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Favourites für den Sommer V

Ihr Lieben!
Heute kommen wir schon zum Ende unserer Sommerempfehlungen. Wir hoffen, dass für jeden etwas dabei war oder wir euch zumindest gut unterhalten konnten. Dennoch möchten wir die Mini-Serie mit zwei Besonderheiten schließen.



Beginnen wir mit einer kleinen Weltreise:

Beatrix Kramlovsky & Sylvia Treudl: Blick.Dichte
Kunstband // Literaturedition Niederösterreich // 2018
216 Seiten // 23 Euro // gebunden mit Schutzumschlag


Du möchtest auf Weltreise gehen, aber die Zeit oder das Geld fehlt? Kein Problem, dann haben wir etwas passendes für dich! Beatrix Kramlovsky nimmt dich in ihren Zeichnungen auf eine Reise mit. Es geht nach Venedig, New York und Berlin zur Zeit der Wende, aber auch an abgelegene Orte wie Rangoon, Teheran oder Isan. Begleitet werden die lebendigen Zeichnungen von den individuellen Gedichten von Sylvia Treudl. Doch es geht nicht nur um Orte, sondern auch um Menschen. So sehen wir den Ober, der in einem überfüllten Gasthaus serviert, einen Kutscher bei der Pause, einen malaisischen Bauer und eine Bäckerin bei der Arbeit, oder eine Radfahrerin nach langer Radtour. Die Zeichnungen werden vor den eigenen Augen lebendig und man kann den Bach rauschen und den Verkehr hören.


Es gibt einen Text, der es mir ganz besonders angetan hat: In der Zeichnung sind drei Mönche mit ernstem, in sich gekehrtem Gesichtsausdruck, die auf den Betrachter zulaufen. Sylvia schreibt über die Mönche, die gerade einen scharfen Reis gegessen haben und über etwas, was den Touristen verborgen bleibt.

„was die touristen nicht wissen
: die vögel
aus käfigen freigelassen
mit wünschen im gefieder
richtung himmel unterwegs
halten sich an abmachungen
kommen zurück
zum körndlmahl
& nächster show
die götter bleiben wo sie sind
: wesentlich unverlässlicher“

Die Vorstellung davon, dass ein Vogel Wünsche „im Gepäck“ hat, um diese in den Himmel zu tragen, finde ich unheimlich schön. Jedes Mal, wenn ich nun einen Vogel in der Luft sehe, werde ich an diese Zeilen denken. Und vielleicht hat dieser Vogel ja auch einen Wunsch von mir im Gefieder.
Wie viele von euch bestimmt wissen, hat Beatrix bereits zwei Mal von ihren Reisen quer durch die Welt berichtet. Falls ihr also nochmal literarischen Kurzurlaub in den USA machen wollt, empfehlen wir euch Beatrix Roadtrip durch die USA. Für diejenigen, die es eher in östliche Regionen zieht, bietet sich „Unterwegs in Asien mit Beatrix Kramlovsky“ an.



Zu guter Letzt möchten wir euch das innovative Schuhrakel vorstellen:

Birgit Faschinger-Reitsam & Susanne Paul: Schuhrakel. Wege in die Weiblichkeit.
Frauenschuhverlag // 2017
44 Künstlerkarten & Begleitbuch // 24,70 Euro


Das Schuhrakel von Birgit Faschinger-Reitsam und Susanne Paul ist ein faszinierendes Spiel und eine sehr schöne, feminine Art des Kartenlegens. Dazu haben die beiden Autorinnen auf 44 Spielkarten tolle, verrückte, bildschöne und unglaublich einfallsreiche Schuhe entworfen und gezeichnet. Und die Karten sind nicht nur sehr schön anzusehen, Frau kann auch wirklich damit arbeiten. Die Karten zeigen nämlich nicht nur sehr einfallsreiche Schuhe; die Schuhe verkörpern auch verschiedene Eigenschaften und sprechen verschiedene Themen an. Dazu gibt es in einem kleinen Begleitheft aufschlussreiches zu lesen. Denn wie auch in ihrem Blog „Draufgängerin. Frauen, die sich spüren wollen – barfuß oder auf hohen Hacken“ setzt sich Birgit damit auseinander, was es alles für ein gesundes ausgeglichenes Frauenleben bedarf. Neue Blickpunkte können sich auftuen!

