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Das Leben ist zu bunt für graue Tage - Sophie Bassignac

Original: Comédie musicale (2015)
[Roman]


Ein sehr schönes Cover und ein toller Titel, leider führt er ein bisschen in die Irre. Sowohl der französische Originaltitel wie auch der deutsche. Ich dachte an eine vielleicht etwas verworrene französische Liebesgeschichte, aber „Das Leben ist zu bunt für graue Tage“ ist viel tiefsinniger.

Cécile, die Cousins Max und Raphael, Louise und Eva, die später dazu kommt, leben in einem alten Wohnhaus im Herzen von Paris. Alle haben mit sich und ihrer Vergangenheit zu kämpfen.
Cecile, eine begnadete Literaturprofessorin hardert mit dem Leben, seit sie ihren Mann plötzlich an einem Herzinfarkt verlor. Mit genügend Gin erträgt sie den täglichen Wahnsinn, die über ihr wohnenden Cousins hat sie in ihr Herz geschlossen und begreift sie als ihre Familie.

Aber auch Max und Raphael kümmern sich um Cecile und wissen ihren dunklen Launen nach zu viel Alkohol zu begegnen. Max und Raphaels Mütter sind Zwillingsschwestern, die ihre Söhne als eine Einheit erzogen haben. Und das ist auch das Problem der Söhne, sie haben nie gelernt sich von einander abzugrenzen. Diese Einheit ist beiden zugleich ein Fluch, Max entwickelte viele körperliche Ticks, Raphael ist melancholisch und in sich zurück gezogen.

Louise kommt in die Wohngemeinschaft, da es ihr Lebenstraum ist, Tänzerin zu werden. Sie verehrt Rita Hayworth und träumt davon eine musikalische Komödie über ihr Idol zu machen. Obwohl Louise zuerst am oberflächlichsten erscheint, ist sie die Einzige, die nicht vor ihrem Leben davonläuft, sondern bereits ist, für ihren Traum zu kämpfen.

Die reiche Eva zieht plötzlich bei den Cousins ein als ihrem Mann, wegen Finanzskandale eine Gefängnisstrafe droht. Eva bleibt eher durchscheinend und beobachtend, nimmt nicht wirklich am Leben der Anderen teil, bestimmt aber letztendlich die Geschicke der Wohnhausbewohner.

Sophie Bassignac hat einen bemerkenswerten Roman über außergewöhnliche Menschen geschrieben. Tief verstrickt in Liebe und falscher Schuld, gelingt es erst Louise und Eva das Leben von Max und Raphael zu entflechten und die Verhältnisse zurechtzurücken.


Atlantik // 2016 // Aus dem Französischen von Claudia Steinitz
208 Seiten // 20,00 Euro // gebunden 

Für das Rezensionsexemplar danken wir: 

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