Als Marlene Dietrich am 19. Mai 1933 in Paris aus dem Zug steigt und den Bahnsteig des Gare Saint-Lazare entlangschreitet, wird sie sich bereits darüber bewusst gewesen sein, dass ihr Hosenanzug von den Pariser Kritikern als für eine Frau unangemessen empfunden werden wird.
Die Autorin führt weiter aus: Bei einer Kleidergröße 38 wurde Marlene als mollige Blondine und 160-Pfund-Marlene bezeichnet.
Dies zeigt, dass Marlene trotz ihrer starken Persönlichkeit und ihren ikonischen Looks, mit den gleichen vermeintlichen Problemen und Körperidealen kämpfte, die Menschen auch noch heutzutage auch abseits von Hollywood in ihren Köpfen haben.
Denn: Kleider machen Leute. Das wusste nicht schon Gottfried Kellers Wenzel Strapinski, es bewahrheitet sich auch immer wieder in der Realität. Dennoch bedeutet das nicht, dass es nicht verschiedene Auffassungen von Mode gibt, so wie bei Marlene und den Kritikern.
Gabriele Katz: Marlene Dietrich. Die Kleider ihres Lebens.
Verlag Langen/Müller // 2021
Gabriele Katz: Marlene Dietrich. Die Kleider ihres Lebens.
Verlag Langen/Müller // 2021
320 Seiten // 24.00 Euro // Hardcover mit Abbildungen
Mode ermöglichte Marlene Dietrich in verschiedene Rollen zu schlüpfen und das nicht nur für Filmrollen, wie als Lola Lola im Burlesque-Look mit Zylinder oder als die Salonsängerin Frenchy. Sie wurde auch als Kostümmodel für zahlreiche Magazine abgelichtet und erfand sich auch durch ihren facettenreichen Kleidungsstil immer wieder neu.
Zurück ins Jahr 1933 und zu Marlene, die mit einem wehenden, weitgeschnittenen, schwarzen Mantel – der, dem heutigen Modestil entsprechend, wieder aus dem Schrank geholt werden kann – an der Seite ihres damaligen Ehemannes Rudi Sieber und dem Chef der Pariser Paramount-Niederlassung den Reportern und Fans entgegenläuft.
„Marlene trug einen langen, leger geschnittenen Kamelhaarmantel, einen klassischen einreihigen Herrenanzug mit weißem Hemd, dunkler Krawatte und Baskenmütze und kreisrunder Sonnenbrille.“ (S.112)
Mode ermöglichte Marlene Dietrich in verschiedene Rollen zu schlüpfen und das nicht nur für Filmrollen, wie als Lola Lola im Burlesque-Look mit Zylinder oder als die Salonsängerin Frenchy. Sie wurde auch als Kostümmodel für zahlreiche Magazine abgelichtet und erfand sich auch durch ihren facettenreichen Kleidungsstil immer wieder neu.
Zurück ins Jahr 1933 und zu Marlene, die mit einem wehenden, weitgeschnittenen, schwarzen Mantel – der, dem heutigen Modestil entsprechend, wieder aus dem Schrank geholt werden kann – an der Seite ihres damaligen Ehemannes Rudi Sieber und dem Chef der Pariser Paramount-Niederlassung den Reportern und Fans entgegenläuft.
„Marlene trug einen langen, leger geschnittenen Kamelhaarmantel, einen klassischen einreihigen Herrenanzug mit weißem Hemd, dunkler Krawatte und Baskenmütze und kreisrunder Sonnenbrille.“ (S.112)
Der Look löste einen Diskurs darüber aus, ob Frauen sogenannte Männerkleidung tragen dürfen oder nicht und wie Mann darauf zu regieren hatte, wenn sie es taten.
Eine Fotografie, die Gabriele Katz auch in ihrem Buch abgedruckt hat, zeigt das Schauspiel am Bahnsteig. Es trendete im Juli diesen Jahres auf Twitter mit der Fehlinformation, dass Marlene aufgrund ihrer Hose sogar verhaftet worden sei. In dieser Interpretation der Geschehnisse wurde sie nicht von Ehemann und Paramount-Chef, sondern zwei Polizeibeamten flankiert.
