[Historischer Roman]
Der Roman beginnt 1706 in Leer in Ostfriesland als die junge Josefine mit ihrem Vater Meinhardus an Board eines großen Handelsschiffes geht, um Pillen, Salben und Liköre gegen Gewürze, Kräuter und kuriosen Dingen einzutauschen. Bei den Seeleuten finden auch Josefines selbst hergestellte Duftwasser rasanten Absatz. Im Gegenzug erhalten sie etwas von den mitgebrachten Schätzen aus allen Ländern wie Holzschnitzarbeiten, Korallen, Kästchen aus Perlmutt, Gefäße aus rotem Ton, Muscheln, geschnitten Kämmen und riesenhaften Muscheln. Meinhardus ist Apotheker und betreibt zusammen mit seinem Bruder Bertram in Leer eine Apotheke und Spirituosenbrennerei. Sein besonderer Stolz ist aber seine „Wunderkammer“, in der er die gesammelten wundersamen Dinge und kuriosen Schätze aus den fernen Ländern aufbewahrt.
Josefine lebt zusammen mit Meinhardus, Meinhardus Bruder Bertram und Dietlinde der Haushälterin. Josefines Mutter, eine Komödiantin, verlies die Familie um sich wieder einer Theatergruppe anzuschliessen als Josefine wenige Wochen alt war. Zu Dietlindes Kummer tollt sie lieber mit den Jungen durch Leer als mädchenhaften Tätigkeiten nachzugehen. Doch Josefine hat eine besondere Fähigkeit: sie hat die Gabe eines absoluten Geruchsinns. So kann sie z.B. am Geruch das Wetter vorhersagen, die Güte eines Weins bestimmen, die Qualität eines Essens beurteilen, aber auch die Befindlichkeiten der Menschen wie Angst, Sorge oder Freude riechen. Mit dieser Gabe kann sie Parfüms zu kreieren, die Traurige fröhlich stimmen und Verzweifelten neue Hoffnung einhauchen können. Dazu muss sie allerdings die Person und ihre Ängste und Wünsche möglichst gut kennen.
„Einen Duft zu kreieren erforderte absolute Konzentration. So wie ein Komponist sich in seine Musik versenkte, um Ton um Ton eine neue Musik entstehen zu lassen. so stellte ein Duftkünstler aus riechbaren Essenden einen neuen Duft zusammen“.
Die Dufthändlerin ist auch ein Roman über Aussenseiter und emanzipatorische Frauen. Es ist die Zeit des Absolutismus, die Aufklärung ist noch fern. Meinhardus und seine Familie bekämen Ärger, wenn die Menschen wüssten, das Josefine als Gehilfin ihrer Vaters im Laboratorium der Apotheke arbeitet und Medikamente herstellt. Überhaupt ist die wilde und ihre Meinung äußernde Josefine für die Zeit und Ostfriesland vielen Männern ein Dorn im Auge. Auch ihre Freundschaft mit der gebildeten Mulattin und Parfümeurin Fleur passte nicht in die damalige Zeit, da Fleur wegen ihrer Hautfarbe von den Leerern gemieden wird.
Meinhardus hat gute Beziehungen nach Amsterdam und der russische Zar Peter wiederum liebt Amsterdam seit er in jungen Jahren dorthin aufgebrochen war, um viel von der „neueren westlichen Welt“ zu lernen. Des Zaren Ziel ist es auch sein rückständiges Russland zu modernisieren. Als er von Meinhardus Wunderkammer und Josefines ungewöhnlicher Fähigkeit hört, will er beide kennenlernen und für sich nutzen. Er schickt Henk, der Josefine und ihren Vater nach Amsterdam bringen soll, da er und die Zarin dort einige Zeit sind.
Auch Henk ist ein Aussenseiter. Die Wahl fiel auf ihn, weil er des niederländischen mächtig ist, die Amts- und Kirchensprache Ostfrieslands, gut mit Waffen umgehen kann und ein Freund des Zaren ist. Henk hat sich die Freundschaft des Zaren nicht leicht erworben. Seine niederländischen Eltern stammten aus Amsterdam, und folgten den Werbern des Zaren nach Russland. Sie fanden eine neue Heimat in einer deutschen Vorstadt in der Nähe von Moskau. Henk lernt russisch und versucht sich zu assimilieren, bleibt aber für die Russen ein verhasster Ausländer, während er für die Deutschen zum ungeliebten Russen wird.
Dem Zaren und seiner unglücklichen Frau Katharina gelingt es Josefine zu einer Reise nach Russlands zu überreden, nicht zuletzt weil sie Interesse an Henk und einem kleinen Jungen gewonnen hat. In Russland erwartet sie jedoch eine schwere Zeit. Insbesondere in Andrej, Bote des Zaren und Sohn eines Bojaren, eines Vertreters des alten Adels in Russland, haben Henk und Josefine einen starken Widersacher.
Die Dufthändlerin ist ein schöner Roman mit historischen Wurzeln und ungewöhnlichen Personen. Beim ausgiebigen schmökern werden auch die 508 Seiten nicht lang.
