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Verliebt in den Herbst


Hallo ihr lieben Bücherwürmer, 

Ich wünsche euch einen wundervollen Herbsttag. Der Herbst gehört zu meinen Lieblingsjahreszeiten, die Blätter fallen und die Herbstsonne taucht die Straßen in ein ganz buntes Licht. Egal wie müde und demotiviert ich am Morgen auf dem Weg zur Uni bin, wenn ich aus der Bahn steige und den Tiergarten entlang laufe, bin ich automatisch gut gelaunt. In diesen Momenten fühle ich mich als wäre ich verliebt - verliebt in den Herbst. 
Ein weiterer toller Aspekt am November ist die Vorfreude auf Weihnachten. Denn ich bin nicht nur ein Herbstfreund, ich liebe auch die Weihnachtszeit sehr. Da der Dezember jedoch schnell hektisch werden kann und sehr kurz ist, kann man sich den ganzen November auf die Weihnachtszeit freuen. Doch bevor ich jetzt dem Weihnachtsfieber verfalle, genieße ich erst noch den Herbst. Und was könnte einen wundervollen Herbsttag nicht mehr abrunden als ein Buch? Deshalb stellen wir euch heute gleich zwei Bücher für den Herbst vor:  

Bodo Marschall: Mops Rüdiger und der wilde Wald 
Ein Lese- und Vorlesebuch für Kinder von vier bis acht Jahren. 
Conte // 2018 // mit Illustrationen von Maryse Forget
48 Seiten // 15 Euro // Hardcover

Das Telefon läutete und Förster Bodo nahm den Hörer ab. 
"Ja, hier... Ah, Stefan, du bist es! Wie geht´s, was gibt´s Neues? Was? Ich soll Rüdiger nehmen? Bis nach der Buchmesse? So lange? Na gut, bring ihn vorbei!" 
So beginnt die wundersame Geschichte um den Förster Bodo und den Mops Rüdiger. Zu Beginn ist der Förster nicht gerade von der Idee angetan, dass Rüdiger bei ihm unterkommen soll - Hunde machen doch nichts als Arbeit - doch dann hilft ihm der Vierbeiner auf seine eigene Art bei dem Erfinden neuer Kindergeschichten. Bei jeder Geschichte steht ein anderer Waldbewohner, dessen Weg Rüdiger und Bodo zuvor gekreuzt haben, im Mittelpunkt der Erzählung, bei der der Leser so einiges über die Besonderheiten des Bewohners und den Wald erfährt. Hinzu kommen eine liebevolle Illustration und am Ende jeder Geschichte ein Foto vom "Star" des Kapitels. 

Als ich Mops Rüdiger sah, war mir klar, dass ich dieses Buch brauche - auch wenn wir keinen Mops haben, sondern Dackel. Ich würde mich selbst, sowie auch jeder in meinem Umfeld, als absoluter Hundemensch bezeichnen. Wenn jemand mit einem Hund an mir vorbeiläuft, gehöre ich zu diesen Menschen, die Mitten im Weg stehen bleiben und mit einem verzückten Lächeln den Vierbeiner anschmachten. Dabei wünsche ich mir jedes Mal, dass ich meine Hunde jetzt knuddeln könnte. 

Bodo Marschall hat eine tolle Art, Kindern die Natur näher zu bringen und sie gleichzeitig darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig auch die kleinsten Tiere für den Kreislauf der Natur sind: Denn wie Förster Bodo sagt, Schnecken sind im eigenen Garten eher unbeliebt, aber im Wald sind sie unabdingbar. Wenn man das nächste Mal in seinem Garten einer Schnecke begegnet, ist es vielleicht die abenteuerlustige Susi Sausewind. 
Gemeinsam erkunden Bodo und Mops Rüdiger den Wald und entdecken dabei die wundersame Natur. Ein Spaß zum Vorlesen aber auch zum eigenen Erkunden. Denn wer ist nicht gerne früher durch den Wald gelaufen und hat Kastanien und Blätter gesammelt, um später daraus mehr oder weniger kunstvolle Basteleien anzufertigen? Mit einer heißen Tasse Tee ist "Mops Rüdiger und der wilde Wald" die perfekte Alternative den Wald und die Natur gemütlich vom Sofa von Zuhause aus zu erleben. 

