[Krimi]
Bei dem grauen Nieselwetter hier macht Alexander Oetker mit seinem Krimidebüt so richtig Lust auf Sommer, Meer und vor allem auf Frankreich. Bei der Buchpremiere im März in einem gemütlichen kleinen französischen Restaurant erzählte er von seiner großen Liebe zu Frankreich. Zuerst durch die Kindheitsurlaube mit der frankophilen Mutter, später durch Surfurlaube mit Freunden. Hängengeblieben ist er dann im Aquitaine im Südwesten Frankreichs. Und in dieser tollen Gegend rund um Bordeaux spielt dann auch sein erster Kriminalroman „Retour“. Hauptfigur ist Commissaire Luc Verlain, lebensbejahend und von seinem Job begeistert.
Luc ist in einem kleinen Ort in der Nähe von Bordeaux aufgewachsen. Als es ihm dort viel zu eng wurde, zog es ihn zur Kriminalpolizei nach Paris. Dort fühlt er sich wohl in seiner Wohnung direkt beim Museum d `Orsay mit seinen Kollegen und den charmanten Pariserinnen. Als sein Vater, ein Austernfischer, an Krebs erkrankt, lässt er sich nach Bordeaux zurückversetzten. Dort soll es was die Kriminalität angeht viel ruhiger als in Paris sein, so dass mehr Zeit für seinen Vater bleibt. Natürlich hat sich Luc verrechnet. Kaum angekommen wird Caroline, ein junges hübsches Mädchen aus dem Nachbardorf erschlagen am Strand aufgefunden. Dieser Mord entfaltet eine enorme Sogwirkung, bei der auch die dunklen Seiten der Bewohner dieser wunderschönen Landschaft freigesetzt werden. Rassismus und Fremdenhass treten offen zutage. Die Polizei kann gerade noch eine Lynchjustiz an dem jungen Syrer Hakim durch die Dorfbewohner verhindern, der das Mädchen angeblich mit seiner Liebe verfolgt und dann ermordet haben soll.
Oetker schreibt aber auch von den Rangeleien um Macht und Vorrangstellung innerhalb der Polizei. Von Charlie Hebdo und dem durch die ständige Bedrohung durch den Terrorismus veränderten Frankreich.
Doch es wird auch von den schönen leichten Seiten Frankreichs erzählt. Die tollen Beschreibungen von Meer, Strand und Dünen. Von eiskalten Muscadet, kulinarischen Genüssen, wie überbackenen Austern, den regionalen Märkten und dem abendlichen Treiben in Bordeaux engen Gassen. Und Luc ist einfach ein sympathischer nachdenklicher Kommissar, der den schönen Seiten des Lebens und besonders den Frauen nicht abgeneigt ist. Ein guter Polizist und Kollege ist er auch.
Und es ist eine Geschichte über Elternliebe in allen Facetten: Hakims selbstlose Mutter, Carolines rassistischer Stiefvater und die reichen Bourgeoiseeltern, denen es vor allem um die Wahrung des guten Ruf der Familie geht.
Es ist eine Freude diesen spannenden Kriminalroman mit einem lebensgenießenden und doch sensiblen Kommissar zu lesen. Von der düsteren, depressiven, alkoholkranken Sorte gibt es schon genug. Wir freuen uns schon auf Lucs nächste Fälle mit viel Frankreich-Flair.
Hoffmann und Campe, 2017; Taschenbuch
Seiten 288, Euro 16,00
Für das Rezensionsexemplar danken wir:
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