Eine schöne Idee, dass Leben der großen Familie Piper und deren Freunde anhand ihrer sonntäglichen Zusammenkünfte zum gemeinsamen Lunch kennenzulernen.
Rowohlt // 2020 // Übersetzt von Silke Jellinghaus
416 Seiten // 10,00 Euro // Taschenbuch
Es ist eine wirklich interessante Familie, an der Juliet Ashton verschiedene Lebensentwürfe zeigt: Anna, die Hauptperson, ist durch einen "One-Night Stand" in der Wäschekammer, während einer Luncheinladung ihres älteren Bruders Neil, vom viel jüngeren Barkeeper schwanger geworden. Aber da gibt es noch den geheimnisvollen Luca, der eine große Anziehungskraft auf Anna ausübt.
Der 44 Jahre alte Neil hat sich erst spät zu seiner Homosexualität bekannt, dann aber den nur halb so alten charmanten Santiago geheiratet. Zusammen haben sie die kleine Paloma adoptiert, wobei es Neil sehr schwer fällt, nicht in die traditionellen Geschlechterrollen zu verfallen.
Ihre jüngere Schwester Maeve ist immer Hippie geblieben. Sie lebt chaotisch, verliebt sich spontan in ständig wechselnde Männer und ist ihrem 13 jährigen Sohn eine gute Mutter.
Josh ist mit seinen 29 Jahren der jüngste der Piper-Geschwister und das Baby der Familie, um den sich alle Sorgen. Er ist noch auf der Suche nach seiner geschlechtlichen Identität und den passenden Lebensentwurf.
Die Eltern Piper haben ihre erwachsenen Kinder hinter sich gelassen haben und sind nach Florida gezogen. Nun hat Anna instinktiv die Rolle der Hüterin der Familie und des Feuers auf sich genommen. Zum festen Kern der Lunch-Einladungen zählen noch ihre irische Oma Dinkie und Annas Ex-Mann Sam. Dinkie lebt seit kurzem in einem Altenheim, in dem sie sich aber sehr unwohl fühlt. Die sonntäglichen Treffen geben kurze Einblicke in die chaotischen, lustigen, schmerzvollen Entwicklungen im Familienleben und treiben die Handlung vorwärts.
Mit 416 Seiten ist Der Sunday Lunch Club ein schöner, dicker Schmöker wie ich sie liebe. Juliet Ashton läßt den erscheinenden Charakteren Raum sich zu entwickeln und beschreibt sie liebevoll und unterhaltend. Und am Ende des Buches gibt es auch für die vielen Probleme eine glaubwürdige Lösung. Besonders gut gefällt mit die Szene ziemlich am Ende, in der Dinkie mit ihren mittlerweile drei kleinen Enkelinnen im Stuhl sitzt und ihnen die Zukunft der Familie anvertraut, während "die Erwachsenen" in der Küche sitzen und palavern:
Dinkie sprach mit leiser Stimme, der Stimme, mit der sie auch Märchen erzählte. "Keine von euch dreien wird es begreifen, aber ich will es euch trotzdem sagen. Ich verwöhne euch, nicht wahr? Und warum, glaubt ihr, ist das so? Zum einen, weil ich euch liebe, natürlich. Zum anderen, weil ich nicht immer hier sein werde, um euch zu verwöhnen. Die Erwachsenen kommen damit nicht zurecht, dass ich das weiß. Sie halten mich für eine gebrechliche alte Dame, dabei bin ich zäh wie Leder und halte die Wahrheit aus. Jemand muss sich um den Haufen hier kümmern, und deswegen übergebe ich den Stab an euch kleine Damen."
Wir danken dem Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar.
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