Original: Trois mille chevaux vapeur, 2014
[Roman]
Von Albträumen geplagt, opiumabhängig und mit Alkohol als seinen steten Begleiter schlägt sich Arthur Bowman als Polizist in London durchs Leben. Doch als eines Tages eine Leiche in der Kanalisation gefunden wird, holt seine Vergangenheit ihn ein. Die Leiche besitzt die gleichen Narben, die Arthur seit seiner Gefangenschaft aus Birma während seiner Zeit als Seargent bei der Ostindien-Kompanie mit sich trägt. Nur einer der Männer, die die gleiche Hölle wie der Polizist überlebt haben, kann als Mörder in Frage kommen und Bowman macht sich auf die Suche nach seinen Mitgefangenen und auf der Suche zu sich selbst.
Der Roman wird als Genremix beschrieben - bestehen aus historischen Thriller, Abenteuerroman und Western. Diese Mischung machte mich sehr neugierig, weshalb ich mich sehr freute als C. Bertelsmann mir ein Rezensionsexemplar zukommen ließ.
Außerdem habe ich mit dem Wälzer zwei Mücken tot geschlagen, weshalb das Buch ja einfach gut sein musste ;)
Die sieben Leben des Arthur Bowman ist in vier Teile aufgeteilt:
- Der erste Part handelt von der Kompanie in Birma 1852,
- Part Zwei beschreibt die Zeit Arthurs in London 1859,
- der dritte Part setzt in 1860 mit der Überfahrt in die Neue Welt an
- und der letzte und vierte Part erzählt von Sierra Nevada und geht von 1860 bis 1864.
Insgesamt erstreckt sich also der 560 Seiten lange Roman über 12 Jahre hinweg, in denen Arthur Bowman auf drei verschiedenen Kontinenten herum reist. Da die Teile meiner Meinung nach doch sehr unterschiedlich waren, möchte ich mich ihnen auch einzeln widmen:
Arthur Bowman ist im Kontor von Pulivat bei der Ostindien-Kompanie verpflichtet als die Kriegserklärung an die Birmanen sie erreicht. Gemeinsam mit einem kleinen Trupp macht sich der Seargent auf den Weg nach Madras und besteigt ein Schiff den Irrawaddy hinauf, in Richtung Krieg. Während der langen Fahrt wird Arthur von Major Cavendish mit einer geheimen Expedition betraut, da er sich in einem vorherigen Angriff als tapferer und guter Soldat bewiesen hat. Mit einer kleinen Gruppe verschwindet er in einer Nacht und Nebel Aktion vom Schiff, um den Auftrag auszuführen. Was er jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, ist, dass die Mission schon zum Scheitern verurteilt war und in einer Gefangennahme mit 10 Überlebenden enden wird.
In dieser Zeit wird Arthur als wortkarg und hart beschrieben, doch auf mich wirkte er auch in sich ruhend und seiner Aufgabe als Soldat - zu kämpfen - bewusst.
Die Beschreibung von Arthurs Leben in London haben mich wirklich begeistert. Varenne schildert die sozialen Probleme während der Jahrhunderthitze so real, dass man das Gefühl hat, dabei gewesen zu sein. !!
Nachdem Bowman eine Liste mit den Namen und Anschriften der zehn Überlebenden aus Birma erhalten hat, macht er sich auf die Suche nach ihnen. Vor allem diese Ausführungen haben mich fasziniert und zugleich berührt. Auch wenn Arthur dachte, er sei ein Wrack, erlebt er nun wie seine ehemaligen Leidensgenossen sich durch den Alltag schlagen. Denn auch wenn er alleine lebt und einige der Anderen sogar eine Familie haben, geht es ihnen grauenvoll - sie wandeln wie lebendige Tote auf der Welt.
Schließlich lässt sich Arthur bei einigen Fischern nieder, die er beim Fischfang finanziell sowie auch tatkräftig unterstützt und sich sogar mit ihnen anfreundet. Doch als er von einem ähnlichen bestialen Mord in Amerika hört, weiß er, dass er dem Mörder hinterher reisen und aufhalten muss.
Bis dorthin gefiel mir der Roman wirklich gut, sodass ich ihn trotz des Gewichts und der Größe durch die Gegend schleppte, um auch in der Bahn lesen zu können.
