Orginal: The Island Escape, 2015
[Roman]
Nachdem ich das erste ins deutsche übersetzte Buch von Kerry Fisher mit Begeisterung gelesen habe (Die Liebe, das Glück und ein Todesfall), musste ich mir natürlich auch die Neuerscheinung direkt schnappen und möchte sie euch nun präsentieren:
Bevor es ein wundervoller Sommer werden kann müssen Roberta und Octavia einiges durchstehen. Sie sind schon seit Schulzeiten befreundet; Roberta mit gutsituierten Eltern, während bei Octavia das Geld knapp und die Kreativität und Abenteuerlust groß war. Roberta mag die Ungezwungenheit in Octavias Familie und auf die praktische, lebensnahe Octavia ist immer Verlass. Beide heiraten einen unpassenden Mann und führen das Leben einer Anderen bis sie wachgerüttelt werden.
Das Schockierenste was Roberta jemals in den Augen ihrer Eltern tat, war den mittellosen Australier Scott zu heiraten. Der schafft zwar mit Robertas Hilfe den Aufstieg in der Immobilienbranche und kann ihr und ihrer Tochter Alicia ein finanziell gutes Leben bieten, dafür muss Roberta aber sein ständiges Machogehabe ertragen, ihre Eigenständigkeit aufgeben und sich vollständig anpassen.
Auch Octavia entwickelt sich zu einem anderen Menschen. Mit ihrer korsische Liebe Xavi war eigentlich ein wildes unabhängiges und künstlerisches Leben geplant. Als sie zu ihrem kranken Vater zurück nach Deutschland fährt, verliert sie Xavi. Sie lernt Jonathan kennen, wird ungewollt sehr schnell schwanger und heiratet ihn um ihrem Kind ein sicheres Leben bieten zu können. Und obwohl die wilde Octavia und der pedantische, geizige, aber auch verlässliche Jonathan gar nicht zusammenpassen, fügen sie sich in ein Familienleben mit bald drei Kindern. Es ist schwierig über die beiden Frauen zu urteilen, wie oft tut man nicht unsinnige Dinge aus Liebe, aus Trotz oder einfach aus Angst vor der Zukunft. Und wenn Kinder im Spiel sind, verändern sich die Regeln noch einmal. Jedenfalls für Octavia, die in ihrem Leben ausharrt, obwohl sie die ständige Sehnsucht nach einem anderen Leben fühlt. Am liebsten nach einem Leben mit ihrer großen Liebe Xavi, nach den wundervollen Zeiten auf Korsika. Sie richtet sich mit ihren drei Kindern so gut ein wie es geht. Als Jonathan seine Arbeit verliert, muss er einen Job in Sardinien annehmen. Das südländische Leben und eine nette Kollegin Elisabetta begeistern ihn. Zum ersten Mal fühlt er sich geliebt und so ist es schließlich Jonathan der Octavia verlässt. Und das tut er mit wunderschönen Sätzen über sein Gefühle für seine neue italienische Liebe:
"Ich möchte nicht, dass meine Kinder in dem Glauben aufwachsen, Liebe sei, wer jetzt mit dem Schul-Shuttledienst und den Hausaufgaben in Naturwissenschaft dran ist. Sie sollen wissen, dass es darum geht, den richtigen Partner zu finden, der einem das Gefühl gibt, man könne ein besserer Mensch sein, als man je zu träumen gewagt hat".
Auf der anderen Seite ist es Roberta, die Scott verlässt. Sie will nicht, dass ihre Tochter mit dem Vorbild einer Mutter aufwächst, die sich von ihrem Mann alles gefallen lässt. Und sie will wieder ein Leben nach ihren Wünschen und Träumen führen, wozu allerdings bald auch der nette und verständnisvolle Jake gehört. Stellenweise nervt es, die beiden Frauen auf ihrem Selbstfindungstrip zu begleiten, aber das ist von der Autorin sicher so gewollt. Denn natürlich ist es schwierig neue Wege einschlagen und sein Leben verändern zu wollen. Roberta hat genügend Geld und findet ein schönes neues Heim und kann sich sogar als Innenarchitektin erfolgreich etablieren. Octavia muss nach Jonathans Auszug feststellen, dass auch Jonathan immer nur die pragmatische Lösung gelebt hat und sie und das vollgestopfte Haus leichten Herzens verlässt.
Und die Moral von der Geschicht - wie für so ein wundervolles Sommerbuch richtig - lässt Kerry Fisher ihre starken Frauen am Ende auch ans Ziel ihrer Träume kommen. Aber bis dahin ist es ein langer Weg und in der Realität leider oft auch ohne Happy End.
Goldmann, 2016; übersetzt von Karin Dufner
Seiten 476, Euro 9,99
Für das Rezensionsexemplar danken wir: