Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
Den schickt er in die weite Welt,
Dem will er seine Wunder weisen
In Fels und Wald und Strom und Feld.
Den schickt er in die weite Welt,
Dem will er seine Wunder weisen
In Fels und Wald und Strom und Feld.
Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts
Goethes Italienische ReiseHermann Hesse: Italien
Wir alle kennen den Wahlspruch des echten Wandervogels und wenn der Frühling naht, beginnt eine leise Sehnsucht am Herzen zu ziehen:
„Das Rad meines Vaters Mühle brauste und rauschte schon wieder recht lustig, der Schnee tröpfelte emsig vom Dache, die Sperlinge zwitscherten und tummelten sich dazwischen; ich saß auf der Türschwelle und wischte mir den Schlaf aus den Augen, mir war recht wohl im Sonnenschein.“
Aber der arbeitssame Vater, der schon seit Tagesanbruch in der Mühle rumort hat, hat die Geduld mit dem „Taugenichts“ von Sohn verloren: „Ich kann dich nicht länger füttern. Der Frühling steht vor der Türe, geh auch einmal hinaus in die Welt und erwirb dein Brot selbst.“ Da nimmt der Taugenichts seine Geige und schlendert den langen Weg durch das Dorf hinaus, es ist ihm „wie ein ewiger Sonntag im Gemüt.“
Er kommt auf ein Schloß, wird dort Gärtner, dann Zöllner und verliebt sich in die „gnädige schöne Frau“. Als er nicht auf Gegenliebe zu stoßen meint, verlässt er das Schloß, um weiter in die weite Welt zu ziehen. Er trifft auf zwei Reiter im Wald, die sich als Maler vorstellen und zieht mit ihnen weiter nach Italien: „Der Postillion blies lustig auf dem Horne und so ging es frisch nach Italien hinein.“ Und wenn ihn der Mut verlässt, spielt er auf seiner Geige und singt dazu:
Den lieben Gott lass ich nun walten;
Der Lerchen, Bächlein,Wald und Feld
Und Erd und Himmel will erhalten,
Hat auch mein Sach aufs Beste bestellt!
Goethe, dem Italien schon als Kind durch Sprache, Bilder und Kunstgegenstände vertraut war, braucht mehrere Anläufe um endlich in Italien anzukommen. Der Wanderer Goethe, der gerne bei Wind und Wetter zu Fuß unterwegs war, hat diese Eigenschaft in Wanderers Sturmlied verewigt. Im Mai 1775 in der Schweiz auf der Passhöhe ist Goethe nahe daran, einfach nach Italien weiterzureisen, aber er kehrt um. Im Oktober entscheidet Goethe sich nach Weimar zu gehen, Kammerherr Johann August Alexander von Kalb soll ihn in seiner Kutsche mitnehmen. Aber die Kutsche kommt nicht, Goethe wird unruhig, er will nicht länger warten, bricht auf, endlich nach Italien. In einem Tagebuch notiert er: „Ich packte für Norden, und ziehe nach Süden, ich sagte zu, und komme nicht, ich sagte ab und komme.“ Doch schon in Heidelberg erreicht ihn die Nachricht von der Ankunft von Kalbs mit der Kutsche in Frankfurt. Goethe kehrt um.
Ende Juli 1786 reist Goethe zur Kur nach Karlsbad. Heimlich hat er in Weimar seine Italienreise vorbereitet und reist am 3. September endlich aus Karlsbad ab gen` Italien.
Hermann Hesse hat von 1901 zwischen 1914 etwa 10 Italienreisen unternommen, mal alleine, mal mit
Ende Juli 1786 reist Goethe zur Kur nach Karlsbad. Heimlich hat er in Weimar seine Italienreise vorbereitet und reist am 3. September endlich aus Karlsbad ab gen` Italien.
Hermann Hesse hat von 1901 zwischen 1914 etwa 10 Italienreisen unternommen, mal alleine, mal mit
Freunden unterwegs. Am 26. März reist er über den Gotthard nach Mailand: „Ankunft in Milano abends 11 1/2 Uhr. Fahrt zum Hotel bei Mondlicht am Dom vorbei.“ Er besucht Genua, Pisa, Florenz, Bologna, Ravenna, Padua und Venedig. Am 19. Mai 1901 kommt er um zwei Uhr wieder in Calw an.
1903 bricht er mit seiner späteren Frau Maria Bernoulli ganz ohne Plan von Basel nach Mailand auf: „Abends 6 Uhr Abreise von Basel mit Frl. Bernoulli. Sehr strapaziöse Nachtfahrt 3. Klasse bis Mailand, wo wir früh 7 Uhr ankamen“. Noch 1910 schreibt er über die Reiselust: „wild und unersättlich ist die wahre Reiselust, der Erkenntnis- und Erlebensdrang, der kein Erkennen stillt und kein Erleben sättigt.“
Denn wenn im Winter der Schnee mit dem Föhn wechselt und das Eis mit dem Schmutz und der warme Wind an Ostern und schöne Tage im Frühjahr erinnert, wird es Hesse in der wohlgeheizten Studierstube zu eng, denn immer ruft Italien:
„Ach, die echte Reiselust ist nicht anders und nicht besser als jene gefährliche Lust, unerschrocken zu denken, sich die Welt auf den Kopf zu stellen und von allen Dingen, Menschen und Ereignissen Antworten haben zu wollen. Die wie nicht mit Plänen und nicht aus Büchern gestillt, die fordert mehr und kostet mehr, man muß schon Herz und Blut daran rücken."
1903 bricht er mit seiner späteren Frau Maria Bernoulli ganz ohne Plan von Basel nach Mailand auf: „Abends 6 Uhr Abreise von Basel mit Frl. Bernoulli. Sehr strapaziöse Nachtfahrt 3. Klasse bis Mailand, wo wir früh 7 Uhr ankamen“. Noch 1910 schreibt er über die Reiselust: „wild und unersättlich ist die wahre Reiselust, der Erkenntnis- und Erlebensdrang, der kein Erkennen stillt und kein Erleben sättigt.“
Denn wenn im Winter der Schnee mit dem Föhn wechselt und das Eis mit dem Schmutz und der warme Wind an Ostern und schöne Tage im Frühjahr erinnert, wird es Hesse in der wohlgeheizten Studierstube zu eng, denn immer ruft Italien:
„Ach, die echte Reiselust ist nicht anders und nicht besser als jene gefährliche Lust, unerschrocken zu denken, sich die Welt auf den Kopf zu stellen und von allen Dingen, Menschen und Ereignissen Antworten haben zu wollen. Die wie nicht mit Plänen und nicht aus Büchern gestillt, die fordert mehr und kostet mehr, man muß schon Herz und Blut daran rücken."
Vorgelesen von
Gisela
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