Für das Rezension-exemplar danken wir: 


Isabel Bogdan: Der Pfau 
Roman // Insel Taschenbuch Verlag // 2017 
247 Seiten // 10 Euro // Taschenbuch

Dieses Buch besticht durch sein Aussehen! Das Funkeln des blauroten Pfaus auf dem Cover zieht jeden Blick auf sich und auch der Titel "Der Pfau", unter dem man sich nicht sonderlich viel vorstellen kann, ließ mich das Buch neugierig in die Hand nehmen und den Buchrücken lesen. Da der Klappentext erfahrungsgemäß eher wenig bis gar nichts über das wirkliche Buch aussagt, las ich die ersten Seiten und auch diese überzeugten mich total. Während ich also in der Schlange anstand, musste ich leider feststellen, dass ich schon wieder mein ganzes Geld für Bücher ausgebe. Doch bei diesem Buch hat es sich gelohnt.

Denn in der Pfau geht es tatsächlich um einen Pfau. Dieser Pfau wohnt mit einigen seiner Artgenossen auf den Ländereien eines alten Landsitzes in den schottischen Highlands, jedoch unterscheidet er sich ein wenig von den anderen, weshalb der Roman auch wie folgt beginnt: "Einer der Pfauen war verrückt geworden. Vielleicht sah er nur schlecht, jedenfalls hielt er mit einem Mal alles, was blau war und glänzte, für Konkurrenz auf dem Heiratsmarkt." Aufgrund seiner Verrücktheit oder seiner schlechten Augen greift der Pfau alles an, was blau ist. So zerfetzt er blaue Papiere oder greift blaue Autos an.
Doch Lady und Lord McIntosh haben noch ganz andere Sorgen. Über das Wochenende haben sich eine Gruppe Investmentbanker angekündigt und wollen im Westflügel des Herrenhauses Teambulding veranstalten. Dafür haben sie eigens eine Köchin und eine Psychologin engagiert. Da die Chefin ein blaues Auto besitzt, kommt es wohl oder übel dazu, dass der Pfau erneut verrückt wird und den Sportwagen beschädigt. Da die Banker allgemein sehr griesgrämig und kaum motiviert sind, verschweigt der Lord den Vorfall und ringt sich dazu durch den Pfau zu erschießen. Damit tritt er eine Reihe von Ereignissen los, die den Bankern so manche Überwindung kostet.

Mit den Investmentbankern treffen die unterschiedlichsten Charaktere aufeinander: Chefin Liz als Kontrollfreak, der schüchterne David, der lebensfrohe und zugleich sorglose Jim, die resolute Köchin Helen, der kluge Andrew, der verklemmte Bernhard und die ""charismatische"" Psychologin Rachel. Alle müssen aus sich herauskommen und lernen dabei auch die anderen ein wenig zu verstehen. Dabei basiert die ganze Handlung auf unausgesprochenen Gedanken und Verstrickungen. Denn jeder der Beteiligten kennt ein Teil des Puzzles und gemeinsam würden sie sogar auf die Lösung kommen. Nur der Hund der Chefin Mervyn hätte ihnen alles erzählen können - wenn man ihn gefragt hätte.
Isabel Bogdans Schreibstil ist erfrischend brilliant und mit trockenem Humor. Schnell entsteht vor dem Auge des Lesers die Welt von Lord und Lady McIntosh in den schottischen Highlands (auch wenn ich selbst noch nie dort gewesen bin und meine Eindrücke von Schottland ausschließlich aus den Harry Potter Verfilmungen stammen). Es gibt keine sonderlich spektakuläre Handlung, doch das ist auch nicht der Punkt des Romanes. Viel mehr erschafft Bogdan eine heimische Atmosphäre, als wenn man das Haus der McIntosh schon seit Jahren kenne und mehrmals dort gewesen sei.

Der Pfau ist ein gelungener Roman mit einer tollen Szenerie und ganz eigenen Charakteren, die sich überwinden und aus sich hinauswachsen. Nicht nur das macht es zu einer Empfehlung bei kalten Wintertagen, denn Bogdans Humor macht die dunkle Jahreszeit um einiges heller.


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