Heyne Verlag, 2016
512 Seiten, 9,99 Euro
Der Roman beginnt 1706 in Leer in Ostfriesland als die junge Josefine mit ihrem Vater Meinhardus an Board eines großen Handelsschiffes geht, um Pillen, Salben und Liköre gegen Gewürze, Kräuter und kuriosen Dingen einzutauschen. Bei den Seeleuten finden auch Josefines selbst hergestellte Duftwasser rasanten Absatz. Im Gegenzug erhalten sie etwas von den mitgebrachten Schätzen aus allen Ländern wie Holzschnitzarbeiten, Korallen, Kästchen aus Perlmutt, Gefäße aus rotem Ton, Muscheln, geschnitten Kämmen und riesenhaften Muscheln. Meinhardus ist Apotheker und betreibt zusammen mit seinem Bruder Bertram in Leer eine Apotheke und Spirituosenbrennerei. Sein besonderer Stolz ist aber seine „Wunderkammer“, in der er die gesammelten wundersamen Dinge und kuriosen Schätze aus den fernen Ländern aufbewahrt.
Josefine lebt zusammen mit Meinhardus, Meinhardus Bruder Bertram und Dietlinde der Haushälterin. Josefines Mutter, eine Komödiantin, verlies die Familie um sich wieder einer Theatergruppe anzuschliessen als Josefine wenige Wochen alt war. Zu Dietlindes Kummer tollt sie lieber mit den Jungen durch Leer als mädchenhaften Tätigkeiten nachzugehen. Doch Josefine hat eine besondere Fähigkeit: sie hat die Gabe eines absoluten Geruchsinns. So kann sie z.B. am Geruch das Wetter vorhersagen, die Güte eines Weins bestimmen, die Qualität eines Essens beurteilen, aber auch die Befindlichkeiten der Menschen wie Angst, Sorge oder Freude riechen. Mit dieser Gabe kann sie Parfüms zu kreieren, die Traurige fröhlich stimmen und Verzweifelten neue Hoffnung einhauchen können. Dazu muss sie allerdings die Person und ihre Ängste und Wünsche möglichst gut kennen.
„Einen Duft zu kreieren erforderte absolute Konzentration. So wie ein Komponist sich in seine Musik versenkte, um Ton um Ton eine neue Musik entstehen zu lassen. so stellte ein Duftkünstler aus riechbaren Essenden einen neuen Duft zusammen“.
Die Dufthändlerin ist auch ein Roman über Aussenseiter und emanzipatorische Frauen. Es ist die Zeit des Absolutismus, die Aufklärung ist noch fern. Meinhardus und seine Familie bekämen Ärger, wenn die Menschen wüssten, das Josefine als Gehilfin ihrer Vaters im Laboratorium der Apotheke arbeitet und Medikamente herstellt. Überhaupt ist die wilde und ihre Meinung äußernde Josefine für die Zeit und Ostfriesland vielen Männern ein Dorn im Auge. Auch ihre Freundschaft mit der gebildeten Mulattin und Parfümeurin Fleur passte nicht in die damalige Zeit, da Fleur wegen ihrer Hautfarbe von den Leerern gemieden wird.
Meinhardus hat gute Beziehungen nach Amsterdam und der russische Zar Peter wiederum liebt Amsterdam seit er in jungen Jahren dorthin aufgebrochen war, um viel von der „neueren westlichen Welt“ zu lernen. Des Zaren Ziel ist es auch sein rückständiges Russland zu modernisieren. Als er von Meinhardus Wunderkammer und Josefines ungewöhnlicher Fähigkeit hört, will er beide kennenlernen und für sich nutzen. Er schickt Henk, der Josefine und ihren Vater nach Amsterdam bringen soll, da er und die Zarin dort einige Zeit sind.
Auch Henk ist ein Aussenseiter. Die Wahl fiel auf ihn, weil er des niederländischen mächtig ist, die Amts- und Kirchensprache Ostfrieslands, gut mit Waffen umgehen kann und ein Freund des Zaren ist. Henk hat sich die Freundschaft des Zaren nicht leicht erworben. Seine niederländischen Eltern stammten aus Amsterdam, und folgten den Werbern des Zaren nach Russland. Sie fanden eine neue Heimat in einer deutschen Vorstadt in der Nähe von Moskau. Henk lernt russisch und versucht sich zu assimilieren, bleibt aber für die Russen ein verhasster Ausländer, während er für die Deutschen zum ungeliebten Russen wird.
Dem Zaren und seiner unglücklichen Frau Katharina gelingt es Josefine zu einer Reise nach Russlands zu überreden, nicht zuletzt weil sie Interesse an Henk und einem kleinen Jungen gewonnen hat. In Russland erwartet sie jedoch eine schwere Zeit. Insbesondere in Andrej, Bote des Zaren und Sohn eines Bojaren, eines Vertreters des alten Adels in Russland, haben Henk und Josefine einen starken Widersacher.
Die Dufthändlerin ist ein schöner Roman mit historischen Wurzeln und ungewöhnlichen Personen. Beim ausgiebigen schmökern werden auch die 508 Seiten nicht lang.
Heyne Verlag, 2016
512 Seiten, 9,99 Euro
Für das Rezensionsexemplar danken wir:
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