Rainer Moritz: Als der Ball noch Rund war. Schreckliche, unangenehme und grandiose Fußballerinnerungen
Hallo, ihr lieben Bücherwürmer!
Wie zur EM 2016 sind wir auch dieses Jahr anlässlich der Weltmeisterschaft in Russland im Fußballrausch. Zwar haben wir kein kleines Spezial (das zur Em findet ihr hier) vorbereitet, dennoch möchten wir euch heute ein Buch vorstellen und ein wenig von der Veranstaltung erzählen, die wir dazu besucht haben.
Am Mittwoch, den 20. Juni, waren wir in der Konrad-Adenauer-Stiftung zu Gast. Einem Unfall am Potsdamer Platz und einigen Verspätungen der Bahn zum Trotz schafften wir es dennoch pünktlich zur Buchpräsentation von "Als der Ball noch Rund" war. Schreckliche, unangenehme und grandiose Fußballerinnerungen" mit Autor Rainer Moritz und anschließendem Gespräch mit Andreas Kleine-Kraneburg und Boris Reitschuster. Mit dabei war natürlich wieder unsere Fotografin Sonja Louise von searchingforkitsch.
Zur Zeit gibt es viele kritische Stimmen im Fußball. Die Korruptionsfälle bei der FIFA, der politische Einfluss und nicht zuletzt die Transferpolitik, die immer höhere Summen für Spieler aushängen, zeigen den Fußball momentan nicht von seiner besten Seite. So gibt es viele Stimmen, die behaupten, dass es mit dem Fußball zu Ende sei. Rainer Moritz beruhigte das Publikum jedoch sogleich. Diese Meinung gebe es seit dem Anbeginn des Fußballs. Doch wie man sieht, erfreut sich der Fußball noch immer bester Gesundheit. Also kein Grund zur Besorgnis.
Nach ein paar weiteren einleitenden Worten begann Moritz aus seinem Buch zu lesen. Er las von schrecklichen Momenten wie über das "Wembley-Tor" und von grandiosen Momenten wie die Weltmeisterschaft 2014.
Als eine Art "deutscher Hausschatz der Fußballerinnerungen" hat Moritz in seinem Buch persönliche Momente und solche, "die Bestandteil des kollektiven Gedächtnisses" wurden gesammelt. Und wie schon der Titel andeutet, ist sein Buch in fünf Kapitel eingeteilt, in denen er anhand bedeutender Spiele von schrecklichen, unangenehmen, soso-lala, schönen und grandiosen Erinnerungen erzählt. Dabei kommt er von einer allgemeinen, fußballphilosophischen Frage auf ein konkretes Spiel oder ein konkretes Spiel gibt ihm Anlass nach einer grundlegenden Auslegung zu suchen.
So zitiert Moritz beispielsweise hinsichtlich der Bedeutung eines Platzverweises Manfred Hausmann, denn:
"Der Feldverweis ist nicht nur eine sehr harte, sondern überhaupt die härteste Strafe, die sich denken lässt. Sieht man sich nach einer Entsprechung in der sonstigen Welt um, dann muss man schon, es hilft nichts, die Todesstrafe heranziehen. Für die Lebensdauer eines Spiels ist der vom Platz Gewiesene doch sozusagen tot".
Unterlegt wird die Aussage konkret mit dem 4. Juli 1998, "WM-Aus im Viertelfinale gegen Kroatien, und Berti Vogts`Ende naht" als Wörn`s eine rote Karte in der 40. Minute in Lyon erhält, nachdem er "ohne den Ball zu beachten, den davoneilenden Davor Suker mit einem üblen Tritt zu Boden gestreckt hat". Aber so schlimm wird es nicht gewesen sein, denn Moritz berichtet auch von Bundeskanzler Helmut Kohls tröstenden Kommentar "Das Leben geht weiter".
Die Vorkommnisse des 24. Juni 1990 überschrieben mit "Rudi Völler und Frank Rijkaard schreiben (WM-)Geschichte - mit dem, wie Wissenschaftler sagen, Mailänder Spuck-Attentat" geben Anlass zu psychologischen und juristischen Auslegungen. Das konkrete Vorkommnis brauchen wir nicht zu beschreiben, denn es ist - wie der Test mit dem Besitzer einer wundervollen kleinen Bar bestätigte, der auf Spuck-Attentat und Völler sogleich Rijkaard und 1990 nannte - schon längst in den deutschen Hausschatz der Fußballerinnerungen eingegangen. Juristisch eher als "typische Primitivreaktion" eingestuft, sehen Sportpsychologen das Anspucken jedoch als symbolischen Akt zu Befreiung von Blockaden.
