[Roman]
„Wahrheit ist das, was an der Geschichte vorbeigeht und was die Geschichte nicht merkt“ Leo Schestow, Von der zweiten Dimension des Denkens“.
Bei Michael Krügers Buch „Das Irrenhaus“ fesselte mich schon das Zitat am Anfang und das Buch löst die geheimnisvolle Verheißung ein.
Der Erzähler ist Archivar bei einem Zeitungsverlag und eigentlich hat sich sein Beruf dank Internet schon überlebt. Nur noch selten kommen die Redakteure auf der Suche nach Informationen in sein Büro. Der Erzähler befasst sich mit dem Phänomen der Langweile und liest alles, was darüber geschrieben wurde, von den antiken Griechen bis zu Heidegger. Als er das Mietshaus seiner Tante in bester Lage in München erbt, will er sich nicht mehr nur theoretisch, sondern auch praktisch mit der Langweile beschäftigen.
Aber: „Kann man sich zur Langweile entschließen?“
Eigentlich geht es dem Erzähler wie den meisten anderen Menschen. Er fühlt sich gelangweilt von den täglichen Anforderungen, den ewig gleichen Gesprächen im Büro, der alltäglichen Routine. Um am „Leben“ zu bleiben, verschreibt er sich selbst ein Minimalprogramm: keine Arbeit, keine Verpflichtungen, keine Verantwortung. Er will sich einmal gründlich langweilen um das „reine Am-Leben-Sein“ zu erfahren. Ein Leben nur mit Büchern, Musik und Nichtstun. Dazu zieht er in seinem ererbten Mietshaus in die verlassene Wohnung eines verschwundenen Schriftstellers, informiert aber niemanden von seinem Umzug. Es beginnt ein Leben weitab seines früheren Büroalltags, völlig unbeteiligt am normalen Leben und am Fortgang der Welt. Er möchte lediglich das Leben der anderen beobachten, absichtslos, ohne Teilnahme, einfach so. Aber das lassen die anderen Mieter des Hauses nicht zu. Sie versuchen ihn einzubeziehen, zur Stellungnahme zu zwingen.
Eigentlich sind es normale Mieter, doch Michael Krüger hält ihnen einen Zerrspiegel vor und macht sie so zu skurrilen Typen. Das Mietshaus wird zu einem „Käfig voller Narren“, zu einem Irrenhaus.
Gelingt es dem Erzähler noch rechtzeitig das Weite zu suchen?
Das Irrenhaus ist ein tolles Buch und sehr gut und hintersinnig geschrieben. Kein Wunder, war Michael Krüger doch viele Jahre Verleger des Hanser Verlages und Herausgeber und ist Autor, dessen Werk zahlreiche Auszeichnungen erhielt. Das Irrenhaus ist ironisch, böse, humorvoll und trotz allen Verrücktheiten mit klarem Blick auf die Welt.
Haymon Verlag, 2016; Gebunden
188 Seiten, Euro 19,90
„Wahrheit ist das, was an der Geschichte vorbeigeht und was die Geschichte nicht merkt“ Leo Schestow, Von der zweiten Dimension des Denkens“.
Bei Michael Krügers Buch „Das Irrenhaus“ fesselte mich schon das Zitat am Anfang und das Buch löst die geheimnisvolle Verheißung ein.
Der Erzähler ist Archivar bei einem Zeitungsverlag und eigentlich hat sich sein Beruf dank Internet schon überlebt. Nur noch selten kommen die Redakteure auf der Suche nach Informationen in sein Büro. Der Erzähler befasst sich mit dem Phänomen der Langweile und liest alles, was darüber geschrieben wurde, von den antiken Griechen bis zu Heidegger. Als er das Mietshaus seiner Tante in bester Lage in München erbt, will er sich nicht mehr nur theoretisch, sondern auch praktisch mit der Langweile beschäftigen.
Aber: „Kann man sich zur Langweile entschließen?“
Eigentlich geht es dem Erzähler wie den meisten anderen Menschen. Er fühlt sich gelangweilt von den täglichen Anforderungen, den ewig gleichen Gesprächen im Büro, der alltäglichen Routine. Um am „Leben“ zu bleiben, verschreibt er sich selbst ein Minimalprogramm: keine Arbeit, keine Verpflichtungen, keine Verantwortung. Er will sich einmal gründlich langweilen um das „reine Am-Leben-Sein“ zu erfahren. Ein Leben nur mit Büchern, Musik und Nichtstun. Dazu zieht er in seinem ererbten Mietshaus in die verlassene Wohnung eines verschwundenen Schriftstellers, informiert aber niemanden von seinem Umzug. Es beginnt ein Leben weitab seines früheren Büroalltags, völlig unbeteiligt am normalen Leben und am Fortgang der Welt. Er möchte lediglich das Leben der anderen beobachten, absichtslos, ohne Teilnahme, einfach so. Aber das lassen die anderen Mieter des Hauses nicht zu. Sie versuchen ihn einzubeziehen, zur Stellungnahme zu zwingen.
Eigentlich sind es normale Mieter, doch Michael Krüger hält ihnen einen Zerrspiegel vor und macht sie so zu skurrilen Typen. Das Mietshaus wird zu einem „Käfig voller Narren“, zu einem Irrenhaus.
Gelingt es dem Erzähler noch rechtzeitig das Weite zu suchen?
Das Irrenhaus ist ein tolles Buch und sehr gut und hintersinnig geschrieben. Kein Wunder, war Michael Krüger doch viele Jahre Verleger des Hanser Verlages und Herausgeber und ist Autor, dessen Werk zahlreiche Auszeichnungen erhielt. Das Irrenhaus ist ironisch, böse, humorvoll und trotz allen Verrücktheiten mit klarem Blick auf die Welt.
Haymon Verlag, 2016; Gebunden
188 Seiten, Euro 19,90
Für das Rezensionsexemplar danken wir:
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