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Es werden Posts vom Mai, 2021 angezeigt.

Ian McEwan zeigt: Letztlich sind die Menschen das Problem, nicht die Roboter.

Eigentlich hatte ich Maschinen wie ich bereits letztes Jahr lesen wollen. Damals war ich jedoch von Freunden dazu überredet worden, mit Ihnen „The Handmaids Tale“ von Margaret Atwood zu lesen. Auch wenn wir vermutlich den für die kürzeste Zeit bestehenden Buchclub, den es je gegeben hatte, bildeten, hatte ich das Buch natürlich zu Ende gelesen. Da meine Leseerfahrungen jedoch eher negativ ausfiehlen (das einzig gute, was ich dem Roman abgewinnen konnte, war sein offenes Ende), hatte ich erst mal genug von Science Fiction. Bis jetzt. Die Klausuren waren geschrieben, ich hatte endlich mal wieder etwas Luft zum Atmen und eine lange Autobahn vor mir. Was gibt es da besseres als ein Buch, von dem man sich nichts vorstellen kann?  Ian McEwan: Maschinen wie ich Roman // Original: Machines like me (and people like you), 2019 Diogenes Verlag // 2019 // aus dem Englischen von Bernhard Robben 416 Seiten // 25,00 Euro // Hardcover Leinen  Die Ausgangslage des Romans ist schnell erzählt. Wir schrei

Andrea Marcolongo: Das Meer, die Liebe, der Mut aufzubrechen. Was uns die Argonautensage erzählt

Andrea Marcolongo fordert uns auf heldenhaft aufzubrechen, Hindernisse zu überwinden, insbesondere den inneren Schweinehund und die Freiheit und die Liebe zu gewinnen. Dabei sind Siege und Niederlagen keine Maßstäbe für Heldentum. Denn für die Griechen war ein Held jemand, „der seine innere Stimme zu hören verstand, der Vertrauen zu sich hatte und die Prüfung bestand, die jedem menschlichen Wesen abverlangt wird: sich selbst treu zu bleiben.“  Originaltitel: La misura eroica  Folio Verlag // 2020 // TransferBibliothek CLI // Aus dem Italienischen von Karin Fleischanderl  Gebunden mit Schutzumschlag // 239 Seiten // 22,00 Euro Selbst über sein Leben zu entscheiden, auf die innere Stimme der Seele zu hören und dann auszusprechen, über was man aus Faulheit oder Feigheit lieber schweigt. Die eigenen, nicht die richtigen Worte zu finden. Anhand der Argonautensage und vieler antiker Philosophen erzählt Andrea Marcolongo fesselnd von der „schwierigen und doch so effektiven Kunst, sich auf ein

Paul Watson: Wenn der Ozean stirbt, sterben wir auch

Ein persönliches, offenes Buch über den Klimawandel und die damit verbundene Angst. Der 70 jährige Paul Franklin Watson hat den Großteil seines Lebens auf den Weltmeeren verbracht. Er wuchs an der kanadischen Atlantikküste auf und arbeitete auf vielen verschiedenen Schiffen, u.a. als Officer für Greenpeace, aber nie auf einem Fischerboot. Seit 1978 ist er Kapitän bei der Sea Shepherd Conservation Society, einer Organisation und globalen Bewegung, die er 1977 mitbegründet hat.  Sachbuch // Originaltitel: Urgence! Il faut sauver les océans 2020 Delius Klasing // 1. Auflage 2021 // Aus dem Englischen übersetzt von Renė Stein Flexibel gebunden // 128 Seiten // 12,00 Euro „Wir kämpfen für das Verbot von Nuklearwaffentests, retten Wale, Delfine, Robben, Meeresschildkröten und Haie, indem wir illegale Fangflotten bekämpfen, wie helfen Tieren bei Ölkatastrophen, fischen Plastikabfälle aus dem Meer und arbeiten dafür, weltweit die Aufmerksamkeit für all das zu schärfen - nicht nur für die Schäd

Von Plebejern und Fischen

„Auch in meiner Kindheit spielten wir Indianer. Aber jetzt ist der Urwald anders. Jetzt ist er wirklich da.“ Ödon von Horváth: Jugend ohne Gott Textausgabe mit editorischer Notiz, Anmerkungen/Worterklärungen, Literaturhinweisen und Nachwort  Roman // Reclam // 2017  194 S. // 4,60 Euro  Als ich „Jugend ohne Gott“ aufschlug, hatte ich keine Ahnung, was mich erwarten würde. Nun ja, das stimmt nicht ganz, denn auf eine nationalsozialistische Kritik war ich bereits eingestellt, wobei ich mehr an „Die Welle“ dachte. Der Roman von Ödön von Horvath gehört zur Standardlektüre in der Schule, dennoch ist er komplett an mir vorbei gegangen, weshalb ich auch keine richtige Assoziation mit dem Titel hatte.  Einerseits wurde ich beim Lesen überrascht, auf der anderen Seite auch wieder nicht. Der Stil des Buches war beeindruckend. Horvaths Sätze sind prägnant und verleihen dem Stoff des Romans letztlich seine „Schärfe“. Denn die Finesse an „Jugend ohne Gott“ ist die Kritik am Nationalsozialismus, den