Bei unserem zweiten Sommerpaar geht es heute etwas blutiger zu. Silke Ziegler erzählt im sonnigen Südfrankreich von düsteren Geheimnissen der Vergangenheit, die zu lange unter der Oberfläche geschlummert haben. Auch bei Jean Bagnol hat Zadira Matheo mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen, wobei es um Leben und Tod geht.
Der heutige erste Krimi spielt im wunderschönen Dorf am nördlichen Ende der Côte Vermeille Argelès-sur-Mer:
Silke Ziegler: Im Angesicht der Wahrheit – Rückkehr ins Roussillon
Kriminalroman // Grafit // 2017
507 Seiten // 13,00 Euro // Paperback
Nachdem sie 18 Jahre lang ihrer Heimat und Familie den Rücken gekehrt hatte, kehrt Estelle mit ihrem Ziehsohn Noah zurück, um die Auberge ihrer verstorbenen Großmutter zu übernehmen. Während die Renovierungsarbeiten noch im vollen Gange sind, kündigen sich schon die ersten Gäste an. Ihr verheirateter Nachbar Tom Bauvall bietet Estelle mehr oder weniger freiwillig seine handwerklichen Fähigkeiten an, die sie dankbar annimmt. Doch schnell bereut Estelle diese Entscheidung, denn sie fühlt sich mehr zu ihm hingezogen als sie sollte. Dies ist jedoch ihr kleinstes Problem, denn Estelle hat damals aus gutem Grund alle Kontakte zu ihrem früheren Leben abgebrochen. Die Ereignisse von vor 18 Jahren scheinen sie jedoch immer mehr einzuholen – spätestens als ihr ehemaliger Klassenkamerad Matthieu Clereau erstochen aufgefunden wird, ausgerechnet ein paar Tage nachdem ihm Estelle gedroht hatte. Ihre Nachbarin Capitaine Caroline Bauvall verdächtigt Estelle etwas mit den Morden zu tun zu haben und stößt auch auf die Ereignisse aus der Vergangenheit. Estelle muss erkennen, dass sie, wenn sie das Verhältnis zu Noah und ihr neues Leben in der Auberge nicht noch weiter gefährden will, sich der Vergangenheit stellen müssen wird.
„Im Angesicht der Wahrheit“ ist der zweite Kriminalroman, den ich nach "Die Nacht der tausend Lichter. Ein Fall für Sina Engel" von Silke Ziegler gelesen habe. Wie zuvor gefiel mir Zieglers Schreibstil, der einen direkt in das Geschehen einbezieht. Das „Problem“ mit dem Nachbarn Tom fand ich geschickt gelöst. Auch die parallele Erzählung von der Kindheit von Estelles Großmutter Evelyn war eine gute Abwechslung zu den Erlebnissen von Estelle. Vor allem die Liebesgeschichte zwischen den Großeltern war sehr herzerwärmend. Die einzige Schwäche des Krimis sehe ich in der Verknüpfung von den Erlebnissen der Großmutter und denen von Estelle. Ich möchte nicht zu tief darauf eingehen und alles verraten, aber für mich wirkte es einfach ein wenig zu unrealistisch, sodass ich lieber einfachen Zufall oder hierauf bezogen reine Willkür und Pech besser gefunden hätte. Dafür war die Enttarnung des Mörders für mich wieder eine gelungene Überraschung und gut ausgeklügelt.
Auch hat der Kriminalroman ein wenig Gesellschaftskritik in sich. Auch wenn die Arbeitswelt sich mittlerweile als so gleichberechtigt sieht, wird es aus meiner Sicht Frauen noch immer sehr schwer gemacht Familie und Karriere zu vereinen. Dies zeigt Silke Ziegler in Capitaine Bauvall. Die vollzeitbeschäftigte Mutter will auf der einen Seite einen guten Job machen und ist ehrgeizig, zugleich will sie für ihre Söhne da sein und sich Gedichte aufsagen lassen und Vokabeln abfragen. Wenn Tom nicht als Lektor von Zuhause aus arbeiten könnte, müsste Caroline ständig eine Betreuungsperson finden, was bei den flexiblen Arbeitszeiten gar nicht so leicht ist. Zu ihrer Kollegin sagt sie folgendes:
Im Angesicht der Wahrheit ist ein spannender Krimi, mit dem man sich die Sonne Südfrankreichs und das Wellenrauschen nach Hause holen kann.
Der zweite Krimi des Tages spielt ebenfalls in Frankreich:
Jean Bagnol: Commissaire Mazan und die Spur des Korsen
Kriminalroman // Knaur Verlag // 2017
384 Seiten // 14,99 Euro // Klappenbroschur
Es ist noch gar nicht so lange her, dass die toughe Zadira in die kleine Stadt Mazan versetzt wurde. Dennoch hat sie bereits in „Commissaire Mazan und die Erben des Marquis“ und „Comissaire Mazan und der blinde Engel“ in Mazan mit ihrem Kater Comissaire Mazan deutlich aufgeräumt und scheint sich endlich in der Provence wohlzufühlen. Auch mit der Liebe scheint es geklappt zu haben und sie schlendert nichtsahnend mit dem Pariser Tierarzt Jules durch die Straßen. Doch das Glück ist bröckelig, denn genau, wenn es am schönsten ist, wird Zadira von ihrer Vergangenheit in Marseille eingeholt. Ein Motoradfahrer zielt zwei Mal auf ihr Herz, die Schüsse überlebt die Polizistin nur knapp. Was sie braucht ist Ruhe und Zeit, um sich von den schweren Verletzungen zu erholen, doch gerade das kann Zadira sich nun nicht leisten. Denn eines ist sicher, der Korse wird Zadira finden, koste es was es wolle.
