Euripides: Hippolytos. Wenn Menschen lieben - Eine Tragödie
Mit einem Essay von Anton Bierl
Diogenes // Aus dem Griechischen übersetzt von Kurt Steinmann
144 Seiten // 20,00 Euro // Hardcover Leinen
Nachdem ich Circe von Madleine Miller ausgelesen hatte, war ich im griechischen Götterrausch. Ich finde es faszinierend, wie viele Geschichten und Kulte es um die Götter gibt und die Verstrickungen unter den Gottheiten. Als ich letztes Jahr in Griechenland war, sagte unsere Reisebegleiterin, dass die Griechen die Götter nach ihren Vorbildern geschaffen haben. Sie verlieben sich, sind eifersüchtig, rachsüchtig und fehlerhaft. Und auch Euripides erzählt in seiner Tragödie vom Jähzorn der Götter:
Hippolytos, Sohn des Theseus, dem König von Athen und Trozen, hat sich der Jagd verschrieben. Mit seinen Jagdgefährten durchstreift er die Wälder und betet seine Göttin Artemis, die Göttin der Jagd an, die ihrerseits in Hippolytos ihren Liebling gefunden hat, der nicht nur ein guter Jäger sondern zudem auch sehr attraktiv ist. Dies zieht auch Aphrodite's Aufmerksamkeit auf sich. Als Göttin der Liebe sieht sie in Hippolytos Desinteresse an Frauen und der Liebe ein persönliche Beleidigung und schmiedet daraufhin eine Intrige.
Aphrodite sucht sich die Stiefmutter und neue Frau des Theseus, Phaidra, als Opfer für ihren rachsüchtigen Plan aus und bringt sie dazu sich in Hippolytos zu verlieben. Phaidra weiß, dass ihre Gefühle nicht ehrenhaft sind und will sich lieber zu Tode hungern als Schande über sich zu bringen. Ihre Amme ist besorgt um die kränkliche Phaidra und will ihr Helfen:
Nur Mut, mein Kind! Und wirf nicht gereizt
hin und her deinen Leib!
Leichter wirst du die Krankheit mit Ruhe
und mutig gefasst ertragen.
Zu leiden ist der Menschen unabwendbares Los.
Als die Amme schließlich von Phaidras Gefühlen erfährt, will sie ihre Herrin um jeden Preis retten und berichtet dem jungen Hippolytos von Phaidras Liebe, nachdem sie ihn durch einen Schwur der Götter zum Stillschweigen gebracht hat. Dieser ist natürlich entsetzt über die Offenbarung der Amme und lehnt Phaidra ab. Phaidra kann nicht mehr mit der Schade leben, sodass die Tragödie ihren Lauf nimmt.
Auch Artemis kann die folgenden Geschehnisse nicht verhindern:
denn Kypris [Aphrodite] wollte, dass dies so geschehe, weil
dadurch sie stillte ihren Zorn. Bei Göttern aber gilt das
folgende Gesetz:
Es will dem Willen eines andern Gottes keiner sich
entgegenstemmen, nein, wir treten stets beiseite.
Hippolytos ist eine unterhaltsame Tragödie, die das damalige Bild der Griechen bestätigt wie sehr die Götter den Menschen überlegen sind. Selbst wenn die Menschen sich tadellos verhalten, können sie den Kräften und dem Willen der Götter nichts entgegensetzen und zwischen die Fronten geraten. Letztlich liegt das Schicksal des alten Griechen in den Händen der Götter.
Wir danken Diogenes für das Rezensionsexemplar.
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