Der unendliche Faden erzählt von Paolo Rumiz Weg zu den Benediktinern, den Erbauern Europas. Und so beginnt seine Reise im April 2017 in Nuria oder auch Norcia. Dort steht auf der Mitte der Piazza, der durch ein Erdbeben zerstörten Stadt, die Statue des Heiligen Benedikt.
TransferBibliothek CXLVII // Folio Verlag // 2020 // Übersetzt aus dem Italienischen von Karin Fleischanderl
Gebunden // 237 Seiten // 22,00 €
(c) https://www.ndr.de/kultur/buch/Paolo-Rumiz-Der-unendliche-Faden,derunendlichefaden102.html |
Ein Mann mit langem Bart und weiter Kutte hob den Arm, als wolle er auf etwas zwischen Himmel und Erde zeigen. Er stand unversehrt inmitten der Zerstörung, und die Aufschrift lautete: HL. BENEDIKT, SCHUTZPATRON EUROPAS.
Diesem Benedikt und seinen Mönchen, die ohne Waffen und allein mit der Kraft ihres Glaubens und der Zauberformel ora et labora Europa gerettet haben, will Rumiz auf seiner Reise zu den Benediktiner-Klöstern nachspüren. Er sucht ihre Barmherzigkeit und Solidarität, um sie der Abgrenzung und Abschottung Europas entgegenzusetzen. So besucht er Klöster in Veneto, in Deutschland, in der Lombardei, in Südtirol, in der Schweiz, in Frankreich, in Belgien, Österreich und Ungarn.
Dort findet er auch die große Bedeutung der Musik, des lateinischen Gesangs und der gregorianischen Chorale wieder.
Besonders gut gefällt mir der Gedanke, dass der europäischen Idee das Streben nach Glück zugrunde liegt und dass im Mittelalter "Traurigkeit" die achte Todsünde war. Traurigkeit war eine Beleidigung Gottes und ein guter Christ zur Fröhlichkeit verpflichtet:
Denn wenn Gott etwas hasst, dann lange Gesichter. Als würde er zu uns sagen: Ich habe euch so viele wunderschöne Dinge aufgetischt, und ihr langweilt euch?
Wie immer sind Rumiz Reiseerzählungen auch ein ein Stück Zivilisationskritik, diesmal insbesondere gegen Rassismus und die Ausbeutung der Ängste der Ärmsten. Mehr vom großen italienischen Reiseschriftsteller findet ihr hier bei unserer Besprechung zu Der Leuchtturm und Die Seele des Flusses.
Wir danken dem Folio Verlag für das Rezensionsexemplar.
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