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Marcus Imbsweiler: Fjørdmusik

Roman // Conte Verlag // 2018
425 Seiten // 22 Euro // Hardcover 

Ein Sommer in Norwegen und wie es in Norwegen sein kann, ein Sommer mit viel Regen. Aber auch mit viel Musik, faszinierenden Begegnungen und toller Landschaft.

Eine Gruppe junger Musiker des Universitätsorchester fliegt zu einer einwöchigen Tournee mit Abschlußfussballspiel nach Norwegen. Da viele Orchestermitglieder kurzfristig die Reise abgesagt haben, werden dringend Ersatzspieler gesucht. So wird Ole von der netten Ann vor der Mensa angesprochen, da ein "Geigenfleck" ihn als Musiker outet. Ole spielt schon lange keine Geige mehr und auch die darauf folgende Bratsche hat er schon lange nicht mehr aus dem Kasten geholt. Aber Ole hat sich sofort in Ann verliebt und beginnt Geige zu üben. Er schafft es dann auch tatsächlich ins Orchester, nicht zuletzt wegen der von ihm vorgegaukelten Fußballfähigkeiten.

Wie Ole und Ann sich dann auf der Tour tatsachlich näher kommen, ist ein schöner Teil der Geschichte. Aber es geht um mehr, denn wie Gernot der Paukist sagt, geht es darum, das große Abenteuer zu erleben. Für Gernot bedeutet das, unter allen Umständen einen Elch zu sehen, was Ole immer wieder in Schwierigkeiten bringt. Und während sich die Musiker an Schostakowitsch, Sibelius und Grieg abarbeiten, verändern sie sich und werden ein Team.

Die ersten Geigen sind wirklich gut, aber Ole sitzt mit den anderen Nachrückern bei den zweiten Geigen, die von Konzertreife noch Lichtjahre entfernt sind. Und auch die Bratschen sind "ein eingespielter Haufen, jede Bewegung synchron".

Und sonst? Celli und Bässe fallen nicht weiter auf. Die Bläser - blasen halt. Wenn das mal nicht von "blasiert" kommt. Ich meine, schaut euch doch an, wie sie gelangweilt auf dem Stuhl rumhängen, bis ihr Einsatz droht, und zack, hauen sie ein Solo raus, ohne mit der Wimper zu zucken. Die Klarinettisten winden sich wie Schlangenbeschwörer. Flöten werden nur mit spitzen Fingern angefasst. Im Blech haben sie jede Menge Zeit zum Chatten. An der Oboe sitzt die vom Vorstand..."

Nach dieser Woche ist Ole nicht mehr derselbe. Durch die Kameradschaft unter den Orchestermitgliedern und das gemeinsame Musizieren wird er zum Teil eines Ganzen. Er ist nicht mehr alleine und wie Marcus Imbsweiler dies zeigt, ist toll. Wie in einem Entwicklungsroman lernt Ole, mit Leo an seiner Seite,  aus sich herauszukommen und sein Leben selber in die Hand zu nehmen. Noch dazu sieht er, dass die Welt längst nicht so ist, wie er sie sich immer gedacht hat; Platons Höhlengleichniss lässt grüßen.

Ein gutes Thema, lustig und ernst, tolle Schilderungen von Norwegens Fjørden, Seen und Wäldern  und ich habe viel über das gemeinsame Musikspielen gelernt. Das Ende hätte ich mir allerdings anders gewünscht, denn meine eigentliche Lieblingsfigur ist Leo.


Für das Rezensionsexemplar danken wir: 

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