Während Zadira sich in den Bergen versteckt, führen die beiden Männer in ihrem Leben ihre eigenen Ermittlungen. Während Commissaire Mazan nach Hinweisen auf den Ort sucht, an dem sich Zadira versteckt hat, fährt Jules nach Marseille. Dort geht er den damaligen Ermittlungen wegen Korruption gegen die BACs nach, wegen denen Zadira damals versetzt wurde. Er trifft sich mit ihren ehemaligen Kollegen und versucht so herauszufinden, wer es auf Zadira abgesehen und den Korsen engagiert hat. Dabei blickt er immer mehr in die tiefen Abgründe der Stadt und lernt das echte Marseille der Drogendealer und Perspektivlosen kennen.
Wie auch in den Teilen zuvor hat die Spur des Korsen einen wahren Kern. 2012 gab es tatsächlich einen Skandal der BAC´s vom quartier nord. Fast die Hälfte der Mitglieder der Einheit sollen sich des Betrugs, Drogenhandels der Bestechung und schlimmeren strafbar gemacht haben. Vier Polizisten entschlossen sich gegen ihre Kollegen zu ermitteln. Mit Zadira Matéo werden es fünf. Der Tierarzt Jules spricht mit den Ermittlern und erfährt von ihren Schicksalen als Streifenpolizist, als Ausgestoßene und mit Verfolgungswahn.
„Commissaire Mazan und die Spur des Korsen“ ist eine tolle Fortsetzung über Korruption, Machtmissbrauch und die Mafia Marseilles, wobei wohl der Name der Stadt durch jede beliebige Großstadt ersetzt werden kann. Der Politkrimi wird durch leichte übernatürliche Momente wie mit der Wildkatze GriGri (um die mich Jean Bagnol lange hat zittern lassen; Danke dafür!) aufgelockert und bekommt gerade dadurch das sommerliche Flair.
Mehr über das Autorenduo erfahrt ihr hier auf der Website von Jean Bagnol.
Der heutige erste Krimi spielt im wunderschönen Dorf am nördlichen Ende der Côte Vermeille Argelès-sur-Mer:
Silke Ziegler: Im Angesicht der Wahrheit – Rückkehr ins Roussillon
Kriminalroman // Grafit // 2017
507 Seiten // 13,00 Euro // Paperback
Nachdem sie 18 Jahre lang ihrer Heimat und Familie den Rücken gekehrt hatte, kehrt Estelle mit ihrem Ziehsohn Noah zurück, um die Auberge ihrer verstorbenen Großmutter zu übernehmen. Während die Renovierungsarbeiten noch im vollen Gange sind, kündigen sich schon die ersten Gäste an. Ihr verheirateter Nachbar Tom Bauvall bietet Estelle mehr oder weniger freiwillig seine handwerklichen Fähigkeiten an, die sie dankbar annimmt. Doch schnell bereut Estelle diese Entscheidung, denn sie fühlt sich mehr zu ihm hingezogen als sie sollte. Dies ist jedoch ihr kleinstes Problem, denn Estelle hat damals aus gutem Grund alle Kontakte zu ihrem früheren Leben abgebrochen. Die Ereignisse von vor 18 Jahren scheinen sie jedoch immer mehr einzuholen – spätestens als ihr ehemaliger Klassenkamerad Matthieu Clereau erstochen aufgefunden wird, ausgerechnet ein paar Tage nachdem ihm Estelle gedroht hatte. Ihre Nachbarin Capitaine Caroline Bauvall verdächtigt Estelle etwas mit den Morden zu tun zu haben und stößt auch auf die Ereignisse aus der Vergangenheit. Estelle muss erkennen, dass sie, wenn sie das Verhältnis zu Noah und ihr neues Leben in der Auberge nicht noch weiter gefährden will, sich der Vergangenheit stellen müssen wird.
„Im Angesicht der Wahrheit“ ist der zweite Kriminalroman, den ich nach "Die Nacht der tausend Lichter. Ein Fall für Sina Engel" von Silke Ziegler gelesen habe. Wie zuvor gefiel mir Zieglers Schreibstil, der einen direkt in das Geschehen einbezieht. Das „Problem“ mit dem Nachbarn Tom fand ich geschickt gelöst. Auch die parallele Erzählung von der Kindheit von Estelles Großmutter Evelyn war eine gute Abwechslung zu den Erlebnissen von Estelle. Vor allem die Liebesgeschichte zwischen den Großeltern war sehr herzerwärmend. Die einzige Schwäche des Krimis sehe ich in der Verknüpfung von den Erlebnissen der Großmutter und denen von Estelle. Ich möchte nicht zu tief darauf eingehen und alles verraten, aber für mich wirkte es einfach ein wenig zu unrealistisch, sodass ich lieber einfachen Zufall oder hierauf bezogen reine Willkür und Pech besser gefunden hätte. Dafür war die Enttarnung des Mörders für mich wieder eine gelungene Überraschung und gut ausgeklügelt.
