Roman // 2015 // acabus Verlag
Seiten 355 // 16 Euro // broschiert
Annette von Droste-Hülshoffs Leben: von den ersten Gedichten ihrer Kindheit, über das Ringen um Selbstachtung und literarische Beachtung in einer frauenfeindlichen Zeit, bis zur allmählichen Anerkennung als namhafte Poetin und ihrem frühen Tod.
Ein Buch, das ich am liebsten immer weiter gelesen hätte: Ester Grau ist eine tolle Mischung aus Biografie und Roman gelungen. Wie Annette von Droste-Hülshoff, selber eine zwar körperlich schwache, oft kränkelnde Frau war, seelisch und geistig aber enorm stark und klug.
Leider zur falschen Zeit geboren, denn der Biedermeier erlaubte Frauen keine eigenständige Persönlichkeit. Häuslichkeit, Geselligkeit im kleinen Kreis und die Zurückgezogenheit ins Private waren das Ideal. Frauen sollten Genügsam sein und selbstbescheiden, ihre Leidenschaften zähmen, sich Eltern und Männern unterordnen.
Und so liest man Annettes Gedichte zwar gerne den zahlreichen Besuchern der Wasserburg Hülshoff in Westfalen vor, gedruckt sollen sie aber nicht werden. Gedichteschreiben oder literarische Ambitionen sind zwar eine nette Beschäftigung für Frauen, aber man darf sie nicht zu ernst nehmen. So ist es auch vor allem Annettes adeliger, katholisch westfälischer Familienclan, der ihrer Selbstbestimmung entgegensteht.
So ist Annettes Mutter zwar ihre erste Förderin im Kindesalter, stellt sie später jedoch als zu ehrgeizig, eitel und überheblich dar. Und da vereitelt ihr Onkel durch eine Familienintrige auch ihre erste Liebe zu dem bürgerlichen Poeten Heinrich Straube. Einen späteren Heiratsantrag eines im Rheinland lebenden adeligen Gutsherrn und Weingutbesitzers muss Annette ablehnen, da dieser protestantisch ist.
Aber Annette geht trotz immer wiederkehrender Krankheit ihren Weg als Poetin, schreibt Gedichte, Balladen, die Kriminalgeschichte "Die Judenbuche", sogar eine Oper. Im Zeitalter der Poeten trifft sie auf die Brüder Grimm, Hoffmann von Fallersleben, Johanna und Adele Schopenhauer, ist selber Mitglied eines literarischen Zirkels, der sich die "Heckenschriftsteller" nennt. Sie findet Lehrer und Förderer und in ihrer Schwester Jenny eine treue Freundin. Später wird sie Levin Schückling, der Sohn ihrer verstorbenen Dichterfreundin, eine Zeit lang begleiten.
Esther Grau schreibt sehr kenntnisreich über Annettes Leben und versetzt sich einfühlsam in ihre Gefühlswelt. Sie vermittelt auch ein gutes Bild vom adeligen Leben in der Welt des Biedermeiers und von der wechselnden Besetzung Münsters durch die Franzosen und die Preußen. Von Abenden, die durch Vortrag und Musizieren bestimmt waren, aber auch von niedergeschlagenen Revolutionen in Frankreich und in Deutschland. Zwischendurch gibt es immer wieder Geschichte, die man vor ihrem Entstehungshintergrund viel besser verstehen kann.
Seiten 355 // 16 Euro // broschiert
Annette von Droste-Hülshoffs Leben: von den ersten Gedichten ihrer Kindheit, über das Ringen um Selbstachtung und literarische Beachtung in einer frauenfeindlichen Zeit, bis zur allmählichen Anerkennung als namhafte Poetin und ihrem frühen Tod.
Ein Buch, das ich am liebsten immer weiter gelesen hätte: Ester Grau ist eine tolle Mischung aus Biografie und Roman gelungen. Wie Annette von Droste-Hülshoff, selber eine zwar körperlich schwache, oft kränkelnde Frau war, seelisch und geistig aber enorm stark und klug.
Leider zur falschen Zeit geboren, denn der Biedermeier erlaubte Frauen keine eigenständige Persönlichkeit. Häuslichkeit, Geselligkeit im kleinen Kreis und die Zurückgezogenheit ins Private waren das Ideal. Frauen sollten Genügsam sein und selbstbescheiden, ihre Leidenschaften zähmen, sich Eltern und Männern unterordnen.
Und so liest man Annettes Gedichte zwar gerne den zahlreichen Besuchern der Wasserburg Hülshoff in Westfalen vor, gedruckt sollen sie aber nicht werden. Gedichteschreiben oder literarische Ambitionen sind zwar eine nette Beschäftigung für Frauen, aber man darf sie nicht zu ernst nehmen. So ist es auch vor allem Annettes adeliger, katholisch westfälischer Familienclan, der ihrer Selbstbestimmung entgegensteht.
So ist Annettes Mutter zwar ihre erste Förderin im Kindesalter, stellt sie später jedoch als zu ehrgeizig, eitel und überheblich dar. Und da vereitelt ihr Onkel durch eine Familienintrige auch ihre erste Liebe zu dem bürgerlichen Poeten Heinrich Straube. Einen späteren Heiratsantrag eines im Rheinland lebenden adeligen Gutsherrn und Weingutbesitzers muss Annette ablehnen, da dieser protestantisch ist.
Aber Annette geht trotz immer wiederkehrender Krankheit ihren Weg als Poetin, schreibt Gedichte, Balladen, die Kriminalgeschichte "Die Judenbuche", sogar eine Oper. Im Zeitalter der Poeten trifft sie auf die Brüder Grimm, Hoffmann von Fallersleben, Johanna und Adele Schopenhauer, ist selber Mitglied eines literarischen Zirkels, der sich die "Heckenschriftsteller" nennt. Sie findet Lehrer und Förderer und in ihrer Schwester Jenny eine treue Freundin. Später wird sie Levin Schückling, der Sohn ihrer verstorbenen Dichterfreundin, eine Zeit lang begleiten.
Esther Grau schreibt sehr kenntnisreich über Annettes Leben und versetzt sich einfühlsam in ihre Gefühlswelt. Sie vermittelt auch ein gutes Bild vom adeligen Leben in der Welt des Biedermeiers und von der wechselnden Besetzung Münsters durch die Franzosen und die Preußen. Von Abenden, die durch Vortrag und Musizieren bestimmt waren, aber auch von niedergeschlagenen Revolutionen in Frankreich und in Deutschland. Zwischendurch gibt es immer wieder Geschichte, die man vor ihrem Entstehungshintergrund viel besser verstehen kann.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen