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Ulrike Schweikert: Die Charité

Roman // Rowohlt Polaris // 2018
494 Seiten // 14,99 Euro // Paperback

Der Roman beginnt 1831 als die Cholera Epidemie Berlin erreicht. Es gibt kein Mittel gegen die Cholera und so sterben trotz der Bemühungen der Ärzte viele, bis die Krankheit so plötzlich wie sie gekommen ist auch wieder verschwindet. Im Mittelpunkt des Buches steht die wahre Geschichte des berühmten Arztes Dieffenbach, dem Ulrike Schweikert drei ungewöhnliche Frauen zur Seite gestellt hat. Jede leistet auf ihre Art große Verdienste um die Charité und die Medizin:

Persönliche Ereignisse führen dazu, dass die erfahrene und angesehene Hebamme Martha ihren Beruf aufgibt um im Totenhaus Leichen zu sezieren. Dank ihres wachsenden anatomisches Wissens und ihre gewissenhafte Arbeit stellt sie der Medizin hervorragende Präparate als Lern- und Anschauungsobjekte zu Verfügung.
Die junge Pflegerin Elisabeth gehört mit ihrer großen Einfühlsamkeit und liebe zur Medizin zu einem neuen Typ Pflegerin. Da sie sich im Kreis der groben und korrupten Pfleger nicht wohlfühlt, schließt sie sich den Diakonissen an.
Gräfin Ludovica ist in einer unglücklichen Ehe gebunden, obwohl sie schon lange ihre Liebe zu Professor Dieffenbach entdeckt hat. So bildet sie sich privat in medizinischen Fragen weiter und gründet gemeinsam mit Dieffenbach die erste Krankenschwestern-Schule.

Für dieses Buch hat Ulrike Schweikert viel recherchiert und gelesen, da der Roman auf einen Teil der Lebensgeschichte von Professor Dr. Dieffenbach beruht. Professor Dieffenbach war ein berühmter Arzt, der erst in der Charité in Berlin arbeitete und dann als Direktor die Chirurgische Universitätsklinik bis zu seinem Tod in 1847 leitete. So gilt Dieffenbach nicht nur als Wegbereiter der Transplantation und der plastischen Chirurgie, sondern hat auch durch den Einsatz der Äthernarkose große Bedeutung in der Entwicklung der Anästhesie erreicht. Damit ist Dieffenbach nicht nur für Mediziner ein äußerst interessanter Mensch, über den es viel zu erfahren gibt.

Ulrike Schweikert erzählt spannend über den Stand der Medizin, über Behandlungsmethoden und den Umgang mit den Kranken. Über Intrigen und Freundschaften in der Charitè und der mit ihr Verbundenen. Ein informatives und kenntnisreiches Buch und ein toller Roman über Hoffnungen und Schicksale zugleich.


Wir danken dem Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar.

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