Egal, wo man das Buch aufschlägt, findet man immer informatives, lustiges, interessantes und persönliches über das Fußballgeschehen. Und da Moritz schon in der Einleitung einräumt, dass er den Frauenfußball nicht gebührend würdigt, haben wir ihm das verziehen.
Nachdem uns Moritz ein paar unterhaltsame Einblicke in sein Buch gegeben hatte, wobei auch er das besagte Spuck-Attentat nicht außen vor lassen konnte, wandten wir uns dem Austragungsland Russland zu. Die Diskussion leitete der stellvertretende Leiter der Politischen Bildung der Konrad-Adenauer-Stiftung Andreas Kleine-Kraneburg. Fußballerische Fragen beantwortete Rainer Moritz, während Publizist und Osteuropa-Experte Boris Reitschuster sich dem politischen Aspekt widmete.
Boris Reitschuster lebte einige Jahre in Moskau und leitete von 1999 bis 2015 das Moskauer Büro des "Focus". Er veröffentlichte bereits einige Bücher über Putin und das moderne Russland.
Der Russlandkenner, der erzählte wie er sich bei einem Schüleraustausch in das Land verliebte, berichtete nicht nur von den Zukunftsaussichten des Landes, sondern auch von den Einflüssen, die eine erfolgreiche Weltmeisterschaft haben könne. Dabei sprach Reitschuster auch von den zwei Seiten Russlands - einem total modernisierten Moskau in allen Lebensbereichen, was in einem krassen Kontrast zum restlichen rückständigen Land steht.
Nach einer interessanten Diskussion mit anschließenden Beiträgen aus dem Publikum, gab es noch einen kleinen Empfang, wo Getränke und Gebäck zur Verfügung standen. Dabei konnten wir uns es natürlich nicht nehmen lassen unser Buchexemplar vom Autor signieren zu lassen.
Wie zur EM 2016 sind wir auch dieses Jahr anlässlich der Weltmeisterschaft in Russland im Fußballrausch. Zwar haben wir kein kleines Spezial (das zur Em findet ihr hier) vorbereitet, dennoch möchten wir euch heute ein Buch vorstellen und ein wenig von der Veranstaltung erzählen, die wir dazu besucht haben.
Am Mittwoch, den 20. Juni, waren wir in der Konrad-Adenauer-Stiftung zu Gast. Einem Unfall am Potsdamer Platz und einigen Verspätungen der Bahn zum Trotz schafften wir es dennoch pünktlich zur Buchpräsentation von "Als der Ball noch Rund" war. Schreckliche, unangenehme und grandiose Fußballerinnerungen" mit Autor Rainer Moritz und anschließendem Gespräch mit Andreas Kleine-Kraneburg und Boris Reitschuster. Mit dabei war natürlich wieder unsere Fotografin Sonja Louise von searchingforkitsch.
Zur Zeit gibt es viele kritische Stimmen im Fußball. Die Korruptionsfälle bei der FIFA, der politische Einfluss und nicht zuletzt die Transferpolitik, die immer höhere Summen für Spieler aushängen, zeigen den Fußball momentan nicht von seiner besten Seite. So gibt es viele Stimmen, die behaupten, dass es mit dem Fußball zu Ende sei. Rainer Moritz beruhigte das Publikum jedoch sogleich. Diese Meinung gebe es seit dem Anbeginn des Fußballs. Doch wie man sieht, erfreut sich der Fußball noch immer bester Gesundheit. Also kein Grund zur Besorgnis.
Nach ein paar weiteren einleitenden Worten begann Moritz aus seinem Buch zu lesen. Er las von schrecklichen Momenten wie über das "Wembley-Tor" und von grandiosen Momenten wie die Weltmeisterschaft 2014.
Als eine Art "deutscher Hausschatz der Fußballerinnerungen" hat Moritz in seinem Buch persönliche Momente und solche, "die Bestandteil des kollektiven Gedächtnisses" wurden gesammelt. Und wie schon der Titel andeutet, ist sein Buch in fünf Kapitel eingeteilt, in denen er anhand bedeutender Spiele von schrecklichen, unangenehmen, soso-lala, schönen und grandiosen Erinnerungen erzählt. Dabei kommt er von einer allgemeinen, fußballphilosophischen Frage auf ein konkretes Spiel oder ein konkretes Spiel gibt ihm Anlass nach einer grundlegenden Auslegung zu suchen.