Obwohl Marlene nicht verhaftet wurde, wurde der Post über die Plattform hinweg geteilt und Marlene fast neunzig Jahre später erneut für ihren Anzug und ihre Persönlichkeit gefeiert.
In ihrer Biografie über Marlene berichtet Gabriele Katz von diesem und vielen anderen Momenten aus Marlenes Leben.
Als Frau, die beide Weltkriege überstanden und zahlreiche gesellschaftliche Wandel erlebt hat, ist Marlenes Biografie eingebettet in den politischen und sozialgeschichtlichen Kontext. Das Buch ist liebevoll mit Verweisen zur Literatur, Kunst und natürlich in die Modebranche gespickt. So bekommt auch jedes Kapitel ein eigenes Zitat, meist von einer bekannten Persönlichkeit aus der Modebranche.
Eine Fotografie, die Gabriele Katz auch in ihrem Buch abgedruckt hat, zeigt das Schauspiel am Bahnsteig. Es trendete im Juli diesen Jahres auf Twitter mit der Fehlinformation, dass Marlene aufgrund ihrer Hose sogar verhaftet worden sei. In dieser Interpretation der Geschehnisse wurde sie nicht von Ehemann und Paramount-Chef, sondern zwei Polizeibeamten flankiert.
Obwohl Marlene nicht verhaftet wurde, wurde der Post über die Plattform hinweg geteilt und Marlene fast neunzig Jahre später erneut für ihren Anzug und ihre Persönlichkeit gefeiert.
In ihrer Biografie über Marlene berichtet Gabriele Katz von diesem und vielen anderen Momenten aus Marlenes Leben.
Als Frau, die beide Weltkriege überstanden und zahlreiche gesellschaftliche Wandel erlebt hat, ist Marlenes Biografie eingebettet in den politischen und sozialgeschichtlichen Kontext. Das Buch ist liebevoll mit Verweisen zur Literatur, Kunst und natürlich in die Modebranche gespickt. So bekommt auch jedes Kapitel ein eigenes Zitat, meist von einer bekannten Persönlichkeit aus der Modebranche.
Es ist schwierig Biografien fesselnd zu erzählen, ohne sich auf wackeliges Eis zu begeben. Gabriele Katz balanciert hervorragend auf diesem Drahtseil und das Buch ist zu gleichen Maßen gut zu lesen und informativ.
Eine Sache hat mir in der runden Geschichte aber leider gefehlt: Die Kleider. So ist das Buch zwar bebildert, allerdings gibt es kaum „richtige“ Outfitfotos und ich hätte mir allgemein eine stärkere Fokussierung auf Die Kleider ihres Lebens, wie es im Titel heißt, gewünscht. Das würde vielleicht die Leserschaft eingrenzen, dem Buch aber auch ein Alleinstellungsmerkmal geben.
Besonders gut gefiel mir aber alles andere und besonders diese Stelle:
„»Ich versuche nichts zu essen«, gestand Marlene Rudi.“ (S.78)
Eine Sache hat mir in der runden Geschichte aber leider gefehlt: Die Kleider. So ist das Buch zwar bebildert, allerdings gibt es kaum „richtige“ Outfitfotos und ich hätte mir allgemein eine stärkere Fokussierung auf Die Kleider ihres Lebens, wie es im Titel heißt, gewünscht. Das würde vielleicht die Leserschaft eingrenzen, dem Buch aber auch ein Alleinstellungsmerkmal geben.
Besonders gut gefiel mir aber alles andere und besonders diese Stelle:
„»Ich versuche nichts zu essen«, gestand Marlene Rudi.“ (S.78)
Die Autorin führt weiter aus: Bei einer Kleidergröße 38 wurde Marlene als mollige Blondine und 160-Pfund-Marlene bezeichnet.
Dies zeigt, dass Marlene trotz ihrer starken Persönlichkeit und ihren ikonischen Looks, mit den gleichen vermeintlichen Problemen und Körperidealen kämpfte, die Menschen auch noch heutzutage auch abseits von Hollywood in ihren Köpfen haben.
Wir danken dem Verlag Langen/Müller für das Rezensionsexemplar.
Vorgelesen von
Irene Adler
Kommentare
Kommentar veröffentlichen