Emilia Schilling: Frühlingsglück und Mandelküsse
Roman // Goldmann // 2017
352 Seiten // 9,99 Euro // Taschenbuch
Für unsere Reise nach Wien wegen der AIEP Tagung dachte ich mir, dass es kein besseres Buch gibt, das ich mitnehmen könnte, als ein Buch, das selbst in Wien spielt. Da passte Frühlingsglück und Mandelküsse wie die Faust aufs Auge und ich hatte es extra für diese Reise aufgehoben. So konnte ich mich schon im Flugzeug auf die Stadt einstimmen.
Charlie Paul ist eine waschechte Wienerin. In Wien Ottakring aufgewachsen, wohnt sie nun mit ihren beiden besten Freundinnen Kati und Jasmin in einer WG und auch ihr Freund Eddy ist gebürtiger Wiener. Ein Glück hat sie eine Stelle als Patissière im Hotel Elisabethhof und einen freundlichen Chef, der ihre Backkünste sehr zu schätzen weiß. Doch nun soll der Elisabethhof eine neue Leitung bekommen, Daniel Eppensteiner. Leider läuft Charlies erste Begegnung mit ihrem neuen Chef nicht so gut wie erwartet - ihre Zusammenarbeit beginnt damit, dass Charlie Daniels Parkplatz belegt. Und während sein Vorgänger sogar die Gebäcke von Charlie und ihrem Mitarbeiter Alex unterscheiden kann, isst Daniel keine Süßigkeiten. Charlie zufriedenes gradliniges Leben scheint aus den Fugen zu laufen, nicht nur beruflich sondern auch privat.
Als sie eine kurzfristige Anfrage bekommt, die jährliche Petit-Fours-Messe in den Räumlichkeiten des Elisabethhofs zu veranstalten, steckt Charlie in der Klemme. Als Veranstalterin hätte sie das Recht auf einen eigenen Messestand und könnte neben Bekannten Patisserien ihre eigenen Köstlichkeiten ausstellen. Doch Daniel Eppensteiner kann ihre Begeisterung nicht teilen und möchte die Anfrage ablehnen.
Diese Chance muss Charlie aber annehmen und setzt sich kurzerhand über die Anweisung ihres zukünftigen Chefs hinweg. Um zu vertuschen, dass sie vor einer Bewilligung der Hotelleitung bereits der Messe zugesagt hat, muss sie sich etwas einfallen lassen und tischt Daniel kurzum die Lüge auf, dass sie heiraten würde. So kommt es immer wieder zu lustigen Situationen, in denen Charlie ihre Notlüge aufrechterhalten muss:
"Ich dachte", beginnt er zögernd, "Sie hätten das nur als Ausrede genutzt, um den Besuch dieser Frau im Hotel zu vertuschen. ich war paranoid und glaubte, dass sie zu der Messeveranstaltung gehört. Es tut mir leid."
[...]Es wäre an der Zeit zu gestehen, wie recht er damit hat. Doch die Genugtuung, die seine Entschuldigung in mir ausgelöst hat, wirkt berauschend. Ich will sie noch einen Moment genießen. Schließlich habe ich gerade für 400 Euro Blumen gekauft. Es wäre peinlich, zehn Minuten später zu berichten, dass ich nicht heirate.
Charlie und ihre besten Freundinnen muss man direkt ins Herz schließen und auch der selbstbewusste Daniel Eppensteiner war mir irgendwie sympathisch. Auch wenn die Eltern von ihrem Freund Eddie sehr eitel, arrogant und Charlie abwertend behandeln, fand ich Charlies Mutter, die überhaupt nicht zu ihrer Tochter steht. Ihr Lieblingssatz ist: "In deinem Alter war ich schon verheiratet und hatte Sarah. Und Sarah war in deinem Alter ebenfalls schon verheiratet und mit Ben schwanger." Wäre ich Charlie, hätte ich meiner Mutter schon längst die Meinung gesagt. Eddie benimmt sich komplett daneben und Charlies Mutter will, dass sie trotzdem mit ihm zusammen bleibt.
Emilia Schillings Debütroman ist eine tolle, lustige Geschichte mit viel Frauenpower und ich freue mich schon auf das nächste Buch der talentierten Autorin.
Für das Rezensionsexemplar danken wir:
Tamara Mataya: Manche Tage muss man Einfach zuckern.
Wilhelm Heyne Verlag // 2017 //Aus dem Amerikanischen von Evelin Sudakowa-Blasberg
352 Seiten // Euro 9,99
Sarah ist 25 Jahre alt und schläft seit sie keine eigene Wohnung mehr hat auf der Couch ihres besten Freundes Pete. Eigentlich sollte sie ein Sicherheitsnetz von drei Monatsgehältern als Rücklage haben, aber durch die Abzahlung ihres Studentenkredits ist sie blank als sie ihren Job in der Anwaltskanzlei verliert. Zum Glück hat Sarah ihren schwulen Freund Pete und dessen Zwillingsbruder Jack, die ihr immer wieder aus der Patsche helfen.
Und die braucht Sarah auch als sie nach wochenlanger Arbeitslosigkeit im New Age Wellnesscenter Inner Space von Ziggy und Fern als Empfangsdame anheuert. Dort wird sie zwar gnadenlos ausgenommen und mies behandelt, aber Sarah will nicht aufgeben. Jack, der als DJ angefangen hat und der mittlerweile an Club beteiligt ist, bietet Sarah zwar eine Stelle, aber die will Sarah aus Stolz nicht annehmen. Zwischen ihr und Jack hat es nämlich ziemlich gefunkt, aber Jack gefällt auch vielen anderen Frauen. Da glaubt Sarah mit Blake, einem Masseur vom Inner Space, der auch nicht auf die angebliche New Age Welle von Ziggy und Fern steht, besser dran zu sein. Noch dazu Sarah auf ihrer Lieblingsseite im Internet „Missed Connections“ plötzlich von einem tollen Typen angeschrieben wird, der eigentlich nur Blake sein kann.
Für meinen Geschmack ist Sarah viel zu naiv und leichtgläubig. Sie lässt sich von Ziggy und Fern schikanieren, wobei jeder normale Mensch schon längst Jacks Jobangebot angenommen hätte. Und wenn es nur vorübergehend gewesen wäre. Als Höhepunkt nimmt Sarah auch noch an einem Selbstfindungssemiar der Beiden teil, wobei jeder weiß, dass das natürlich nicht gut ausgehen kann. Sie hält Jack für einen unechten Draufgänger, schläft aber mit ihm, wobei sie Blake aufgrund seiner poetischen anonymen Nachrichten bewundert. Kurzum, ein ziemlich verworrenes Buch, das 352 Seiten braucht um zu klären, was der Leser schon nach ein paar Seiten weiß.
Für das Rezension-exemplar danken wir:
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