Während ich euch meine Lieblingsschuhe, die Dackelschuhe :), die mit dem Begriff Respekt verbunden sind, vorstellen möchte, hat sich Gianna den gläsernen Schuh ausgesucht. Und da Sonja Louise von Searching for Kitsch unsere absolute Stilberatung ist, sieht sie sich die „Den Körper umarmen“-Schuhe näher an.


Wer Dackel kennt, weiß warum ich mich bei der Kombination von Dackel und Respekt zuerst gewundert habe. Unsere Dackel haben vor Nichts und Niemanden Respekt. Sie sind mutig, völlig größenwahnsinnig und legen sich am liebsten mit großen schwarzen Hunden an. Mit dieser Haltung haben sie sich im Laufe der Jahre Respekt verschafft und werden trotz ihrer Größe von anderen Hunden ernst genommen. Auch im Begleitheft geht es um die Konversation miteinander. Für eine gute Zusammenarbeit auch im Beruf ist die Verständigung untereinander sehr bedeutsam. Man sollte dem Gegenüber Respekt zeigen und sich auch in Konfliktsituationen an die Eigenschaften erinnern, die man mit dem anderen teilt und die man an ihnen schätzt.

Als ich die Karte mit dem Glasschuh sah, war für mich die Entscheidung sofort klar! Ich bin ein großer Fan von Cinderella und hatte als Kind ein tolles Pop-up Buch von dem Märchen. Aber auch der Begriff „Klarheit“ passt sehr gut zu mir. Auch wenn ich Geburtstagsüberraschungen sehr gern habe und auch im Vornherein (im Vergleich zu anderen Personen, Gisela!) nicht wissen möchte, was ich geschenkt bekomme, bin ich ansonsten sehr gerne im Klaren über die Geschehnisse. Unbekannte Dinge, von denen ich nicht genau weiß, wie sie ablaufen oder funktionieren, verursachen bei mir schnell Unbehagen. Ich schreibe mir gerne Listen und Pläne, auch wenn es dann nicht zu hundert Prozent so ablaufen muss wie vorgesehen. Auch die Karte spricht sich für Klarheit im Leben aus. Man sollte Träume und Ziele klar für sich definieren. Denn wenn man weiß, was man will, hat man auch schneller eine Vorstellung davon, wie man es erreichen kann. Aber auch in Sachen Emotionen hilft Klarheit weiter. So weiß man auch, ob man wirklich auf den Gegenüber wütend ist, oder ob es nicht doch an etwas anderem liegt, dass schon länger an dir nagt und rausgelassen werden will. Dein Gegenüber wird es dir danken!

Ich habe diesen Schuh gewählt, weil er nicht aussieht wie ein normaler Schuh. Mich hat es sofort an ein Hennatattoo erinnert. Falls ihr davon noch nichts gehört habt: Henna ist eine Farbe, mit der man sich Muster auf die Haut malen kann. So eins möchte ich mir auch gerne wieder im kommenden Sommer auf die Hand malen lassen. Es hat einen orientalischen Touch und ist ein wunderschöner, temporärer Schmuck für die Haut. Wir haben ein Bild zuhause, auf dem meine Mama mir als kleines Kind Arme und Beine mit Wasserfarben bemalt hat. Der Schuh hat mich daran erinnert. Vielleicht sollten wir uns mal einen Henna-Stift zulegen:) Mit meiner ersten Assoziation scheine ich gar nicht so falsch zu liegen. Die Karte nennt sich "den Körper umarmen". Sprich deinen Körper so wie er ist anzunehmen und zu mögen. Diese Karte im Schuhorakel zu ziehen bedeutet, dass du dich um deinen Körper kümmern solltest. Gerade im momentanen Sommer-Schönheitswahn ist es meiner Meinung nach wichtig sich daran zu erinnern, dass man gut ist, wie man ist. Und dass das Optimum aus sich herauszuholen nicht bedeutet, seinen Körper durch Ratschläge aus Frauenmagazinen ect zu einer vermeintlich perfekten Bikinfigur zu hungern.

Wir spielen das Spiel so: einfach eine Karte aussuchen, deren Schuhe zur momentanen Stimmung passt und die Bedeutung lesen. Oder umgekehrt: die Karten verdeckt auslegen, und hoffen, dass man die momentan Richtige herausfischt.


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