Der große Gatsby hat durch die letzte Verfilmung mit Weltstars wie Leonardo Di Caprio (dessen Anlitz uns auch auf dem Cover meiner Ausgabe entgegen strahlt) und Carey Mulligan einen neuen Hype bekommen und der Track zum Film von Fergie „A Little Party Never Killed Nobody (All We Got)“ lief nicht nur die Radios rauf und runter. Da ich ja immer etwas länger brauche, um Trends und Hypes auf die Spur zu kommen (dem Color Blocking Style mal ausgenommen, den ich lieber hätte verschlafen sollen), ist der Film natürlich komplett an mir vorbeigegangen. Nahezu 8 Jahre später kam auch ich die Idee den Film anzusehen. Doch vor dem Film wollte ich natürlich den dazugehörigen Weltklassiker lesen.
Reclam Verlag // Revidierte Neuausgabe 1995 // Engl. Hrsg. Susanne Lenz
264 Seiten // 6,60 Euro
Da vermutlich nahezu jeder die Geschichte vom großen Gatsby in Zügen kennt, möchte ich sie hier nur kurz skizzieren. Der Protagonist Nick mietet ein Haus auf Long Island, das zufällig neben dem großen Anwesens Gatsbys liegt. Gatsby ist berühmt berüchtigt für seine wilden Partys, die er am Wochenende schmeißt und auch Nick wird einige von ihnen besuchen. Nach einem Besuch bei seiner Cousine Daisy und ihrem Mann Tom klärt ihn Jordan Baker — eine berühmte Golfspielerin, die er bei einem Abendessen bei Daisy kennenlernt — über die frühere Beziehung von Daisy und Gatsby auf. Bevor Gatsby im Krieg gekämpft hatte, war er in Daisys Heimatort stationiert gewesen. Dort verliebten sie sich ineinander, nachdem Gatsby jedoch fort musste, hatte Daisy schließlich nach langem Zögern aus „Vernunftsgründen“ Tom geheiratet. Gatsby möchte Daisy nun wieder für sich gewinnen und braucht hierfür Nicks Hilfe.
Daisy war mir nicht unsympathisch, aber ich konnte auch nicht sonderlich warm mit ihr werden. Sie sagte zwar einige amüsante, geistreiche Dinge, jedoch verhielt sie sich überwiegend wie ein bockiges Kind, das um jeden Preis ihren Willen durchsetzen will. Dennoch möchte ich euch meine Lieblingszitate von ihr nicht vorenthalten, da auch sie sehr gesellschaftskritisch sein kann — wenn sie gerade will.
’I´m glad it´s a girl. And I hope she’ll be a fool - that’s the best thing a girl can be in this world, a beautiful little fool.’
’I´ll arrange a marriage. Come over often, Nick, and I’ll sort of - oh - fling you together. You know — lock you up accidentally in linen closets and push you out to sea in a boat, and all that sort of thing —’
Vor allem der Beginn des Buches gefiel mir sehr gut. Der Protagonist Nick hat zu Beginn sehr wenig Charakter und ich habe bestimmt 60 Seiten gebraucht, um mir überhaupt seinen Namen zu merken - ich vermute jedoch, dass dies gar gewollt ist, denn es dauert einige Zeit, bis man überhaupt seinen Namen erfährt und auch von Gatsby selbst wird er kein mal mit seinem richtigen Namen angesprochen. Der Roman sprüht vor Elan, Leichtigkeit und Witz. Eine meiner Lieblingsszenen ist die erste Begegnung von Nick und Gatsby:
„Having a gay time now?“ she inquired.
„Much better“ I turned again to my new acquaintance.
„This is an unusual party for me. I haven’t even seen the host. I live over here —“ I waved my hand at the invisible hedge in the distance, „and this man Gatsby sent over his chauffeur with an invitation.“
For a moment he looked at me as if he failed to understand.
„I´m Gatsby“, he said suddenly.
Nach der Hälfte des Romans hat sich jedoch mein Leseerlebnis abrupt geändert. War ich davor noch so begeistert, gab es ein ganzes Kapitel, was für mich ein reiner Lückenfüller war. Es geht mir nicht darum, dass sich in jedem Kapitel die Ereignisse überschlagen müssen. Für mich war es jedoch zu offensichtlich, dass das Kapitel schlicht als Lückenfüller diente — weder der Charakter Nicks wurde weiterentwickelt, noch wurde etwas über Gatsby´s Beziehung zu Daisy offenbart.
