Roman // Original: French Exit (2018)
Kiepenheuer & Witsch // 2019 // aus dem amerikanischen Englisch von Andreas Reimann
Seiten // 15,00 Euro // Hardcover
Das Besondere an kleiner Frank ist, dass er kein normaler Kater ist. Er ist die Reinkarnation von Frances´ verstorbenen Ehemann Frank Price. Die Prices waren in der New Yorker Gesellschaft eine Berühmtheit. Frances war wunderschön und wusste mit ihrer knallharten Direktheit genau wie sie ihren Kopf durchsetzen konnte. „Er hatte Frances bisher nicht in die Augen geschaut. Als er es jetzt tat, erkannte er, dass er sie unterschätzt hatte. Und sie erkannte, was er erkannt hatte, nämlich ihre Miene, die sagte, Du bist ein langweiliger, dummer Mensch und ich werde dir keinen Cent geben.“
Frank war ein berüchtigter Anwalt, der für seine kontrollierte Brutalität und Selbstdarstellung im Gerichtssaal berühmt war. „Er hatte Schneid, war selbstsicher und kleidete sich stilvoll. Allerdings stand alldem ein Verlangen nach Gefahr entgegen, ein fühlbarer Impuls von psychischer Gewalt. Es war nicht leicht, mit Price eine Unterhaltung zu führen, denn wenn man ihn langweilte, dann sagte er einem dies geradeheraus (…). Tatsächliche Körperverletzung war Price nie zu unterstellen, aber seine Zurückweisungen waren genauso wirksam wie Schläge ins Gesicht.“
Als Produkt dieser beiden „Gestalten“ kann Malcom nur genauso verrückt sein wie seine Eltern. „Erst nach ein paar Minuten bemerkte sie, dass Malcom sie von der gegenüberliegenden Straßenseite aus beobachtete. Seine Sonnenbrille saß schief, Dampf stieg von seinen feuchten Schultern auf. Er war ein Haufen amerikanischer Abfall, und sie fürchtete, dass sie ihn für immer lieben würde.“
Mit diesen drei Individuen kann ein Umzug nach Paris nicht glatt verlaufen. Frances hat in New York ihr Erbe sowie den Nachlass ihres Mannes verschwendet und verfolgt auch in Paris ihren ganz eigenen Plan der Selbstzerstörung. Malcom ist mir bis zum Schluss ein Rätsel geblieben, aber das macht gerade seinen Reiz aus. Er hat keine Freunde in seinem Alter, allgemein scheint seine einzige Freundin - die Einzige, auf die es wirklich ankommt - seine Mutter zu sein. So lässt er sich mit Frances von Tag zu Tag treiben und bleibt stumm, während Frances das Geld zum Fenster hinauswirft für den Luxus.
Wenn schon die Hauptcharaktere so ziellos sind, wie kann so ein Buch dann enden? Ich war zunächst mit dem Ende eher unzufrieden, aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr freunde ich mich damit an. Es ist ein tonloser Paukenschlag, ohne großes Drama. Etwas anderes würde vermutlich auch nicht zu den Prices passen.
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