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Paul Watson: Wenn der Ozean stirbt, sterben wir auch

Ein persönliches, offenes Buch über den Klimawandel und die damit verbundene Angst. Der 70 jährige Paul Franklin Watson hat den Großteil seines Lebens auf den Weltmeeren verbracht. Er wuchs an der kanadischen Atlantikküste auf und arbeitete auf vielen verschiedenen Schiffen, u.a. als Officer für Greenpeace, aber nie auf einem Fischerboot. Seit 1978 ist er Kapitän bei der Sea Shepherd Conservation Society, einer Organisation und globalen Bewegung, die er 1977 mitbegründet hat. 

Sachbuch // Originaltitel: Urgence! Il faut sauver les océans 2020
Delius Klasing // 1. Auflage 2021 // Aus dem Englischen übersetzt von Renė Stein
Flexibel gebunden // 128 Seiten // 12,00 Euro


„Wir kämpfen für das Verbot von Nuklearwaffentests, retten Wale, Delfine, Robben, Meeresschildkröten und Haie, indem wir illegale Fangflotten bekämpfen, wie helfen Tieren bei Ölkatastrophen, fischen Plastikabfälle aus dem Meer und arbeiten dafür, weltweit die Aufmerksamkeit für all das zu schärfen - nicht nur für die Schäden, die die Menschheit dem aquamarinen Leben und der Biodiversität bereits zugefügt hat.“

Watson sieht ein Schreckensszenario, was auf die Menschheit infolge von Klimawandel und Entstehung und Mutation neuer Virenarten zukommen, wenn die Politik die Wissenschaft weiter ignoriert. Als kurzfristige Lösung fordert er, den Verbrauch an fossilen Brennstoffen drastisch einzuschränken. Nach dem CIA World Factbook 2017 werden täglich 93 Millionen Barrel Öl verbraucht. Watson fragt sich, ob der Mensch die Fähigkeit besitzt, die notwendigen Opfer zu erbringen, um in einer Welt ohne fossile Brennstoffe überleben zu können. Und dazu gehört auch Autofahren, Flugreisen, Kreuzreisen, Heizung, Strom, Kunstdünger, Unterhaltung und Plastik.

Er widerspricht denen, die behaupten, dass der Klimawandel nicht Menschen gemacht ist. Nur ein Beispiel ist die jährliche Schlachtung von 72 Milliarden Nutztieren und Milliarden Meeresbewohnern, mit denen die Menschen ihren eigenen Untergang herbei essen. Als erschütternde Tatsache führt Watson an, dass 40 Prozent des gesamten Fischfangs noch nicht einmal direkt gegessen würden, sondern an Nutztiere wie Hühner, Schweine und Zuchtlachse verfüttert werden.
Watson stellt die Bedeutung der Ozeane als Lebenserhaltungssystem für unseren Planten heraus. Er zeigt, wie wir Tiere und Pflanzen für unsere Zwecke versklavt haben. Tiere werden unterjocht, gequält und geschlachtet, Wildtiere ausgerottet, Pflanzen mit tödlichen chemischen Düngemitteln und genetisch veränderten Saatgut verändert.

„Und die Menschheit? Bleibt unmotiviert, festgefahren in ökonomischen, sozialen und politischen Denkmustern, die sich dermaßen von der natürlichen Ordnung entfernt haben, dass uns das Bewusstsein für das Auseinanderfallen unserer lebenserhaltenen Systeme abhanden gekommen ist.“

Am Ende des Buches gibt Watson Hoffnung und 10 wichtige Gründe gegen den Klimawandelstress und gegen die Covid-19-Angst. Denn Angst „ist ein Gift, dass in die Seele einsickern kann und unsere Gefühle betäubt. Die Folgen sind Paranoia, Unsicherheit und Wut. Versuche zu vermeiden, dass Angst sich ihren Weg in dein Leben bahnt…Ein Mensch, der angstfrei ist, kann viel mehr erreichen als jemand, der sich von der Angst in Ketten legen lässt“.

Wir danken dem Delius-Klasing Verlag für das Rezensionsexemplar.

Vorgelesen von 
    Gisela

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