Es war einmal…
in den dunkelsten Tagen von Corona und absoluten Social Distancing Vorschriften als ich mit ein paar Freunden auf eine grandiose Idee kam. Nachdem wir uns zuvor nahezu jeden Tag in der Uni gesehen hatten, waren wir nun über 1.000 Kilometer voneinander entfernt und entschieden uns dazu einen Buchclub zu gründen. Jeder wählte ein Buch aus, aus denen wir losen wollten, welches Buch wir als erstes lesen sollten. Es wurde The Handmaids Tale (Report einer Magd) von Margaret Atwood.
Der anfängliche Enthusiasmus verrauchte bei einigen jedoch genauso schnell wie er gekommen war und während einige von uns das Buch bereits beendet hatten, waren andere erst beim zweiten Kapitel. So kam es niemals zu einer Diskussion über das Buch und ich habe meine Gedanken und Ideen zu dem Roman nur mit einem Freund ausgetauscht. Da uns der Meinungsaustausch so viel Spass gemacht hatte, entscheiden wir uns dazu, den Buchclub zu zweit fortzuführen.
John Murray (Hachette UK) // 2017
304 Seiten // 13,00 Euro (9,99 Pfund) // Taschenbuch
Als wir nach dem nächsten Buch suchten (beziehungsweise dem ersten Buch des Buchclubs in veränderter Konstellation), erzählte mir der Freund von seinem Lieblingscomedian. Trevor Noah. Er sei Moderator der Night Show The Daily Show, die ich zu seinem Entsetzen nicht kannte. Noah hätte auch ein Buch geschrieben „Born a crime“, indem er über seine Kindheit in Südafrika erzählte. Aufgrund der Black Lives matter Bewegung war das Buch nun um so aktueller und wir einigten uns auf „Born a crime“. Am nächsten Tag lief ich zum Buchdealer meines Vertrauens, von dem ich meine englischsprachige Literatur beziehe und begann zu lesen.
Schon auf den ersten Seiten erkannte ich, was für eine unglaubliche Frau Trevors Mutter ist. Das ganze Buch ist eine Hommage an seine Mutter, die sich gegen das System, gegen Apartheid stellte und ihren eigenen Kopf immer wieder durchsetzte. Schwarze Katzen sind ein böses Omen? Egal, sie hat zwei schwarze Katzen. Sie wollte ein Kind, also bekam sie ein Kind. Wenn ein Kind „colored“ war, also ein weißes und schwarzes Elternteil hatte, war es das Resultat einer Straftat. Störte das seine Mutter? Nicht im geringsten. Entweder versteckte sie Trevor oder sie liefen on in einem gewissen Abstand voneinander durch den Park.
„The only authority my mother recognized was God´s. God is love and the Bible is truth - everything else was up for debate. She thought me to challenge authority and question the system. The only way it backfired on her was that I constantly challenged and questioned her.“
Trevor gibt offen zu, dass er ein Wildfang war. Oft hörte er nicht Hundertprozent auf seine Mutter, er spielte gerne mit Feuer und versuchte auch sonst immer die Grenzen auszutesten. Mussten sie wirklich zu drei Kirchen am gleichen Tag gehen? Konnte er nicht doch das neue paar Adidas haben? Auch wenn seine Mutter häufig mit ihm schimpfen muss, sind sie mehr als nur Mutter und Sohn. Sie sind ein Team.
Mit 18 Geschichten bringt Trevor Noah den Leser zum lachen und schmunzeln. Doch genauso gut macht er einen nachdenklich. Er berichtet von Religiosität, Armut, Ausgrenzung, Gewalt und zwielichtigen Autoritäten. Scharfsinnig zeigt er auf, dass Rassismus kein Relikt der Vergangenheit ist und vor allem wie er funktioniert. Indem man den anderen Gruppen die Schuld für seine eigene Lage gibt. Es ist erstaunlich wie dieses irrsinnige Konstrukt über Jahrhunderte aufrechterhalten wurde, aber vielleicht macht gerade sein Irrsinn, die Unberechenbarkeit und fehlende Logik gerade seine Hartnäckigkeit aus.
Neben all diesen eher bedrückenden Themen ist es gerade der Kern des Buches, der mich berührt hat und so wundervoll ist. Die äußeren Umstände mögen schwierig gewesen sein und er hat Dinge gesehen, von denen man sich wohlmöglich nicht wünscht, dass das eigene Kind sie erlebt hat. Dennoch war Trevor ein glückliches Kind. Ein Kind das gespielt hat, (leider erst später) Freunde hat, mit denen er durch die Straßen zieht, und das vor allem Dank seiner Mutter.
Von Trevor Noah gibt es auch auf Netflix zwei einstündige Shows, die ganz oben auf meiner to-watch-Liste stehen.
Vorgelesen von
Gianna
PREVIEW: Und das nächste Mal bei den Vorlesern...
Hauptcharakter in diesem Buch ist die waschechte New Yorkerin Kate. Sie arbeitet als Texterin bei einer Werbeagentur und liebt ihren Job, auch wenn sie das nicht gerne sagt, da „die Leute furchtbar hassen, wenn man sagt, dass man seinen Job liebt“. Denn die meisten Leute würden ihren Job schrecklich finden...
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