So zitiert Moritz beispielsweise hinsichtlich der Bedeutung eines Platzverweises Manfred Hausmann, denn:
"Der Feldverweis ist nicht nur eine sehr harte, sondern überhaupt die härteste Strafe, die sich denken lässt. Sieht man sich nach einer Entsprechung in der sonstigen Welt um, dann muss man schon, es hilft nichts, die Todesstrafe heranziehen. Für die Lebensdauer eines Spiels ist der vom Platz Gewiesene doch sozusagen tot".
Unterlegt wird die Aussage konkret mit dem 4. Juli 1998, "WM-Aus im Viertelfinale gegen Kroatien, und Berti Vogts`Ende naht" als Wörn`s eine rote Karte in der 40. Minute in Lyon erhält, nachdem er "ohne den Ball zu beachten, den davoneilenden Davor Suker mit einem üblen Tritt zu Boden gestreckt hat". Aber so schlimm wird es nicht gewesen sein, denn Moritz berichtet auch von Bundeskanzler Helmut Kohls tröstenden Kommentar "Das Leben geht weiter".
Die Vorkommnisse des 24. Juni 1990 überschrieben mit "Rudi Völler und Frank Rijkaard schreiben (WM-)Geschichte - mit dem, wie Wissenschaftler sagen, Mailänder Spuck-Attentat" geben Anlass zu psychologischen und juristischen Auslegungen. Das konkrete Vorkommnis brauchen wir nicht zu beschreiben, denn es ist - wie der Test mit dem Besitzer einer wundervollen kleinen Bar bestätigte, der auf Spuck-Attentat und Völler sogleich Rijkaard und 1990 nannte - schon längst in den deutschen Hausschatz der Fußballerinnerungen eingegangen. Juristisch eher als "typische Primitivreaktion" eingestuft, sehen Sportpsychologen das Anspucken jedoch als symbolischen Akt zu Befreiung von Blockaden.
Egal, wo man das Buch aufschlägt, findet man immer informatives, lustiges, interessantes und persönliches über das Fußballgeschehen. Und da Moritz schon in der Einleitung einräumt, dass er den Frauenfußball nicht gebührend würdigt, haben wir ihm das verziehen.
Nachdem uns Moritz ein paar unterhaltsame Einblicke in sein Buch gegeben hatte, wobei auch er das besagte Spuck-Attentat nicht außen vor lassen konnte, wandten wir uns dem Austragungsland Russland zu. Die Diskussion leitete der stellvertretende Leiter der Politischen Bildung der Konrad-Adenauer-Stiftung Andreas Kleine-Kraneburg. Fußballerische Fragen beantwortete Rainer Moritz, während Publizist und Osteuropa-Experte Boris Reitschuster sich dem politischen Aspekt widmete.
Boris Reitschuster lebte einige Jahre in Moskau und leitete von 1999 bis 2015 das Moskauer Büro des "Focus". Er veröffentlichte bereits einige Bücher über Putin und das moderne Russland.
Der Russlandkenner, der erzählte wie er sich bei einem Schüleraustausch in das Land verliebte, berichtete nicht nur von den Zukunftsaussichten des Landes, sondern auch von den Einflüssen, die eine erfolgreiche Weltmeisterschaft haben könne. Dabei sprach Reitschuster auch von den zwei Seiten Russlands - einem total modernisierten Moskau in allen Lebensbereichen, was in einem krassen Kontrast zum restlichen rückständigen Land steht.
Nach einer interessanten Diskussion mit anschließenden Beiträgen aus dem Publikum, gab es noch einen kleinen Empfang, wo Getränke und Gebäck zur Verfügung standen. Dabei konnten wir uns es natürlich nicht nehmen lassen unser Buchexemplar vom Autor signieren zu lassen.
Für das Rezension-exemplar danken wir:
Hallo ihr Lieben,
AntwortenLöschenes hat mal wieder viel Spaß mit euch gemacht:) und die Besprechung ist sehr gelungen. Das Buch ist wirklich amüsant und kurzweilig.
Liebste Grüße! <3