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Mitreißender Krimi in den Wirren des Broadways der 40er Jahre

Spannend, unterhaltend, berauschend: Frühjahr 1943, die USA sind in den zweiten Weltkrieg eingetreten, die jungen Männer sind an der Front. Zurück bleiben junge Frauen, die auf junge Männer nur noch als Soldaten im Heimaturlaub treffen. Mittendrin Rosie Winter, eine Schauspielerin am Broadway ohne Engagement. Mit ihrer besten Freundin Jayne wohnt sie in einem Wohnheim für junge Schauspielerinnen. Und wie auch viele andere hofft sie auf eine Rolle in Walter Fridays nächsten Broadway Musical „Nach Süden“.  Leider gelingt es ihnen nicht, eine schauspielerische Rolle zu bekommen, dafür werden beide als Tänzerinnen im Tanzensemble engagiert.

Kathryn Miller Haines: Ein Schlachtplan für Miss Winter
Krimi // Original: „The Winter of her Discontent“ (2008)
Insel Taschenbuch 4957 // Erste Auflage 2023 // übersetzt von Kirsten Riesselmann 
495 Seiten // 12,00 Euro // Taschenbuch 

Das bereitet Rosie als notorischer Nichttänzerin wenig Vergnügen, noch dazu sie keine Feldpost von ihrem Exfreund erhält, Fleisch rationiert oder ungenießbar ist und ihr Mafiakumpel Al wegen Mords an der Schauspielerin Paulette angeklagt wird. Paulette sollte die Hauptrolle in Fridays Musical spielen. Rosie und Jayne trauen Al die Tat nicht zu und beschliessen auf eigene Faust, bei den Musicalproben zu ermitteln. Doch das Musical steht unter keinem guten Stern, bei den Proben läuft alles schief, ein Brand bricht aus, und den Hauptdarstellerinnen stoßen mysteriöse Unfälle zu.

Ein Schlachtplan für Miss Winter ist der zweite Krimi mit Rosie Winter (Erster Teil: „Bühne frei für Miss Winter“, im Frühjahr 2022 beim Insel Taschenbuch Verlag erschienen). Ich fühlte mich sofort auf den New Yorker Broadway der 40er Jahre versetzt. Es gelingt Kathryn Miller Haines hervorragend die Stimmung der Zeit zu vermitteln: die Überlebenssorgen der jungen Frauen, die Angst um die Ehemänner, Brüder oder Freunde, die aufgewühlte Atmosphäre während des Tanzens mit den Soldaten auf Heimaturlaub in der dafür speziell eingerichteten Canteen der United Service Organization und der Theatergewerkschaft, die Stimmung in der kriegsgeplagten Theaterwelt und die Rolle der Mafia während der Prohibitionszeit.

Ein dritter Teil von Rosie Winter - "Miss Winter lässt nicht locker" - soll nächstes Jahr im Februar erscheinen. Ich bin schon sehr gespannt und werde mir bis dahin die Zeit mit dem ersten Teil von Rosie Winter vertreiben. 

Wir danken dem Insel Verlag für das Rezensionsexemplar.

Vorgelesen von 
    Gisela

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