Der große Gatsby mag als große Gesellschaftskritik gefeiert werden, jedoch ist mir dafür die ganze Geschichte letztlich ein wenig zu konstruiert und zu flach. Trotzdem freue ich mich, endlich mal etwas von Fitzgerald gelesen zu haben und Teile des Romans haben mich sehr gut unterhalten. Und so möchte ich diesen Beitrag mit Nicks Worte an Gatsby beenden:
Reclam Verlag // Revidierte Neuausgabe 1995 // Engl. Hrsg. Susanne Lenz
264 Seiten // 6,60 Euro
Da vermutlich nahezu jeder die Geschichte vom großen Gatsby in Zügen kennt, möchte ich sie hier nur kurz skizzieren. Der Protagonist Nick mietet ein Haus auf Long Island, das zufällig neben dem großen Anwesens Gatsbys liegt. Gatsby ist berühmt berüchtigt für seine wilden Partys, die er am Wochenende schmeißt und auch Nick wird einige von ihnen besuchen. Nach einem Besuch bei seiner Cousine Daisy und ihrem Mann Tom klärt ihn Jordan Baker — eine berühmte Golfspielerin, die er bei einem Abendessen bei Daisy kennenlernt — über die frühere Beziehung von Daisy und Gatsby auf. Bevor Gatsby im Krieg gekämpft hatte, war er in Daisys Heimatort stationiert gewesen. Dort verliebten sie sich ineinander, nachdem Gatsby jedoch fort musste, hatte Daisy schließlich nach langem Zögern aus „Vernunftsgründen“ Tom geheiratet. Gatsby möchte Daisy nun wieder für sich gewinnen und braucht hierfür Nicks Hilfe.
Daisy war mir nicht unsympathisch, aber ich konnte auch nicht sonderlich warm mit ihr werden. Sie sagte zwar einige amüsante, geistreiche Dinge, jedoch verhielt sie sich überwiegend wie ein bockiges Kind, das um jeden Preis ihren Willen durchsetzen will. Dennoch möchte ich euch meine Lieblingszitate von ihr nicht vorenthalten, da auch sie sehr gesellschaftskritisch sein kann — wenn sie gerade will.
’I´m glad it´s a girl. And I hope she’ll be a fool - that’s the best thing a girl can be in this world, a beautiful little fool.’
’I´ll arrange a marriage. Come over often, Nick, and I’ll sort of - oh - fling you together. You know — lock you up accidentally in linen closets and push you out to sea in a boat, and all that sort of thing —’
Vor allem der Beginn des Buches gefiel mir sehr gut. Der Protagonist Nick hat zu Beginn sehr wenig Charakter und ich habe bestimmt 60 Seiten gebraucht, um mir überhaupt seinen Namen zu merken - ich vermute jedoch, dass dies gar gewollt ist, denn es dauert einige Zeit, bis man überhaupt seinen Namen erfährt und auch von Gatsby selbst wird er kein mal mit seinem richtigen Namen angesprochen. Der Roman sprüht vor Elan, Leichtigkeit und Witz. Eine meiner Lieblingsszenen ist die erste Begegnung von Nick und Gatsby:
„Having a gay time now?“ she inquired.
„Much better“ I turned again to my new acquaintance.
„This is an unusual party for me. I haven’t even seen the host. I live over here —“ I waved my hand at the invisible hedge in the distance, „and this man Gatsby sent over his chauffeur with an invitation.“
For a moment he looked at me as if he failed to understand.
„I´m Gatsby“, he said suddenly.
Nach der Hälfte des Romans hat sich jedoch mein Leseerlebnis abrupt geändert. War ich davor noch so begeistert, gab es ein ganzes Kapitel, was für mich ein reiner Lückenfüller war. Es geht mir nicht darum, dass sich in jedem Kapitel die Ereignisse überschlagen müssen. Für mich war es jedoch zu offensichtlich, dass das Kapitel schlicht als Lückenfüller diente — weder der Charakter Nicks wurde weiterentwickelt, noch wurde etwas über Gatsby´s Beziehung zu Daisy offenbart.
Der große Gatsby mag als große Gesellschaftskritik gefeiert werden, jedoch ist mir dafür die ganze Geschichte letztlich ein wenig zu konstruiert und zu flach. Trotzdem freue ich mich, endlich mal etwas von Fitzgerald gelesen zu haben und Teile des Romans haben mich sehr gut unterhalten. Und so möchte ich diesen Beitrag mit Nicks Worte an Gatsby beenden:
"They´re a rotten crowd", I shouted, across the lawn. "You´re worth the whole damn bunch put together."
[...] First he nodded politely, and then his face broke into that radiant and understanding smile, as if we´d been in ecstatic cahoots on that fact all the time.
Vorgelesen von:
Gianna
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