Edda Helmke: Verstrickung & Ria Klug: Vollpfostenfango. Ein Kurort-Desaster.
Edda Helmke: Verstrickung
bebra Verlag // 2018
286 Seiten // 12 Euro // Taschenbuch
Pankow, ein Ortsteil in Berlin, hat das gleiche Problem wie viele andere Ortsteile in Großstädten. Alle einheimischen Läden wie der gute alte Schuhmacher weichen hippen Sojacafes, erschwingliche Wohnungen werden saniert und in überteuerte Luxuswohnungen umgewandelt. Die Alteingesessenen werden von hohen Mieten vertrieben und neue Familien mit hohen Einkommen besiedeln den Ortsteil. Was in Berlin auch als "Schwabenhass" läuft, wird anderen Orts mit dem Schreckensort "Gentrifizierung" bezeichnet.
Genau mit diesem Problem muss sich auch Pankow auseinandersetzen als der Manager einer Imobilienfirma, Tommy Imhoff, tat in der Panke aufgefunden wird. Für Kommissar Rainer Schade kommt sofort ein politisches Motiv in Betracht. Doch sobald er mit den Einwohnern der Florastraße spricht, stellt er fest, dass dort viel mehr menschliche Verstrickungen herrschen als tiefpolitische Gesinnungen. Was verheimlicht die Wollfadenverkäuferin Ariane? Warum verhält sich die Witwe des Managers so merkwürdig? Und wer ist die Frau neben Imhoff auf dem Foto in der Bar?
Für mich war Verstrickung ein tatsächlich verstrickt. Zu Beginn hatte ich etwas Probleme mit dem Einstieg. Viele Personen, kurze Abschnitte, die die Handlung schnell und lebendig gestalten, doch auch das Verständnis bei vielen Charakteren erschwert. Doch auch als ich mich eingelesen hatte, ging es mir manchmal etwas zu schnell. Die Freundschaft zwischen Kommissar Schade und Ariane etwas plötzlich. Auf einmal waren sie Lauffreunde und Duzen sich, wobei ihr erstes Aufeinandertreffen nicht gerade freundschaftlich war.
Natürlich gibt es auch Punkte, die mir gut gefallen haben. So mochte ich es zum Beispiel, dass jeder Bewohner im Kiez anscheinend etwas mit dem Mord zu tun zu haben scheint und auch die Auflösung einiges der Fantasie des Lesers überlasst.
Zusammenfassend ist "Verstrickung" ein temporeicher Kriminalroman zum Miträtseln über das in Großstädten heiß diskutierte Thema "Gentrifizierung", wobei sich Edda Helmke an manchen Stellen etwas mehr Zeit hätte lassen können.
Für das Rezensions-exemplar danken wir:
Ria Klug: Vollpfostenfango. Ein Kurort-Desaster.
Grafit Verlag // 2017 // Originalausgabe
186 Seiten // 11,00 Euro // Paperback
Thorsten Hantsch ist zurück. Und mit ihm ein Feuerlöscher voll Koks, den er im Urlaub am Strand von Amrum gefunden hat. Haben die sechs Kilo weisser Schnee schon im ersten Band "Vollpfostenmasche"für Chaos gesorgt, so geht es im zweiten in Hantschs Heimat Bad Gruntz turbulent weiter. Alle sind hinter dem Stoff her und Hantsch scheinbar zurück gebliebene Art verstärkt das Desaster noch. So fällt Hanischs Chef Gieseking auf der Suche nach dem Koks die Kellertreppe hinunter. Hantsch hält ihn für tot, aber die Leiche verschwindet und stattdessen tauchen zwei Bekannte aus dem ersten Band auf. Sonja und Petter wollen auch ein Stück von Kuchen und setzten als angebliche Heilärzte den halben Kurort ins alkoholische Delirium. Und als die Geschwister Anna und Malte von nebenan einen von Hantsch versteckten Feuerlöscher finden, wollen auch sie beim großen Geschäft mitmischen. Doch plötzlich tauchen überall Feuerlöscher voller weissem Pulver auf und nur einer behält den Überblick. Das Ende dieses rasanten und lustigen Krimis erinnert etwas an den Film Grasgeflüster, nur das hier bei der Eröffnung des neuen Kurhauses Kurgäste, Besucher und Verwaltung in eine vollkommen ausgelassene Stimmung geraten. Da ist auch die Polizei machtlos.
Toller unterhaltsamer Krimi mit tiefen Einblicken ins wirkliche Leben, zum Beispiel wenn die Leute der Grünflächenverwaltung mit darüber abstimmen, ob die Grünflächenverwaltung abstimmen darf.
Für das Rezensions-exemplar danken wir:
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