Roman // Haymon // 2018
200 Seiten // 19,90 Euro // Gebunden
Der Ich-Erzähler ist 75 Jahre alt und möchte am liebsten sein Leben auf seiner Dachterrasse verbringen und den Wolken zusehen: "Ich sah ihre Schönheit, obwohl sie keine schöne Form zeigte".
Er hat als Motivationscoach viele Unternehmen beraten und immer noch auch international erfolgreiche Bücher geschrieben. Leider kann er sich selbst nicht mehr motivieren, um seinem Leitspruch "Stärken stärken, schwächen schwächen" zu folgen. Aber wenn das Honorar sehr hoch ist, nimmt er noch Vortragseinladungen an.
Auf der Rückfahrt von solch einer Einladung läuft ihm das junge Mädchen Jara quasi zu. Saß sie ihm erst im Zugabteil mit einer älteren Frau gegenüber, erwacht er als sie schlafend an seiner Seite liegt. Jara begleitet ihn in seine Münchener Wohnung und lebt fortan bei ihm. Gegenüber wohnt die alleinerziehende Isabel mit Sohn Benjamin, etwa in Jaras Alter. Jara scheint irgendwo aus dem Balkan zu kommen und reißt ihn aus seiner Einsamkeit. Selbst als sie besser Deutsch spricht, spricht sie nie über ihre Herkunft und ihr früheres Leben. Benjamin und Jara freunden sich an, vor dem Jugendamt bilden sie ein Vierergespann, aber trotzdem weiss der Ich-Erzähler, dass sein Leben mit Jara nicht von Dauer ist, sondern nur vorübergehend.
Vorübergehende ist ein Nachdenken über einen älteren Mann, der seinen Platz in der Welt verloren hat und immer einsamer wird. Auch seine wenigen exzentrischen Freunde stehen den Anforderungen des modernen Lebens ähnlich verwirrt gegenüber wie der Ich-Erzähler. Auch die Gespräche und das gemeinsame musizieren mit Benjamin ist nur vorübergehend als Benjamin in Jara eine Gleichgesinnte findet:
"Eine Regel dieses Geheimbunds: Sprich nie ein Wort zu viel. Das Ideal: Sich ohne Worte verstehen"
Als Jara und Benjamin am Ende verschwinden ist es bedeutungslos, ob es dafür eine rationale Erklärung gibt oder ob Jara nur eine fiktive Person war, denn der Ich-Erzähler hat erkannt, dass es für ihn keine Rettung aus seiner Weltverzweiflung und Einsamkeit gibt. Aber zum Glück ist eben alles nur Vorübergehend.
Wir danken dem Haymon Verlag für das Rezensionsexemplar.
200 Seiten // 19,90 Euro // Gebunden
Der Ich-Erzähler ist 75 Jahre alt und möchte am liebsten sein Leben auf seiner Dachterrasse verbringen und den Wolken zusehen: "Ich sah ihre Schönheit, obwohl sie keine schöne Form zeigte".
Er hat als Motivationscoach viele Unternehmen beraten und immer noch auch international erfolgreiche Bücher geschrieben. Leider kann er sich selbst nicht mehr motivieren, um seinem Leitspruch "Stärken stärken, schwächen schwächen" zu folgen. Aber wenn das Honorar sehr hoch ist, nimmt er noch Vortragseinladungen an.
Auf der Rückfahrt von solch einer Einladung läuft ihm das junge Mädchen Jara quasi zu. Saß sie ihm erst im Zugabteil mit einer älteren Frau gegenüber, erwacht er als sie schlafend an seiner Seite liegt. Jara begleitet ihn in seine Münchener Wohnung und lebt fortan bei ihm. Gegenüber wohnt die alleinerziehende Isabel mit Sohn Benjamin, etwa in Jaras Alter. Jara scheint irgendwo aus dem Balkan zu kommen und reißt ihn aus seiner Einsamkeit. Selbst als sie besser Deutsch spricht, spricht sie nie über ihre Herkunft und ihr früheres Leben. Benjamin und Jara freunden sich an, vor dem Jugendamt bilden sie ein Vierergespann, aber trotzdem weiss der Ich-Erzähler, dass sein Leben mit Jara nicht von Dauer ist, sondern nur vorübergehend.
Vorübergehende ist ein Nachdenken über einen älteren Mann, der seinen Platz in der Welt verloren hat und immer einsamer wird. Auch seine wenigen exzentrischen Freunde stehen den Anforderungen des modernen Lebens ähnlich verwirrt gegenüber wie der Ich-Erzähler. Auch die Gespräche und das gemeinsame musizieren mit Benjamin ist nur vorübergehend als Benjamin in Jara eine Gleichgesinnte findet:
"Eine Regel dieses Geheimbunds: Sprich nie ein Wort zu viel. Das Ideal: Sich ohne Worte verstehen"
Als Jara und Benjamin am Ende verschwinden ist es bedeutungslos, ob es dafür eine rationale Erklärung gibt oder ob Jara nur eine fiktive Person war, denn der Ich-Erzähler hat erkannt, dass es für ihn keine Rettung aus seiner Weltverzweiflung und Einsamkeit gibt. Aber zum Glück ist eben alles nur Vorübergehend.
Wir danken dem Haymon Verlag für das Rezensionsexemplar.
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