Dorf 9:30  Uhr  Übungen im Fitnessstudio seines Hauses 10:30 Uhr Duschen , danach Zeitung durcharbeiten 12:00 Uhr Mittagessen (meist von ortsansässigen Lieferservice) und dann ARD-Mittagsmagazin Den nachmittag verbringt er nach Wochentagen abwechselnd und um 22:00 Uhr ist Bettruhe." Ina, die mit ihren ständig umgefärbten Rastalöckchen die rebellische, widerspenstige der Gruppe war,