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Louise de Vilmorin: Madame De

Roman // Original: Madame de // 1951
Dörlemann // 2011 // Aus dem Französischen neu übersetzt von Patricia Klobuiczky
128 Seiten // Leinen mit Leseband


Louise Vilmorin (1902-1969) war eine französische Schriftstellerin und Dichterin. Sie bewegte sich im aristokratischen Milieu und das Schlossgut Vilmorin ihrer Familie war Treffpunkt für führende Künstler und Persönlichkeiten. Mit der 1951 erschienenen Novelle Madame De wurde sie auch außerhalb von Frankreich als Schriftstellerin bekannt. 1953 wurde Madame De als französisch-italienisches Filmdrama von Max Ophül verfilmt.

Schon auf der ersten Seite stellt Louise Vilmorin klar, dass Madame De weniger durch Schönheit als durch Eleganz hervorstach und das diese Eleganz "mit einer gewissen Prahlsucht" einherging. Obwohl Madame De`s Ehemann "Monsieur" sehr reich ist, soll er nicht wissen, was ihn diese Eleganz kostet. Madame De häuft Schulden an, verheimlicht sie vor ihrem Mann und muss schließlich ein Paar Brillantohrringe verkaufen, die ihr Monsieur am Abend vor ihrer Hochzeit schenkte.

Diese Ohrringe kehren nun immer wieder zurück und  Monsieur wird sie Laufe der Geschichte immer wieder kaufen: Erst als Geschenk für Madame De, dann als der Juwelier die von Madame De verkauften Ohrringe Monsieur zurückbringt. Der schenkt sie seiner nach Südamerika reisenden Geliebten, die sie aber bald in Geldnot verkauft. Dort kauft sie ein junger Botschafter kurz vor seiner Rückreise nach Frankreich. Gerade angekommen verliebt er sich in Madame De und schenkt ihr die Ohrringe. Und der eifersüchtige Monsieur kauft sie nun dem Botschafter ab. In ihrem Kummer um ihre durch ihren Mann vereitelte Liebe zum Botschafter, schenkt Madame De die Ohrringe einer in Geldnot geratenen Nichte. Die verkauft die Ohrringe dem Familienjuwelier, der sie abermals zu Monsieur zurückbringt.

Was auf den ersten Blick ein bisschen an eine Slapstick-Komödie erinnert, ist ein kritischer Gesellschaftsroman über die abhängige und unsichere Stellung der Frau in der aristokratischen Gesellschaft: Der Ehemann, der seine Frau als Besitz ansieht, um den andere Männer ihn beneiden sollen. Der Geliebte, dem sein verletzter Stolz wichtiger ist als die geliebte Frau. Der Juwelier, der Madame De und die Nichte immer hintergeht. Von allen Männern verraten, reiht sich Madame De in die Reihe literarisch berühmter, unglücklicher Frauen wie Effi Briest ein und stirbt am Ende an überholten aristokratischen Konventionen und Wertvorstellungen wie Anna Karenina.

Indiebookweek Tag 4
Für das Rezensionsexemplar danken wir: 
DÖRLEMANN 

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