Doch dann erwarteten mich im dritten Teil einige Ungereimtheiten, die ich mir nicht recht erklären konnte:
Auch wenn eigentlich vieles passiert, hatte ich zeitweise das Gefühl, dass es nicht vorangeht. Arthur Bowman ist zwar durchgängig unterwegs, doch all seine Bemühungen in Amerika erscheinen für mich erfolglos und nicht vorantreibend.
Einige Handlungen, vor allem von Nebencharakteren, erschienen für mich sinnlos und unerklärbar. Auch hatte ich das Gefühl, dass Arthur die Geschehnisse nie in einem ruhigen Moment rekapitulierte und noch mal in Ruhe darüber nachdachte.
Und dort kommen wir zu einem Punkt, der mir sehr gut gefallen hat: Während seiner Reise durch den Wilden Westen, schreibt Arthur Briefe an Alexandra, in denen er seine Erlebnisse schildert. Er versucht seine Zuneigung zu ihr auszudrücken und vertraut ihr Dinge an, wie zum Beispiel, dass er sich an einem Abend einsam fühlt. Auch wenn er die Briefe nicht abschickt, waren sie für mich immer ein kleines Highlight, da Arthur dort versucht Gefühlsregungen zu zeigen. Diese kleinen "Highlights" hätten meiner Meinung auch noch öfter vorkommen können.
Als Bowman dann auf den letzten Seiten auf einen seiner früheren Leidensgenossen trifft, wurde es wieder belebend. Mit einem rasanten Ende, von dem ich nicht zu viel verraten möchte, beendet Varenne den dritten Teil und ich bekam wieder richtig Lust auf den letzten Part.
Leider hatte für mich war die lange Suche einfach ein wenig zu ausschweifend, weshalb ich das Buch öfters zur Seite gelegt habe.
C. Bertelsmann Verlag, 2015; Aus dem Französischen von Anne Spielmann
Seiten 560, Euro 22,90; gebundenes Buch mit Schutzumschlag
[Roman]
Ein großes Dankeschön geht an Ernesto für das Posieren neben dem Buch! ;) |
Der Roman wird als Genremix beschrieben - bestehen aus historischen Thriller, Abenteuerroman und Western. Diese Mischung machte mich sehr neugierig, weshalb ich mich sehr freute als C. Bertelsmann mir ein Rezensionsexemplar zukommen ließ.
Außerdem habe ich mit dem Wälzer zwei Mücken tot geschlagen, weshalb das Buch ja einfach gut sein musste ;)
Die sieben Leben des Arthur Bowman ist in vier Teile aufgeteilt:
- Der erste Part handelt von der Kompanie in Birma 1852,
- Part Zwei beschreibt die Zeit Arthurs in London 1859,
- der dritte Part setzt in 1860 mit der Überfahrt in die Neue Welt an
- und der letzte und vierte Part erzählt von Sierra Nevada und geht von 1860 bis 1864.
Insgesamt erstreckt sich also der 560 Seiten lange Roman über 12 Jahre hinweg, in denen Arthur Bowman auf drei verschiedenen Kontinenten herum reist. Da die Teile meiner Meinung nach doch sehr unterschiedlich waren, möchte ich mich ihnen auch einzeln widmen:
Arthur Bowman ist im Kontor von Pulivat bei der Ostindien-Kompanie verpflichtet als die Kriegserklärung an die Birmanen sie erreicht. Gemeinsam mit einem kleinen Trupp macht sich der Seargent auf den Weg nach Madras und besteigt ein Schiff den Irrawaddy hinauf, in Richtung Krieg. Während der langen Fahrt wird Arthur von Major Cavendish mit einer geheimen Expedition betraut, da er sich in einem vorherigen Angriff als tapferer und guter Soldat bewiesen hat. Mit einer kleinen Gruppe verschwindet er in einer Nacht und Nebel Aktion vom Schiff, um den Auftrag auszuführen. Was er jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, ist, dass die Mission schon zum Scheitern verurteilt war und in einer Gefangennahme mit 10 Überlebenden enden wird.
In dieser Zeit wird Arthur als wortkarg und hart beschrieben, doch auf mich wirkte er auch in sich ruhend und seiner Aufgabe als Soldat - zu kämpfen - bewusst.
