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Arno Frank: So, und jetzt kommst du

Tropen, Klett Cotta // 2017
352 Seiten // 22 Euro // Gebunden mit Schutzumschlag

„So, und jetzt kommst du“, sagt der Vater immer zu seinem Sohn, wenn er ihm von seinem neusten Coup erzählt hat. Vater Jürgen ist schon ein toller Kerl, kurz nach dem 2. Weltkrieg in Südfrankreich geboren, wo ihm eine Wahrsagerin späteren Reichtum prophezeite. Und darum hält er es auch nirgendwo aus, wo es nach Arbeit aussieht; denn reich wird er ja sowieso. Seine Frau Jutta lernt er bei einem Job im US-Armee Depot im Saarland kennen und sie bekommen drei Kinder. Der Ich-Erzähler ist der Älteste und aus seiner Sicht erleben wir die Odyssee der Familie durch Europa, da der Vater Geld unterschlagen hat als es mit dem schnellen Reichtum nichts wurde.

Während die Familie in Südfrankreich noch eine gute Zeit vom gestohlenen Geld und den Kasinobesuchen des Vaters hat, wird die weitere Flucht immer mehr zu einem Albtraum. Sie rutschen immer tiefer runter, betrügen, prellen die Hotelrechnung, hungern und der Vater fordert selbst seine Kinder zum Stehlen auf.

Leider ist die Geschichte, die Arno Frank vom seinem Vater - dem Hochstapler - erzählt, eine wahre Geschichte. Wäre nicht der packende Schreibstil des Autors, hätte ich das Buch nicht zu Ende gelesen. Es ist nämlich nicht schön, den rasanten Verfall der Familie mitzuerleben. Und komisch ist es auch nicht.
Die Kinder sind die ersten, die dem Albtraum entfliehen und ein normales Leben führen wollen. Aber davon ist nicht die Rede, da der Vater auch keinen Fall ins Gefängnis gehen will. Wenn man es kaum mehr ertragen kann, werden sie in einem billigen Zimmer in einer Gaststätte endlich von der Polizei gestellt. Und selbst da erstickt er beinahe seine kleine Tochter als sie die Tür öffnen will. Erlösung bringt dann der kleine Bruder.


Für das Rezensionsexemplar danken wir:

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