Direkt zum Hauptbereich

Rex Stout: Es klingelt an der Tür. Ein Fall für Nero Wolfe

Krimi // Original: The doorbell rang // 1965
Klett-Cotta 2017 // Aus dem Amerikanischen von Conny Lösch. Mit einem Nachwort von Jürgen Kaube
247 Seiten // 15 Euro // gebunden, bedruckter Leineneinband


Nero Wolfe erhält einen Scheck über 100.000 Dollar; als Anzahlung! Wie kann er da widerstehen. Das neue Jahr hat gerade erst angefangen und der Scheck bedeutet, dass er bis zum Sommer keine weiteren Aufträge mehr annehmen muss: „Er könnte Hunderte von Büchern lesen und Tausende Ochideen züchten“. Aber dazu muss er sich mit dem FBI und dessen Chef, J. Edgar Hoover anlegen.

Die reiche Rachel Brunner hat nämlich das den Praktiken des FBI bloßstellende Buch „Das unbekannte FBI“ 10.000 Mal gekauft und an alle möglichen einflussreichen Persönlichkeiten des Landes geschickt. Seitdem beschattet das FBI Rachel Brunner und ihre Familie, hört die Telefonleitungen ab und befragt ihre Angestellten. Diesen „Ärger“ soll Nero Wolfe nun Einhalt gebieten und da er selber aus beruflichen Gründen nie das Haus verlässt sind Saul Panzer, Fred Durkin und Orrie Cather wieder mit von der Partie. Und natürlich der verlängerte Arm Nero Wolfes, der Ich–Erzähler der Geschichte, Archie Goodwin.

Trotz des absurden Ansinnens sich mit dem FBI anzulegen, überlegt sich Nero Wolfe einen genialen Plan. Er versucht das FBI aufzustacheln und in die Enge zu treiben, indem er einige Fälle an denen FBI-Agenten in letzter Zeit gearbeitet haben unter die Lupe nimmt. Hilfe bekommen sie von ungeahnter Seite: Inspector Cramer vom Morddezernat verdächtigt das FBI einen Mann erschossen zu haben, der als Autor und Journalist Material über das FBI gesammelt hat. Und da Cramer seit 36 Jahren im New York Police Department arbeitet, kann er einem ungelösten Mord in seinem Gebiet nicht ertragen, besonders wenn er vom FBI begangen wurde. Und so beginnen Wolfe und seine Helfer im Mordfall Morris Althaus zu ermitteln, was dem FBI gar nicht gefällt.
Zwischendurch essen sie Köstlichkeiten wie frittierte Muschelfrikadellen mit Chilisauce, in Rotwein geschmortes Rindfleisch, Kürbis mit Sour Creme und gehacktem Dill, Avocado mit Brunnenkresse, Schwarznusskernen und Liederkranzkäse aus der Küche von Nero Wolfes Koch Fritz, denn wir alle wissen, liebt Wolfe gutes Essen sehr.

Rex Stouts „Nero Wolfe“ Krimis sind mittlerweile Legende und die Neuauflage wunderschön gestaltet. Jürgen Kaube schreibt in seinem Nachwort über Rex Stout: „Als Europareisender und Schriftsteller bewegte sich Stout im Umkreis der klassischen Moderne, in dem er mit Gertrude Stein und James Joyce ebenso zusammentraf wie mit Gilbert Keith Chesterton und Thomas Mann. Kurz darauf wurde er durch den Börsencrash von 1929 fast vollständig um seine Mittel gebracht, zog sich in ein Landhaus zurück, wo er mit 46 seinen ersten Kriminalroman schrieb und sofort erneut wieder erfolgreich war.“

Für das Rezensionsexemplar danken wir:


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Andreas Lehmann: Schwarz auf Weiss

Wieder hat der Karl Rauch Verlag es geschafft mich bereits mit der Cover-Gestaltung zu überzeugen. Ich wünschte alle meine Bücher würden so aussehen! Karl Rauch Verlag // 2021 176 Seiten // 20,00 Euro // Hardcover Als Martin Oppenländer erkennt wie sinnlos und monoton seine Arbeit letztlich ist, will er nicht länger von ihr abhängig sein. Kurzerhand macht er sich selbstständig. Doch die erhoffte Freiheit stellt sich nicht ein als die Welt auf einmal still steht. Da keine Aufträge hereinkommen, bleibt er in der Abhängigkeit, doch dieses mal nicht von einem Arbeitgeber, sondern vom Staat. Sein Leben scheint komplett aus den Fugen geraten zu sein, ohne Alltag mit einem Job, den er nicht ausüben kann. In dieses Chaos hinein erreicht ihn ein Anruf aus der Vergangenheit - von einer Frau, an die er sich nicht mehr erinnern kann. Als Martin ihr dies gesteht, ist sie zunächst nicht sonderlich erbaut darüber. Trotzdem ruft sie wieder an. Und während er versucht ein Bild von dieser Frau zusammen

Miika Nousiainen: Quality Time

Ein sehr realitätsnaher, witziger Roman, in dem Toleranz gelebt wird und nicht mit der Moralkeule eingefordert. Sami, Markus, Asta, Nojonen, Hanna; fünf Menschen in Helsinki geben uns einen Einblick in ihre gegenwärtige Lebenssituation und Gefühlswelt. Sie sind eng miteinander verbunden, teils Freunde, teils Geschwister, und Asta ist die Mutter von Sami und Hanna.  Miika Nousiainen: Quality Time Roman // Original: Pintaremontti  Kein & Aber // 2021 // Übersetzt aus dem Finnischen von Elina Kritzokat  336 Seiten // 22,00 Euro // Harcover Miika Nousianinen erzählt aus der Ich-Perspektive des jeweiligen Protagonisten, von Hannas unerfüllten Kinderwunsch, Samis vergeblichen Versuchen die Frau fürs Leben und zur Familiengründung zu finden und von Markus Problemen als alleinerziehender Vater zwei kleiner Töchter. Nojonen hat immer nur seine Eltern gepflegt, erst den Vater, dann die Mutter. Nach deren Tod fällt er in ein tiefes Loch. Asta hat lange unter ihrem herrischem Ehemann gelitten

Ilinca Florian: Das zarte Bellen langer Nächte

Roman // Karl Rauch Verlag // 2020 160 Seiten // 20.00 Euro // gebunden mit Lesebändchen Das zarte Bellen langer Nächte ist ein typisches Buch über eine verlorenen Seele in der Großstadt Berlin und über das Erwachsenwerden. Nach ihrem Studienabschluss weiß Hannah nicht, wohin ihr Weg sie führt. Sie nimmt verschiedene Jobs an, um sich über Wasser zu halten, so arbeitet sie für das KaDeWe oder auch für Zalando bei der Rücknahme von Kleidungsstücken. Bei vor allem letzteren fand ich einen Eindruck in die Arbeitsweise spannend, doch auch dort hält es Hannah nicht lange. Sie ist in gewisser Weise rastlos, ohne hibbelig zu sein, verloren, ohne orientierungslos zu sein: Hannah ist weder traurig noch besonders glücklich. Sie denkt an früher, als sie oft alleine durch den Wald spazierte, der in der Nähe ihres Gymnasiums lag. Hat sie sich verändert? Überhaupt nicht. Seltsam, der Gedanke. Dass man immer der gleiche Mensch bleibt, es werden nur Jahre, Kleidung, ein wenig Schminke und eine g