Roman // Original: Number 11. Or tales that witness madness // 2015
Folio Verlag // 2017 // Aus dem Englischen von Karin Fleischhanderl
356 Seiten // 24,00 Euro // gebunden
"Nummer 11" ist das erste Buch, was ich von Jonathan Coe gelesen habe, obwohl er schon 11 Bücher geschrieben hat. Und darum ist die "11" so etwas wie eine magische Zahl, die im Buch immer wieder auftaucht.
Coe erzählt aus dem heutigen England. Der "Wand" zwischen Brexitbefürwortern und -Gegnern, zwischen Arm und Reich, zwischen Engländern und Immigranten bzw. ausländischen Arbeitsuchenden. Obwohl sich die Ereignisse um die beiden Freundinnen, die weiße Rachel und die dunkelhäutige Alison wie ein roter Faden durch das Buch ziehen, könnten die einzelnen Kapitel auch in sich geschlossene Geschichten sein. Sie erzählen vom Wahnwitz unserer Zeit, wie Menschen in Fernseh-Realityshows verheizt werden und von den Medienmagnaten, die ihre Macht zulasten der sozial Schwachen ausnützen. Vom Leben in der Großstadt, wo die Supereichen "11" Stockwerke tief bauen, da sie Bauvorschriften sie daran hindern in die Höhe zu bauen. Aber auch wie die Kinder der Reichen gedrillt werden, um auch weiterhin zur Upper-Class zu gehören.
Von Alison, die früh ein Bein verliert, da der Krebs nicht rechtzeitig erkannt wurde und von teueren Medikamenten, die für Normalmenschen nicht erschwinglich sind. Und auch auf dem Land ist nicht alles Idylle, Fremdes wird argwöhnisch beäugt.
Aber Coe erzählt nicht nur vom Wahnsinn und Gier, sondern auch von menschlichen Gefühlen, Hoffnungen und ein "durchs Leben kommen". Er zeigt dass, über alle gesellschaftlichen Schichten und Hautfarben hinweg: Laura, die Professorin in Oxford ist; Rachel, die sich trotz Abschluss in Oxford als Hauslehrerin für reiche Kinder durchschlagen muss; Rachels auf dem Land lebenden Großeltern; die immer ärmer werdende Alison mit ihrer Mutter, einer früheren Sängerin, die die Arbeitsstunden in der Bibliothek kontinuierlichen gekürzt werden, bis auch sie bei der städtischen Essensausgabe anstehen muss.
Aber es gibt eben auch die anderen, wie den Medienmogul Sir Peter Eaves und seiner für eine gute Story über Leichen gehende Tochter oder den Multimillionär, der sein Geld mit obskuren Finanzgeschäften verdient. Meine Lieblingsfigur dagegen ist Police Constanze Pilbeam, ein neuer Sherlock Holmes.
Nummer 11 ist ein toller, spannender Roman voller Gesellschaftskritik, britischem Humor und einem unerwartetem, etwas gruseligen Ende. Durch alle Geschichten und Figuren hinweg hält Coe die Fäden in der Hand und Symbole und Anspielen werden verfolgt und tauchen immer wieder auf. Ich freue mich schon darauf, jetzt auch seine früheren 10 Romane zu lesen.
Folio Verlag // 2017 // Aus dem Englischen von Karin Fleischhanderl
356 Seiten // 24,00 Euro // gebunden
"Nummer 11" ist das erste Buch, was ich von Jonathan Coe gelesen habe, obwohl er schon 11 Bücher geschrieben hat. Und darum ist die "11" so etwas wie eine magische Zahl, die im Buch immer wieder auftaucht.
Coe erzählt aus dem heutigen England. Der "Wand" zwischen Brexitbefürwortern und -Gegnern, zwischen Arm und Reich, zwischen Engländern und Immigranten bzw. ausländischen Arbeitsuchenden. Obwohl sich die Ereignisse um die beiden Freundinnen, die weiße Rachel und die dunkelhäutige Alison wie ein roter Faden durch das Buch ziehen, könnten die einzelnen Kapitel auch in sich geschlossene Geschichten sein. Sie erzählen vom Wahnwitz unserer Zeit, wie Menschen in Fernseh-Realityshows verheizt werden und von den Medienmagnaten, die ihre Macht zulasten der sozial Schwachen ausnützen. Vom Leben in der Großstadt, wo die Supereichen "11" Stockwerke tief bauen, da sie Bauvorschriften sie daran hindern in die Höhe zu bauen. Aber auch wie die Kinder der Reichen gedrillt werden, um auch weiterhin zur Upper-Class zu gehören.
Von Alison, die früh ein Bein verliert, da der Krebs nicht rechtzeitig erkannt wurde und von teueren Medikamenten, die für Normalmenschen nicht erschwinglich sind. Und auch auf dem Land ist nicht alles Idylle, Fremdes wird argwöhnisch beäugt.
Aber Coe erzählt nicht nur vom Wahnsinn und Gier, sondern auch von menschlichen Gefühlen, Hoffnungen und ein "durchs Leben kommen". Er zeigt dass, über alle gesellschaftlichen Schichten und Hautfarben hinweg: Laura, die Professorin in Oxford ist; Rachel, die sich trotz Abschluss in Oxford als Hauslehrerin für reiche Kinder durchschlagen muss; Rachels auf dem Land lebenden Großeltern; die immer ärmer werdende Alison mit ihrer Mutter, einer früheren Sängerin, die die Arbeitsstunden in der Bibliothek kontinuierlichen gekürzt werden, bis auch sie bei der städtischen Essensausgabe anstehen muss.
Aber es gibt eben auch die anderen, wie den Medienmogul Sir Peter Eaves und seiner für eine gute Story über Leichen gehende Tochter oder den Multimillionär, der sein Geld mit obskuren Finanzgeschäften verdient. Meine Lieblingsfigur dagegen ist Police Constanze Pilbeam, ein neuer Sherlock Holmes.
Nummer 11 ist ein toller, spannender Roman voller Gesellschaftskritik, britischem Humor und einem unerwartetem, etwas gruseligen Ende. Durch alle Geschichten und Figuren hinweg hält Coe die Fäden in der Hand und Symbole und Anspielen werden verfolgt und tauchen immer wieder auf. Ich freue mich schon darauf, jetzt auch seine früheren 10 Romane zu lesen.
Für das Rezensionsexemplar danken wir:
Kommentare
Kommentar veröffentlichen