Die Beschreibung von Arthurs Leben in London haben mich wirklich begeistert. Varenne schildert die sozialen Probleme während der Jahrhunderthitze so real, dass man das Gefühl hat, dabei gewesen zu sein. !!
Nachdem Bowman eine Liste mit den Namen und Anschriften der zehn Überlebenden aus Birma erhalten hat, macht er sich auf die Suche nach ihnen. Vor allem diese Ausführungen haben mich fasziniert und zugleich berührt. Auch wenn Arthur dachte, er sei ein Wrack, erlebt er nun wie seine ehemaligen Leidensgenossen sich durch den Alltag schlagen. Denn auch wenn er alleine lebt und einige der Anderen sogar eine Familie haben, geht es ihnen grauenvoll - sie wandeln wie lebendige Tote auf der Welt.
Schließlich lässt sich Arthur bei einigen Fischern nieder, die er beim Fischfang finanziell sowie auch tatkräftig unterstützt und sich sogar mit ihnen anfreundet. Doch als er von einem ähnlichen bestialen Mord in Amerika hört, weiß er, dass er dem Mörder hinterher reisen und aufhalten muss.
Bis dorthin gefiel mir der Roman wirklich gut, sodass ich ihn trotz des Gewichts und der Größe durch die Gegend schleppte, um auch in der Bahn lesen zu können.
Doch dann erwarteten mich im dritten Teil einige Ungereimtheiten, die ich mir nicht recht erklären konnte:
Auch wenn eigentlich vieles passiert, hatte ich zeitweise das Gefühl, dass es nicht vorangeht. Arthur Bowman ist zwar durchgängig unterwegs, doch all seine Bemühungen in Amerika erscheinen für mich erfolglos und nicht vorantreibend.
Einige Handlungen, vor allem von Nebencharakteren, erschienen für mich sinnlos und unerklärbar. Auch hatte ich das Gefühl, dass Arthur die Geschehnisse nie in einem ruhigen Moment rekapitulierte und noch mal in Ruhe darüber nachdachte.
Und dort kommen wir zu einem Punkt, der mir sehr gut gefallen hat: Während seiner Reise durch den Wilden Westen, schreibt Arthur Briefe an Alexandra, in denen er seine Erlebnisse schildert. Er versucht seine Zuneigung zu ihr auszudrücken und vertraut ihr Dinge an, wie zum Beispiel, dass er sich an einem Abend einsam fühlt. Auch wenn er die Briefe nicht abschickt, waren sie für mich immer ein kleines Highlight, da Arthur dort versucht Gefühlsregungen zu zeigen. Diese kleinen "Highlights" hätten meiner Meinung auch noch öfter vorkommen können.
Als Bowman dann auf den letzten Seiten auf einen seiner früheren Leidensgenossen trifft, wurde es wieder belebend. Mit einem rasanten Ende, von dem ich nicht zu viel verraten möchte, beendet Varenne den dritten Teil und ich bekam wieder richtig Lust auf den letzten Part.
Leider hatte für mich war die lange Suche einfach ein wenig zu ausschweifend, weshalb ich das Buch öfters zur Seite gelegt habe.
Im letzten Part wurde es dann für mich erst richtig spannend. Bowman scheint endlich seine innere Mitte zu finden und man freut sich für den ehemaligen Seargent. Auch Alexandra spielt natürlich eine Rolle bei seiner Selbstfindung.
Plötzlich kommt noch eine für mich unerwartete Wendung, die dem Roman einen würdiges Ende beschert hat.
Die sieben Leben des Arthur Bowman ist ein anspruchsvoller Roman, der von Reise, Suche und Selbstfindung aber auch Selbstakzeptanz handelt. Dass Antonin Varenne Philosophie studiert hat, ist auf jeden Fall gut zu erkennen und gibt der Geschichte eine besondere Würze.
Leider war der Hauptteil für mich mit einigen Längen ausgeschmückt und dadurch für mich nur zu Beginn und zum Schluss ein Abenteuerroman.
C. Bertelsmann Verlag, 2015; Aus dem Französischen von Anne Spielmann
Seiten 560, Euro 22,90; gebundenes Buch mit Schutzumschlag
Für das Rezensionsexemplar danken wir: