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Beatrice Colin: Die Treppe zum Himmel

Original: To Capture What We Cannot Keep, 2016
[Historischer Roman]


"Zwei Wege führen in den Himmel von Paris: der Eiffelturm und die Liebe" 
Émile Nouguier ist Ingenieur mit Leib und Seele. Nachdem er den gemeinsamen Entwurf von ihm und einem Kollegen an Gustav Eiffel verkauft hat, muss es ihm nun gelingen in zwei Jahren den Eiffelturm zu errichten. Doch nicht nur der Bau des Turmes macht ihm zu schaffen: Seine Mutter will ihn dazu bewegen die Tradition zu erhalten und die Familienfirma zu übernehmen, wobei er sich doch gar nicht für die Glasbläserei begeistert. Nebenbei erinnert sie ihn daran, dass es langsam Zeit für ihn wäre, sich häuslich niederzulassen und eine eigene Familie zu gründen. Auch wenn Émile Kinder liebt, genügt ihm die lockere Affaire mit der gerissenen Schönheit Gabrielle. Oder etwa doch nicht?
Zur gleichen Zeit ist die Witwe Caitroina Wallace dem Firmenbesitzer Mr Arrol zu tiefste dankbar, dass sie die Geschwister Jamie und Alice auf ihrer Grand Tour durch Europa begleiten kann. Dabei muss sie jedoch ein Auge auf die beiden werfen und bemüht sich, sie vor Dummheiten zu bewahren.

Émile und Caitroina begegnen sich zufällig bei einer zu kurzen Fahrt mit einem Heißluftballon. Und auch wenn sie nur wenige Worte miteinander wechseln, vergessen sie sich nicht. Als Caitroina die Geschwister ein Jahr später wieder nach Paris begleitet, kreuzen sich ihre Wege erneut. Jamie Aarau möchte bei dem Bau des Eiffelturms mitwirken, wobei er als Ingenieur gänzlich unbegabt ist. Und auch Alice scheint auf Abwegen zu geraten.


Nachdem ich "Die Treppe zum Himmel" an Ostern ausgepackt hatte, habe ich keine Zeit verschwendet und den Roman direkt gelesen. Ich bin ein Freund von historischen Romanen. Zum einen begeistert mich die Garderobe der Damen und Herren in ihren pompösen Kleidern und den klassischen Anzügen, zum anderen versetze ich mich gerne in die damalige Zeit und Stimmung zurück. Dieses Mal habe ich mir das Paris in der Belle Époque ausgesucht. Auch wenn die Protagonisten Émile Nouguier und Caitroina Wallace in gehobeneren Kreisen verkehren, zeigt Beatrice Colin auch das Leben von einfachen Bauarbeitern oder einem jungen Mädchen, das in einem Bordell arbeitet. Dabei stößt sie den Leser nicht darauf oder verurteilt die Situation, sie beschreibt sie lediglich wie sie wahrscheinlich war.
Caitriona ist Anfang 30 und somit eine gestandene Frau. Sie hat eine nicht ganz wie erhoffte Ehe hinter sich und findet auch bei ihrer Schwester wenig Verständnis. Als Witwe bleiben ihr nicht mehr viele Wege, um ihren Alltag zu finanzieren, sodass sie sich als Gesellschafterin ausschreibt. Die Geschwister Jamie und Alice Arrol sind liebenswert, doch sind sie ihrem Alter verschuldet ein wenig naiv. Die Arrols unterscheiden sich sehr und doch sind sie beide Träumer, die ihren Platz in der Gesellschaft suchen. So muss Cait sich viele Sorgen um sie machen, ohne dabei die kontrollierende Mutter zu spielen.

In "Die Treppe zum Himmel" schafft Beatrice Colin eine besondere Atmosphäre, die mich in ihren Bann gezogen hat. Dabei gibt es verschieden Facetten, die ihren lebhaften Erzählstil ausmachen. Es ist ihr erster Roman, der ins Deutsche übersetzt wurde. Colin zeigt, dass eine weibliche Protagonistin nicht immer ein naives Mädchen sein muss, dass einem Mann hinterherläuft. Denn Caitriona ist vieles, aber vor allem nicht dumm.


Bastei Lübbe // 2017 // aus dem Englischen von Britta Evert
415 Seiten // 10,00 Euro // Taschenbuch 
Foto © by Sonja Louise 



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