Auch hat der Kriminalroman ein wenig Gesellschaftskritik in sich. Auch wenn die Arbeitswelt sich mittlerweile als so gleichberechtigt sieht, wird es aus meiner Sicht Frauen noch immer sehr schwer gemacht Familie und Karriere zu vereinen. Dies zeigt Silke Ziegler in Capitaine Bauvall. Die vollzeitbeschäftigte Mutter will auf der einen Seite einen guten Job machen und ist ehrgeizig, zugleich will sie für ihre Söhne da sein und sich Gedichte aufsagen lassen und Vokabeln abfragen. Wenn Tom nicht als Lektor von Zuhause aus arbeiten könnte, müsste Caroline ständig eine Betreuungsperson finden, was bei den flexiblen Arbeitszeiten gar nicht so leicht ist. Zu ihrer Kollegin sagt sie folgendes:
„Sie werden es noch merken, Officier Noir. Als Frau müssen Sie mehr leisten als Ihre männlichen Kollegen. Sie müssen flexibler sein, müssen die stärkeren Nerven besitzen und die bessere Aufklärungsquote haben. Nur um zu beweisen, dass Sie gleichwertig sind. Nicht besser, gleichwertig.“
Im Angesicht der Wahrheit ist ein spannender Krimi, mit dem man sich die Sonne Südfrankreichs und das Wellenrauschen nach Hause holen kann.
Der zweite Krimi des Tages spielt ebenfalls in Frankreich:
Jean Bagnol: Commissaire Mazan und die Spur des Korsen
Kriminalroman // Knaur Verlag // 2017
384 Seiten // 14,99 Euro // Klappenbroschur
Es ist noch gar nicht so lange her, dass die toughe Zadira in die kleine Stadt Mazan versetzt wurde. Dennoch hat sie bereits in „Commissaire Mazan und die Erben des Marquis“ und „Comissaire Mazan und der blinde Engel“ in Mazan mit ihrem Kater Comissaire Mazan deutlich aufgeräumt und scheint sich endlich in der Provence wohlzufühlen. Auch mit der Liebe scheint es geklappt zu haben und sie schlendert nichtsahnend mit dem Pariser Tierarzt Jules durch die Straßen. Doch das Glück ist bröckelig, denn genau, wenn es am schönsten ist, wird Zadira von ihrer Vergangenheit in Marseille eingeholt. Ein Motoradfahrer zielt zwei Mal auf ihr Herz, die Schüsse überlebt die Polizistin nur knapp. Was sie braucht ist Ruhe und Zeit, um sich von den schweren Verletzungen zu erholen, doch gerade das kann Zadira sich nun nicht leisten. Denn eines ist sicher, der Korse wird Zadira finden, koste es was es wolle.
Während Zadira sich in den Bergen versteckt, führen die beiden Männer in ihrem Leben ihre eigenen Ermittlungen. Während Commissaire Mazan nach Hinweisen auf den Ort sucht, an dem sich Zadira versteckt hat, fährt Jules nach Marseille. Dort geht er den damaligen Ermittlungen wegen Korruption gegen die BACs nach, wegen denen Zadira damals versetzt wurde. Er trifft sich mit ihren ehemaligen Kollegen und versucht so herauszufinden, wer es auf Zadira abgesehen und den Korsen engagiert hat. Dabei blickt er immer mehr in die tiefen Abgründe der Stadt und lernt das echte Marseille der Drogendealer und Perspektivlosen kennen.
Wie auch in den Teilen zuvor hat die Spur des Korsen einen wahren Kern. 2012 gab es tatsächlich einen Skandal der BAC´s vom quartier nord. Fast die Hälfte der Mitglieder der Einheit sollen sich des Betrugs, Drogenhandels der Bestechung und schlimmeren strafbar gemacht haben. Vier Polizisten entschlossen sich gegen ihre Kollegen zu ermitteln. Mit Zadira Matéo werden es fünf. Der Tierarzt Jules spricht mit den Ermittlern und erfährt von ihren Schicksalen als Streifenpolizist, als Ausgestoßene und mit Verfolgungswahn.
„Commissaire Mazan und die Spur des Korsen“ ist eine tolle Fortsetzung über Korruption, Machtmissbrauch und die Mafia Marseilles, wobei wohl der Name der Stadt durch jede beliebige Großstadt ersetzt werden kann. Der Politkrimi wird durch leichte übernatürliche Momente wie mit der Wildkatze GriGri (um die mich Jean Bagnol lange hat zittern lassen; Danke dafür!) aufgelockert und bekommt gerade dadurch das sommerliche Flair.
Mehr über das Autorenduo erfahrt ihr hier auf der Website von Jean Bagnol.
Für das Rezension-exemplar danken wir:
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